PhotoWeekly 13.03.2019 | Page 27

Technik M E TA -T E S T 27 SIGMA 105 MM F1,4 DG HSM ART Das Porträt-Monster Wer Menschen fotografieren möchte, hegt ir- gendwann den Wunsch nach einem Objektiv für wunderbare Porträts. Und was eignet sich da besser als ein 105 mm mit Blende f/1,4? Von Ruben Schäfer Sigmas Art-Serie ist von Beginn an eine ganz eigene Liga, die uns fast immer begeistert hat – in der Regel mit der Leistung, aber oft genug auch mit einem verhältnis- mäßig geringen Preis. Und wenn Sigma nun ein 105-mm-Art-Objek- tiv auf den Markt bringt und das Ding dann auch noch „Bokeh- Meister“ nennt, sind natürlich alle Ohren gespitzt. Wird das Sigma dem Anspruch gerecht – und ist es vielleicht sogar das ultimative Porträt-Objektiv? N O 069 11/2019 Sigma 105 mm F1,4 DG HSM Art sehr gut Ausstattung Einen gefühlten Rekord stellt das Sigma schon auf den ersten Blick auf: Es ist so groß und schwer, dass die Japaner es direkt mit ei- ner Stativschelle ausrüsten und ausliefern. Der Filterdurchmes- ser von 105 mm (!) und das Ge- wicht von über anderthalb Kilo- gramm sind ein Wort. Immerhin: Ebenso wie Sigmas Objektive der Sports-Produktlinie ist auch das 105 mm mit einem effektiven Staub- und Spritzwasserschutz ausgestattet. Dazu sind der Ob- jektivanschluss, der Fokusring, die Fronteinheit sowie andere Be- reiche mit Dichtungen versehen. Das Sigma besteht aus Metall, die Gegenlichtblende sogar aus car- bonfaserverstärktem Kunststoff. Im Inneren setzt Sigma auf hoch- wertiges Glas. Insgesamt verrich- ten 17 Elemente in 12 Gruppen ihren Dienst. Für ein besonders weiches Bokeh hat Sigma neun Blendenlamellen verbaut. Der hochpräzise Autofokus lässt Fo- tografen sofort reagieren, schnell ist er dagegen nicht besonders, was bei der Masse an Glas nicht besonders verwundern sollte. Sigma wollte auch die Vignettie- rung reduzieren, ein Grund, war- um der Filterdurchmesser so groß ausfiel, wie sie betonen. Durch den Einsatz von drei FLD-Glasele- menten, zwei SLD-Glaselementen und einem asphärischen Linsen- element minimiert das optische System Farblängsfehler und soll eine extrem hohe Auflösung bei gleichzeitig großem peripheren Lichtvolumen liefern. Quick Facts: Preis: ca. 1.400 Euro Gewicht: 1.645 g Offenblende: f/1.4 Kleinste Blende: f/16 Bildstabilisator: Nein Das Sigma ist ein Gigant, der mit über 1.500 Gramm auf die Waage drückt. Deswegen wird eine Stativschelle mit- geliefert. Entgegen anderer Objektive der Art-Serie ist das Sigma 105 mm gegen Staub und Spritzwasser ge- schützt. Bildqualität Doch genug von sollte und könnte: Das Sigma wurde von einigen Testern genau unter die Lupe ge- nommen und konnte durchaus überzeugen. Christoph Künne schreibt für Docma, die Vignet- tierung sei gering, die Bildquali- tät dafür sehr gut. Tim Herpers schreibt für Digital Photo: „Die Auf- lösung ist bei Offenblende f/1,4 gut und findet bei f/5,6 mit 87 von 100 Prozent ihr Maximum.“ Hier sei der Randabfall der Auflösung gleich null. Martin Vieten warnt ironisch bei photoscala: „Das Sig- ma 105 mm F1.4 DG HSM ist stets schärfer, als es einem Model lieb sein kann. Mit „stets“ meine ich: beginnend ab Offenblende F/1.4. Gnadenlos schält es feinste Haut- unreinheiten heraus, findet noch das dünnste Härchen, das sich ins Gesicht verirrt hat.“ Auch die chro- matischen Aberrationen seien ausgezeichnet korrigiert. Das sagen die Kollegen ...  „Das Sigma 105 mm f/1.4 ist ein fantastisches Porträt- objektiv, das seinem Besitzer aber im Handling einige Be- schwerlichkeiten abverlangt. Wer sich dem unterwirft, wird mit großartigen Bildern belohnt, die ein ausgeprägtes und dabei relativ unaufdringliches Bokeh erhalten können. In seiner gleichsam „natürlichen“ Umgebung ist das Objektiv überall dort, wo es Menschen zu fotografieren gibt. Leicht abgeblendet lassen sich damit Veranstaltungen hervorra- gend dokumentieren, ohne dass man den Teilnehmern allzu nahekommen muss.“  (Christoph Künne) super „Machen wir es kurz: Sigma fährt mit dem 105 mm F1.4 DG HSM ein weiteres SUPER für ein Objektiv der Art-Serie ein. Die Porträtoptik vereint die Ansprüche von Porträtfo- tografen in einem sehr wertigen Gehäuse. Auch beim Blick auf die nicht messbare Verzeichnung gibt es von uns nur Lob.“  (Tim Herpers)  „Mir ist bislang kein Porträtobjektiv untergekommen, das mich in der Summe der Eigenschaften derart überzeugt hat, wie das Sigma 105 mm F1.4 DG HSM | Art. Schärfe: gnaden- los. Bokeh: weich wie Softeis. Abbildungsfehler: Fehlanzeige. Sicher, das Nikkor AF-S 105 mm 1:1.4 E ED ist optisch fast ebenbürtig – aber eben nicht ganz. Und es muss trotz sei- nes höheren Preises mit einer Kunststofffassung auskom- men. Für mich spielt das 105er von Sigma in der Liga eines Zeiss Otus 1,4/85 mm, hat diesem aber den Autofokus vor- aus.“  (Martin Vieten) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Das Sigma punktet in allen Disziplinen, die sich mit der Optik beschäf- tigen – soweit kennen wir das ja schon. Aber diesmal werden die Erwartungen noch über- troffen. Spritzwasserschutz und beste Verarbei- tungsqualität runden das Paket ideal ab. Top Job!  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: In einer idealen Welt wäre das Sigma halb so schwer und könnte Filter tragen, die nicht mehrere hundert Euro kosten. Und es hätte einen Bildstabilisator. Sigma 105 mm F1.4 DG HSM Art N 069 O 11/2019 sehr gut