PhotoWeekly 12.08.2020 | Page 9

News TECHNIK | TRENDS | KULTUR 08 CANON EOS R5 Die beste Canon Schon getestet! aller Zeiten I8K Video, 20 Bilder pro Sekunde in voller 45-MP-Auflösung, Dual-Pixel-AF: Doch hält die Canon EOS R5, was die spektakulären Eckdaten versprechen? Wir haben die Spiegellose ausführlich in der Praxis und im Labor getestet. Von Sascha Ludwig Die Erwartungen an das neue DSLM-Topmodell von Canon sind hoch: Kaum eine andere Kamera hat vor ihrer Veröffentlichung für derart hitzige Diskussionen gesorgt. Herausragende Features im Foto- sowie Video-Bereich auf der einen Seite und Einschränkungen beim Drehen von hochauflösenden Bewegtbildern auf der anderen spalten die Foto-Community. Wir haben die Canon EOS R5 auf dem Prüfstand an ihre Grenzen gebracht und verraten, wie sie sich im Alltag schlägt und ob sich die Spiegellose gegen die starke Konkurrenz behaupten kann. N O 138 33/2020 Canon EOS R5 sehr gut Quick Facts: Preis: ca. 4.400 Euro Sensor: Vollformat-CMOS mit 44,8 Mio. Pixel Video-Auflösung: C8K/30p; 4K/120p Display: 3,2-Zoll-Touchscreen (2.100.000 Bildpunkte) ISO: 50-102.400 Serienbild: bis zu 20 B/s Dass die DSLM mit einer gesteigerten Hitzeentwicklung zu kämpfen hat, steht außer Frage, denn: Sowohl beim Fotografieren als auch beim Filmen sind die produzierten Datenmengen schlicht gewaltig. 20 Bilder pro Sekunde in Serie bis zu einer maximalen Serienlänge von knapp unter 200 Bildern lassen den Platz auf der eingesetzten CFexpress- oder SD-Karte dahinschmelzen und die Kamera merklich wärmer werden. Nur zur Verdeutlichung: Eine knapp 10 Sekunden andauernde Serie verschlingt knapp unter 3 GB; wenn ausschließlich in JPEG fotografiert wird. Kommt noch das verlustfrei komprimierte CR3-RAW-Format hinzu, steigt der Speicherverbrauch auf das Zweieinhalbfache. Dass die EOS R5 dabei nicht ins Stocken gerät, hat sie sowohl dem schnellen DI- GIC-X-Prozessor und dem zuvor genanntem CFexpress-Schacht zu verdanken, der den Puffer rapide leer schaufelt. Die Kamera in puncto Serienbilder an ihre Grenzen zu bringen, gelingt also nur mit mutwilligem Vorsatz. Der kompakte Body überzeugt restlos und schließt nahtlos an die intuitiven Vorgänger an. Ein hochauflösender Sucher und ein Touch- Display unterstreichen den Profi-Anspruch. Schalten wir in den Video-Modus, ist die EOS R5 vermeintlich etwas leichter an ihr Limit zu führen. Auch hier zunächst ein Rechenbeispiel: Zeichnen wir in maximaler Qualität mit 8K-Auflösung im RAW-Format samt 12-Nit-Farbtiefe auf, liegt die Datenrate bei rund 2.500 Mbit pro Sekunde. Pro Minute werden also knapp 19 GB Speicherplatz belegt. Bei klimatisierter Studio-Temperatur von 23 Grad überbot unsere Test-Kamera die vom Hersteller angegebene Maximal-Laufzeit von 20 Minuten leicht. Die Aufnahme endete allerdings nicht wegen Überhitzung, sondern aufgrund von Platzmangel auf der eingesetzten CFexpress-Karte mit 512 GB Kapazität. Beim Drehen in 4K mit 120 fps unter identischen Bedingungen konnten wir die Kamera schließlich nach rund 19 Minuten in den Hitzestreik zwingen. Beim Filmen im Freien, starker Sonneneinstrahlung und einer Lufttemperatur von knapp über 30 Grad zeigt sich ein anderes Bild; wenn auch wenig verwunderlich: Hier versagte die EOS R5 bereits nach knapp 7 Minuten Dauer-Aufzeichnung hitzebedingt in 8K-Auflösung den Dienst. Hat die EOS R5 also ein Wärme-Problem? Aus unserer Sicht nur bedingt und somit verkraftbar, denn: Unter Extrem-Bedingungen kommt auch die Konkurrenz ähnlich schnell an ihre Grenzen; im Studio läuft vorher meist die Speicherkarte voll. � Canon EOS R5 mit RF 70-200 mm f/2.8 Aufnahme-Details: 125 mm (KB) | f/5,6 | 1/500 s | ISO 100 In der Praxis: Bei schneller Action fühlt sich die EOS R5 sichtlich wohl. Die hohe Auflösung bietet viel Spielraum für nachträgliche Korrekturen. Einzig die Belichtungsmessung kommt in kontrastreichen Aufnahmesituationen gelegentlich ins Stocken. ISO 100 ISO 12.800 Im Labor: Unterhalb der Marke von ISO 6.400 sind Aufnahmen aus der EOS R5 rauscharm, klar und detailreich. Der Bildstabilisator hilft dabei, die ISO-Zahlen niedrig zu halten; besonders in Aufnahme-Situationen mit wenig Umgebungslicht. Was die Bildqualität angeht, ist die EOS R5 über jeden Zweifel erhaben: Die Kombination aus dem auf fünf Achsen stabilisierten 45-MP-Sensor, dem bärenstarken Dual-Pixel-Autofokus und dem überarbeiteten DIGIC-X-Prozessor überzeugt in beinahe jeder Aufnahmesituation. Bis ISO 1.600 bewegen sich Auflösung und Details auf einem extrem hohen Niveau. Erste markante Störpixel sind schließlich ab ISO 6.400 erkennbar; jenseits dieser Marke bricht auch die Detaildarstellung dann aufgrund interner Weichzeichnung etwas ein. Der hervorragende Bildstabilisator der Canon EOS R5 hilft zuletzt dabei, dass du auch bei Schwachlicht zuverlässig unter dieser Schwelle bleiben kannst. Das Gesamt-Urteil „Die stärkste Kleinbild-Kamera von Canon mutet sich extrem viel zu, meistert fast jede Aufgabe am Ende aber mit Bravour.“ Sascha Ludwig, Leitender Redakteur Das eindrucksvolle Gesamtpaket aus hochauflösendem Sensor, hervorragender Bildstabilisation und bärenstarkem Autofokus begeistert Fotografen und Filmer gleichermaßen. Der enorme Datenverbrauch beim ausgiebigen Fotografieren von Serien und das Filmen in hoher 8K-Auflösung bringen das Archiv und die Kühlung der Kamera an ihre Grenzen. Bildqualität Geschwindigkeit Videoqualität Ausstattung / Handling Gesamtwertung 1,4 1,2 1,4 1,4 1,4 Canon EOS R5 N O 138 33/2020 sehr gut Den ausführlichen Test der Canon EOS R5 sowie des Schwestermodells EOS R6 findest du in der Ausgabe 10 der CHIP Foto-Video. Das digitale Einzelheft kostet 3,50 Euro, das gedruckte Jahresabo mit Software (12 Ausgaben) 79,20 Euro. www.chip-kiosk.de