PhotoWeekly 17.04.2019 | Page 26

Interview M E TA M O R P H I S  26 „Kunst zu erschaffen ist das Wichtigste!“ Samira Lohmann – bekannt als METAMORPHIS – fotografiert Märchenbilder in ihrem ganz eigenen Stil und veröffentlichte schon mehrfach in der PhotoVogue Italy. Mit PhotoWeekly sprach Sie über den Prozess, neue Welten zu kreieren. Interview: Ruben Schäfer Samira, was waren 2018 deine Highlights, was hast du erlebt? Das ist tatsächlich keine einfache Frage, ich hatte letztes Jahr eben- so viele besondere Momente und Highlights. Neben meiner bishe- rigen Fotografie, bei der ich ganz gezielt Modelle ins rechte Licht rücke, habe ich im letzten Jahr mit Dokumentarfotografie begon- nen. Also während ich bislang eher inszenierende Künstlerin war, habe ich nun im Ausland all- tägliche Situationen eingefangen, die den Moment und die Realität wiedergegeben haben. Die Foto- grafie in anderen Ländern und im Kontext anderer Kulturen fas- ziniert mich und wird sicherlich auch in Zukunft einen Teil mei- nes Portfolios ausmachen. Zur Person: Samira Lohmann, bekannt als META- MORPHIS, stammt aus der Region Bonn und fotogra- fiert seit 7 Jahren. METAMORPHIS Künstlername steht für die Ver- wandlung, die ihre Motive erleben. Ihre Fotos wurden in regionalen, na- tionalen und inter- nationalen Medien veröffentlicht. metamorphis. photos Du hast dich für die Märchenfotografie entschie- den. Warum ist das deine Leidenschaft? Tatsächlich habe ich mich schon in sehr frühen Jahren mit Fotografie beschäftigt. Oft habe ich stun- denlang in Zeitschriften Bilder betrachtet. Hoch- glanz-Magazine, Illustrierte und sogar Versand- hauskataloge haben schon als Kind mein Interesse geweckt. Ich war also schon immer sehr bildaffin. Und dann war ich auch schon immer von Märchen fasziniert. Daraus ist mein Stil entstanden. Porcelain Nymph: Eine Anlehnung an das tschechische Märchen von 1976 „Die kleine Meer- jungfrau“. Autumn Braid: Ein durch Posi- tionierung und Farbgebung in die Landschaft einge- flochtenes Model. Wie hat sich deine Karriere entwickelt? Ich war zunächst als Model aktiv, besonders gerne für Kunstprojekte. Dort habe ich mit Vorliebe my- thologische Themen und auch Märchen dargestellt. Immer mehr wuchs in mir der Wunsch, Ideen, The- men und Bilderwelten noch detaillierter oder ein- fach aus einem anderen Blickwinkel heraus zu ge- stalten. Deswegen habe ich die Seiten gewechselt. Wie hast du die Fotografie auf diesem Niveau in der kurzen Zeit gelernt? Vor allem durch Learning by Doing, denn gerade am Anfang habe ich viel experimentiert und auspro- biert. Ich habe aber auch an Kursen und Schulungen teilgenommen. Mein größter Lerneffekt kam durch die Zusammenarbeit mit großartigen Fotografen und Bildbearbeitern zu- stande. Bereits als Model „Man sollte mu- habe ich viele lehrreiche tig sein, viel aus- Kontakte geknüpft. Und natürlich schult auch probieren und das das Betrachten von Fo- machen, was man tos und fotografischen Darstellungen, was ich ja schön findet.“ schon als Kind sehr in- tensiv gemacht habe. Ich bin sicher, dass sich durch intensives Auseinandersetzen oder einfach gesagt „Bilder betrachten“ sehr viel in Bezug auf Bildkom- positionen, Farbharmonien, Symmetrien und Bild- schnitt im Unterbewusstsein verankert. Man soll- te aber vor allem mutig sein, viel ausprobieren und letztlich das machen, was man schön findet. Mit welchen Menschen arbeitest du zusammen? Ich inszeniere Bilder mit Menschen, die mal in eine andere Welt eintauchen wollen, das können Foto- grafieerfahrene und unerfahrene Personen sein. Ich arbeite vor allem gerne mit Frauen zusammen, da diese besonders gut in die zarten oder verspielten Kulissen passen, aber Männer kommen natürlich auch in Frage. Thema und Mensch müssen letzt- lich zusammenpassen. Grundsätzlich fotografiere ich nur noch Themenbereiche, die mich auch wirk- lich voll und ganz inspirieren. Über die Jahre habe ich die Erfahrung gemacht, dass die besondersten Momente entstehen, wenn man mit ganzem Herzen bei der Sache ist. Hamlets Ophelia: Eine Interpretati- on der Ophelia aus Hamlet von William Shakespeare. Snow Queen: Ein Porträt, durch Kopfschmuck und Halskrause könig- lich und durch helle Bearbeitung zart wirkend. Wie bereitest du ein Fotoshooting vor? Ich schaue mir zunächst das Model gut an, um her- auszufinden, was zur Person passt. Dabei entstehen in der Regel schon sehr viele Ideen. Also eher etwas Opulentes, etwas Statisches, etwas Filigranes? Dann fließt aber natürlich immer auch der Wunsch des Gegenübers mit ein. So kommen wir zu einem ins- pirierenden Thema. Danach geht es an die eigent- liche Planung, sprich Kostüm-Zusammenstellung, Locationsuche und schlussendlich beginnt das Fotoshooting. Das Erschaffen von Kunst ist mir immer das Wichtigste. Welches Equipment verwendest du? Ich arbeite im Moment vor allem mit der Canon EOS 6D und einem Weitwinkel-Objektiv. Mein Licht- equipment ist schon vielfältiger, da nutze ich je nach Location Available Light, Studioblitze und bei kleinen Kindern und Babys vorzugsweise Dauer- licht, da Blitzlicht fotounerfahrene Menschen im Allgemeinen eher irritiert. Gibt es schon kommende Projekte, über die du mehr verraten kannst? Nach Venedig und Wien gibt es natürlich noch einige Projekte, die in Planung sind, aber verraten wird noch nichts, es soll ja spannend bleiben. Close Whisper: Eine Symbiose zwischen Mensch und Natur. Samira Lohmann (Metamorphis)