PhotoWeekly 12.06.2019 | Page 18

FOTO-PROJEKTE 18 DIGITALES INFRAROT Kreiere Bilder, die aussehen, als wären sie nicht von dieser Welt. Bodiam Castle: Alte Gebäude, wie Schlösser, Kirchen und Hütten, eignen sich hervorragend für Infrarot – vor allem, wenn sie von Kletterpflan- zen bedeckt oder von Laub umge- ben sind, das den IR-Effekt hervor- ragend zur Geltung bringt. In den alten Zeiten der analogen Fotografie war die Herstellung er- folgreicher Infrarotbilder eine He- rausforderung. Glücklicherweise ist digitales Infrarot viel schnel- ler, einfacher und in gewisser Weise sogar effektiver. Der beste Weg, digitale Infra- rotbilder zu erzeugen, ist, eine Ka- mera so modifizieren zu lassen, dass sie sowohl Infrarotlicht als auch sichtbares Licht aufzeich- net. Einige ältere Kameras lassen sich entsprechend umbauen. Wir geben dir einen grundlegenden Einblick in die Erstellung erfolg- reicher Infrarotbilder mit einer konvertierten DSLR und zeigen dir, worauf du achten solltest. Der Aufbau Wetter: Heller Sonnen- schein und blauer Himmel bieten dir die besten Bedin- gungen für groß- artige IR-Bilder. Vordergrund: Bäume, Gras und Pflanzen zeigen den Infrarot- Effekt brillant, also wähle eine entsprechend passende Szene. Weitwinkel: Verwende ein Weit- winkelobjektiv, um die Szene ein- zufangen. Ein 16-35-mm-Zoom bei 16 mm Brennwei- te wurde bei diesem Bild verwendet. Infrarotbilder gekonnt ablichten 1 Bereite dich vor Wähle einen Standort und richte dich ein. Mit einer modifizierten Infrarotkamera brauchst du keine zusätzlichen Filter. Ein Stativ ist praktisch, aber nicht zwingend erforderlich. Wähle f/11 oder f/16, um die Tiefenschärfe zu maxi- mieren, und stelle die ISO-Emp- findlichkeit auf 100 oder 200 ein. 2 Fotografiere in IR Wenn du eine Infrarotaufnahme mit deiner modifizierten Kamera machst, können die Bilder hellrot erscheinen, da die Kamera nicht weiß, dass es sich um eine Infra- rotkamera handelt. Der Farbstich kann in der Postproduktion ent- fernt werden, aber du solltest ihn besser ganz vermeiden. 3 Individueller Weißabgleich Um den roten Farbstich zu ver- meiden, musst du einen benut- zerdefinierten Weißabgleich er- stellen. Lies entsprechend in der Bedienungsanleitung deiner Ka- mera nach. Der neue Weißab- gleich sorgt dafür, dass der Farbstich verschwindet. 4 Belichtung beachten Die Aufnahme mit dem benutzer- definierten Weißabgleich macht einen großen Unterschied. Wie hier zu sehen ist, ist die Unter- belichtung jedoch bei Infrarotka- meras üblich, also sei darauf vor- bereitet, bis zu +2 Blendenstufen oder mehr überzubelichten, um gute Bilder zu erzeugen. 5 Mach das finale Foto Hier wurde der Blendenpriori- tätsmodus und eine Belichtung von 1/100 Sek. bei f/11 und ISO 200 verwendet. Das Objektiv war ein 16-35-mm-Zoom bei 16 mm auf einer modifizierten Vollformatka- mera Canon EOS 5D. Eine Gegen- lichtblende wurde verwendet, um Streiflichter zu vermeiden. 6 Andere Bildwinkel Sobald du eine großartige Auf- nahme gemacht hast, erkunde das gleiche Motiv aus verschiede- nen Blickwinkeln, um zu sehen, was dir sonst noch einfällt. Diese Aufnahmen wurden bei starker Sonneneinstrahlung im Sommer gemacht, was für die konventio- nelle Fotografie nicht gut gewe- sen wäre, aber für IR ideal ist. Entwickle das Infrarotbild mit Photoshop 1 Öffne das RAW Öffne die RAW-Datei in Adobe Camera Raw. Du wirst den Infra- rot-Effekt bereits deutlich sehen. Anschließend werden die Objek- tivkorrekturen angewendet und die Registerkarte „Auto“ aktiviert. Danach sollte das Bild in Photo- shop geöffnet werden. 2 In Schwarzweiß umwandeln Wenn du die falsche Farbe nicht beibehalten möchtest, konvertie- re das Bild in Schwarzweiß. Du kannst Silver Efex Pro oder wie hier Photoshop>Bild>Einstellun- gen>Schwarzweiß verwenden. In diesem Fall wurde auch die Op- tion „Rotfilter“ gewählt. 3 Stürzende Linien korrigieren Die Seiten der Burg laufen zu- sammen. Um dies zu korrigieren, gehe zu Auswahl>Alles, dann Be- arbeiten>Transformieren>Verzer- ren und ziehe die oberen Ecken des Bildes wie gezeigt nach oben und außen. Eingeblendete Gitter- linien helfen dir beim Vorgang. 4 Weitere Korrekturen Wenn dem Bild noch Pfiff fehlt, erhöhe den Kontrast mit der Ton- wertkorrektur oder Kurven. In diesem Fall hat „Autokurven“ die Aufgabe übernommen. Entferne auch alle Sensorfehler und stö- renden Objekte, wie Grashalme. 5 Füge ein Leuchten hinzu Um den Infrarot-Effekt zu ver- stärken, versuche, dem Bild einen diffusen Glanz hinzuzufügen. Er- stelle eine doppelte Ebene. Ebe- ne>Duplizieren. Gehe dann auf Filter>Filtergalerie und wähle Dif- fuses Leuchten. Die Standardein- stellungen sind in Ordnung. 6 Deckkraft anpassen Der diffuse Glanz ist viel zu stark, also passe die Deckkraft der Ebe- ne an, bis du zufrieden bist – in diesem speziellen Fall passt eine Ebenendeckkraft von 35 Prozent. Roter Alarm: Mit nur Schritten wird aus der RAW- Datei das endgülti- ge, eindrucksvolle Infrarotbild. Special