PhotoWeekly 15.01.2020 | Page 26

Finale AUSSTIEG 26 Fotografen sind Umweltsäue Von Wolfgang Heinen Nachdem die Diskussionen um Kin- derlieder im WDR mit Textzeilen wie „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“ die deutschen Feiertagsgemüter über Weihnachten erhitzten, ist das Thema jetzt auch in der Fotobranche ange- kommen. Nur anders: Wer Fotoproduk- tionen durchführt, frevelt massiv an der Umwelt. Sagt die italienische Mo- dezeitschrift Vogue und zeigt in ihrer Januar-Ausgabe ausschließlich Illus- trationen anstatt Fotos. Und man rech- net vor, was dadurch an Energie einge- spart wurde bzw. pro Ausgabe benötigt wird: Beteiligt wä- ren 150 Leute, die 20 Flüge und ein Dut- zend Zugfahrten ab- solviert hätten. Dazu 40 Autos in Bereit- schaft. 60 internationale Lieferungen wären nötig gewesen. Licht, das für mindestens 10 Stunden ununterbro- chen brennt und zum Teil von Gene- ratoren geliefert wird, die mit Benzin betrieben werden. Dazu Lebensmit- telabfälle von Catering-Diensten und Plastik, um die Kleidungsstücke einzu- packen sowie Elektrizität, um Telefone und Kameras aufzuladen. Kommt ganz schön was zusammen. Beeindruckend. Aber ist das auch mehr als ein – genialer – Marketing- Gag? (Die Januar-Ausgabe der Italo- Vogue ist schon jetzt ein sehr be- gehrtes Samm- ler-Objekt). Wohl kaum. Wissen natürlich auch die Vogue-Kollegen, denn: In der Feb- ruar-Ausgabe der italienischen Vogue wird es wieder Fotografie geben. In Zukunft aber, so die Macher, wohl etwas weniger. Auch wir von PhotoWeekly haben versucht, alle Fotografien in dieser Ausgabe durch eigene Zeichnungen zu erset- zen. Nein, das wollt ihr nicht sehen. Weniger Fotografie soll die Umwelt retten? Aber klar: Schmeißt eure Gene- ratoren weg. Und diese giftigen Kamera- Akkus – die kann doch keiner mehr guten Gewissens kaufen und (auf)brau- chen. Hört auf damit, Bilder zu bearbei- ten und dadurch Rechnerleistung zu verschwenden. Druckt unter gar keinen Umstän- den mehr Bilder, die basieren auf tonnenweise Holz und die Tinte – ihr wisst schon. Die Konse- quenz: Hört auf zu Fotografieren. In letzter Konsequenz: Bewegt euch nicht und stellt das Atmen ein. Alles Weitere ergibt sich dann. „Wer Fotoproduk- tionen durchführt, frevelt massiv an der Umwelt.“ „Wir haben versucht, alle Fotografien dieser Ausgabe durch eigene Zeichnungen zu ersetzen.“ „Konsequenz: Bewegt euch nicht und stellt das Atmen ein!“