PhotoWeekly 07.08.2019 | Page 26

Technik M E TA -T E S T 26 NIKON AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED Porträt- Meister von Nikon Hochzeits- und Porträtfotografen setzen traditio- nell auf lichtstarke Objektive jenseits der 70 mm – und die Klasse der f/1.4er mit 105 mm ist das Feinste auf dem Markt. Test des Nikon-Ablegers. Von Ruben Schäfer Als es erschien, war es das erste Objektiv seiner Art und N O 089 32/2019 wurde von einigen Fotografen als „Mutter aller Linsen“ bezeichnet. Nikon AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED Der Grund: So viel Brennweite gab sehr gut es zuvor noch nie in Kombination mit der Offenblende f/1.4 – und dementsprechend gab und gibt es bis heute wohl kein Objektiv, das so viel zauberhafte Unschärfe, oder eher Freistellung genannt, produziert. Denn das Wort Un- schärfe tut dem Nikon 105er völlig Unrecht, wie wir später noch sehen werden. Es ist auf den ersten Blick Quick Facts: eines der besten Men- Preis: ca. 2.000 Euro schen-Objektive. Gewicht: 985 g Filterdurchmesser: 82 mm Ausstattung Das AF-S Nikkor 105 mm Naheinstellgrenze: 100 cm Erhältlich für: Nikon F 1:1,4E ED (so der volle Name) ermöglicht eine außergewöhnliche Kontrolle der Bildästhetik. Dabei helfen neun abgerundete Lamellen der Blende ebenso wie die Nanokristallver- gütung, welche Geisterbilder und Streulicht eliminieren soll. Nikons Silent-Wave-Motor sorgt für einen leisen und gleichmäßigen Auto- fokus. Drei Linsen aus ED-Glas minimieren Farblängsfehler. Die vordere und hintere Linse sind mit Nikons Fluorvergütung ge- schützt, die Staub, Schmutz, Was- ser und Fett wirksam abweist und so die Reinigung erleichtert. In Sachen Verarbeitungsqualität macht Nikon natürlich niemand etwas vor: Das 105er besteht zwar aus dem typischen Kunststoff, fühlt sich aber sehr hochwertig an und ist gegen Wettereinflüsse und Dreck geschützt. Einen Bild- stabilisator hat Nikon nicht ein- gebaut, der hätte das große Kon- strukt aber wohl endgültig adipös wirken lassen – der Sigma-Ver- treter braucht sogar ohne Stabi eine Stativschelle. Hier wird deut- lich, dass Nikon sich viel Mühe gegeben hat, das Objektiv unter einem Kilo zu halten. Der Auto- fokus wurde in zahlreichen Tests immer wieder besonders lobend erwähnt: Er ist schnell, sehr treff- sicher und für die Masse an Glas, die er umherschleppen muss, recht leise. So eignet es sich für Studio-Fotografie wie auch on Location gleichermaßen. Mit fast einem Kilogramm ist das Nikkor bei- leibe kein Fliegen- gewicht; aber gutes Glas wiegt eben ein wenig. Bildqualität Die Liebeserklärungen der Tester waren selten so eindeutig wie beim 105er von Nikon. Benjamin Kirchheim schreibt für Digital- kamera.de: „Bereits bei Offenblen- de zeichnet das AF-S Nikkor 105 mm 1:1.4E ED sehr scharf und zeigt außerhalb des Schärfebe- reichs ein hervorragend weiches Bokeh.“ Auch im Randbereich überzeuge die Schärfe sehr, selbst bei Offenblende. Martin Vieten von photoscala.de berichtet: „Her- vorragend auskorrigiert hat Nikon beim 105 mm 1:1.4 asphäri- sche Aberrationen. Sowohl Farb- längs- wie -querfehler konnte ich praktisch nicht ausmachen.“ Martin Krolop hat sich in das Bo- keh der Linse verliebt: „Dann, wenn andere Objektive schon wieder ihre Freistellung verlieren, hat das 105er immer noch eine brachiale Wirkung.“ Kurz: ein richtiges Look-Monster!  82 mm Filterdurch- messer bedeuten ein großes Front- Element. Gott sei Dank hat Nikon hier eine Wasserabwei- sende Beschichtung verwendet. Das sagen die Kollegen ...  „Mit dem AF-S Nikkor 105 mm 1:1.4E ED hat Nikon ein kon- kurrenzloses Porträt-Monster auf den Markt gebracht! Es löst bei Offenblende hoch, aber nicht zu knackscharf auf, was dem Model schmeichelt. Leicht abgeblendet wird die Auflösung brutal und holt das Maximum aus der Nikon D800E heraus, das Objektiv hat mit Sicherheit Potenzial für deutlich mehr Auflösung an zukünftigen Vollformat- DSLRs. Das piekfeine Bokeh ist einem Porträtobjektiv mehr als würdig.“  (Benjamin Kirchheim)  „Überaus kritische Betrachter könnten vielleicht noch be- mängeln, dass das AF-S 105 mm 1:1.4 E ED bei großen Blen- den etwas vignettiert. Mir ist es, ehrlich gesagt, an meinen Aufnahmen erst aufgefallen, nachdem ich die automatische Objektivkorrektur in Lightroom aktiviert habe, die die Vig- nette entfernt. Gut 2.400 Euro verlangt Nikon für das AF-S 105 mm 1:1.4 E ED – angesichts dessen optischer Leistung ein fairer Preis.“  (Martin Vieten)  „Das Sigma 105 mm f/1.4 ist ein fantastisches Porträt- objektiv, das seinem Besitzer aber im Handling einige Beschwerlichkeiten abverlangt. Wer sich dem unterwirft, wird mit großartigen Bildern belohnt, die ein ausgeprägtes und dabei relativ unaufdringliches Bokeh erhalten können.“  (Christoph Künne) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Was für ein Objektiv! Nikon eröffnet eine neue Klasse und zeigt, wie moderne Festbrennweiten auszusehen haben: Knackscharf bei Offenblende, solide verarbeitet, unempfindlich gegen optische Fehler und mit einem Bokeh, das selbst bei Liebhabern anderer Hersteller Fremdgeh-Gedanken weckt, ...  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: ... die sie allerdings recht teuer bezahlen müssen. Zudem ist das Nikon groß und schwer. Am Ende ist es ein Objektiv für alle, die im Wettbewerb um die besten Bilder stehen (also Profis) und die, denen nur das Beste ausreicht. Wer dieses Objektiv kauft, wird wissen, wofür. Nikon AF-S NIKKOR 105 mm 1:1,4E ED N 089 O 32/2019 sehr gut