PhotoWeekly 12.06.2019 | Page 16

FOTO-PROJEKTE 16 ERSTELLE EIN NASSPLATTEN-PORTRÄT Mit unserem digitalen Schnellverfahren gelingen dir Bilder wie aus einer anderen Zeit. Charakterbild: Der Wet-Plate-Effekt sieht erstaunlich aus, aber tradi- tionell gemacht ist er sehr kompliziert und zeitaufwen- dig. Das digitale Äquivalent ist viel schneller und ein- facher und da je- des Bild anders ist, kannst du deine ganz persönliche Note hinzufügen. Das Nassplatten-Kollodiumsver- fahren wurde 1851 vom engli- schen Bildhauer Frederick Scott Archer erfunden und revolutio- nierte aufgrund seiner Fähigkeit, feine Details mit relativ kurzen Belichtungszeiten aufzuneh- men, jahrzehntelang die Fotogra- fie. Das traditionelle Verfahren ist auch heute noch bei analogen Fotografen beliebt – aber es ist kompliziert und zeitintensiv. Zum Glück gibt es eine digita- le Alternative. In diesem Projekt zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie es gelingt. Von der Aufnahme bis zur Fertigstellung des bearbei- teten Nassplatten-Bildes. Der Aufbau Einfacher Hinter- grund: Verwende einen möglichst ruhigen und klaren Hintergrund für deine Aufnahme. Das lenkt den Blick aufs Wesentliche. Lockere Stimmung: Wenn sich die Per- son vor der Kame- ra wohlfühlt, wird dein Foto viel na- türlicher. Sorge für eine entspannte Atmosphäre. Weiches Licht: Direkte Sonnenein- strahlung führt zu unschönen, harten Schatten. Fotogra- fiere daher lieber in einer schattigen Umgebung. So gelingt dir das Porträtfoto 1 Kamera einstellen Wähle den automatischen Weiß- abgleich, Einzelbild-AF und Mehrzonenmessung. Nutze den Blendenprioritätsmodus mit ei- ner möglichst offenen Blende, um die Schärfentiefe zu reduzieren und den Hintergrund in Unschär- fe zu tauchen. Nutze ISO 1.600. 2 Objektivauswahl Das beste Objektiv für Porträtauf- nahmen hat eine Brennweite von 85-135 mm. Die Linsen in diesem Bereich komprimieren die Per- spektive leicht, was wiederum unseren Gesichtszügen schmei- chelt. In Kombination mit einer offenen Blende wird die Person im Vordergrund betont. 3 Augen im Fokus Stelle sicher, dass du dich auf die Augen konzentrierst, damit sie scharf erscheinen. Es spielt kei- ne Rolle, ob andere Teile des Ge- sichts unscharf sind, aber die Augen müssen scharf sein, da sie das erste sind, was wir uns in einem Porträt ansehen. Wenn du den AF nutzt, fixiere den Fokus auf ein Auge. 4 Mach mehrere Bilder Selbst wenn du denkst, dass du das „eine Bild“ hast, solltest du noch weiter fotografieren. Por- trätmotive neigen dazu, im Laufe der Zeit selbstbewusster zu wer- den, sodass die letzten Aufnah- men, die du machst, oft die besten sein können. Digitaler Wet-Plate-Effekt 1 RAW-Datei optimieren Öffne die RAW-Datei in Ado- be Camera Raw und nimm eini- ge grundlegende Bearbeitungen vor – führe Objektivkorrekturen durch, optimiere Kontrast und Klarheit und öffne und speichere dann das Bild in Photoshop. 2 Bild schärfen Nassbildaufnahmen sind in der Regel sehr scharf in der Mitte, sodass die Schärfe im Quellbild verstärkt wird. Du kannst jede Schärfungsmethode verwenden – Hochpass funktioniert gut. Hier haben wir Sharpener Pro 3 der Nik Collection verwendet. 3 Füge Unschärfe hinzu Traditionelle Nassbildaufnahmen werden mit Großformatkameras und Langzeitbelichtungen aufge- nommen, sodass einige Motivbe- wegungen üblich sind. Ahme sie nach, indem du eine Bewegungs- unschärfe hinzufügst. 4 Hole Schärfe zurück Füge der Bewegungsunschärfe- Ebene eine Ebenenmaske hinzu und lösche dann mit dem Radier- gummi-Werkzeug und einem weichen Pinsel mit einer Opazität von etwa 50% die Unschärfe im mittleren Bereich des Bildes, so- dass nur die Kanten noch unscharf sind. 5 Kanäle mischen Gehe zu Ebene>Einstellungs- ebene>Kanalmixer und klicke auf das Feld Monochrom. Stelle Rot auf -100, Grün auf 0 und Blau auf +200 und passe dann die Ka- näle an, um den gewünschten Look zu erhalten. 6 Kontrast mit Kurven Gehe zu Ebene>Einstellungs- ebene>Kurven und erhöhe den Kontrast, indem du eine S-Kur- ve erstellst. Der Look ist Ge- schmackssache, aber das Bild sollte einen dunklen und stim- mungsvollen Look haben. 7 Wärme ins Bild Gehe zu Ebene>Einstellungsebe- ne>Fotofilter und füge dem Bild mit dem Filter (85) etwas zusätz- liche Wärme hinzu. 8 Details verfeinern Finde online einige kostenlose Texturbilder. Ziehe dann die Tex- turen mit dem Verschiebewerk- zeug über das Hauptbild und pas- se die Deckkraft der Ebene an. Flüssiges Licht: Diese beiden Vor- her-Nachher-Bil- der könnten unter- schiedlicher nicht sein, aber beide stammen aus der- selben RAW-Datei. Nächstes Projekt: Erstelle ein kreatives Outdoor-Porträt Special