PhotoWeekly 10.04.2019 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Die Kamera als Geburtshelferin Eigentlich hat man doch den Eindruck, dass schon so ziemlich alles fotografiert wurde. Sowohl technisch als auch kreativ als auch ethisch sind viele Grenzen aus- gelotet und in einigen Fällen auch über- schritten worden. Aber trotzdem stoßen wir immer wieder auf Bilder, bei denen wir kurz innehalten und uns dann ein beherz- tes „wie krass!“ über die Lippen kommt. So einen Moment hatten wir neulich mal wie- der, als ein Kollege uns Bilder schickte, die die Geburt eines Babys zeigen. Und zwar fotografiert von der » Mit der Kamera im Mutter selbst. Kreißsaal, um den ersten Atemzug des Babys festzuhalten. « Eine kurze Inter- net-Recherche zeigte zwar, dass sie damit nicht die Allererste war. Aber trotzdem: Wie krass! „Ich legte mein Kinn an meine Brust, ich balancierte die Kame- ra auf meinem Bauch, ich sah durch den Sucher und fing an zu fotografieren“, be- richtet Megan Mattiuzzo aus dem US-Bun- desstaat New York. Ihr Ziel: Diesen einen Moment festhalten – die ersten Atemzüge ihres Sohnes. Auch wenn alle Freunde sie „für verrückt erklärten“, zog sie ihren Plan durch – nach zwölf Stunden Wehen. Tat- sächlich sagt sie, das Fotografieren habe ihr geholfen, weil es sie vom Schmerz der letzten Wehen ablenkte. Zu was Fotografie doch fähig ist ... Und hat sich‘s gelohnt? Die Bilder sind in der Tat intensiv. Aber ihren eigentlichen Wert haben sie wohl nur für die stolzen Eltern, die diesen Moment so festgehalten haben wie kaum jemand zuvor. Dass die Fotos so stark sind, liegt übrigens auch am Licht: Denn Megan wäre nicht Vollblut- Foto­gra­fin, wenn sie nicht das Kranken- haus-Personal gebeten hätte, das Licht hinten im Kreißsaal abzuschalten – so konnte der Spot, der auf sie gerichtet war, seine Kraft entfalten. Vielleicht haben wir ja ein paar werdende Eltern unter unseren Leserinnen und Le- sern? Wir sind gespannt auf eure Bilder! ;-) Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!