PhotoWeekly 05.06.2019 | Page 24

Interview VERA WOHLLEBEN presented by „Ein Bild muss eine Geschichte erzählen“ Vera Wohlleben ist Bloggerin und Fotografin mit dem Schwerpunkt Food-Fotografie. Wir haben mit ihr über ihren Blog, Tipps für Food-Fotografie und das beste Objektiv für ihre Arbeit gesprochen. Interview: Ruben Schäfer Vera, was ist die Idee zu dei- nem Blog „nicest things“? Wel- che Rolle spielt Fotografie dabei? Über die Jahre haben sich die Themen meines Blogs gewandelt. Ging es anfangs noch vermehrt um Lifestyle und DIY, so liegt mein Fokus heute klar auf Food. Mein übergeordnetes Konzept war aber immer die Ästhetik. Ich liebe es, Harmonie mit Farben und Licht zu erzeugen, Stimmungen zu ver- mitteln und mit meinen Bildern Geschichten zu erzählen. Zur Person: Vera Wohlleben, 35, ist Bloggerin, Fotografin und Stylistin für Food & Stills aus Heidel- berg. Rezeptent- wicklung und Food- Fotografie sind ihre Leidenschaften. Neben kreativen, saisonalen Rezep- ten findest du auf ihrem Blog „nicest things“ auch The- men wie Fototipps, Reisen, Interior Design, Minimalis- mus und DIY. Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? 2011 habe ich meinen Blog "nicest things" als kreativen Ausgleich zum Medizinstudium gegründet. nicestthings.com Um meine damaligen Themen Food, Interior und DIY zu illustrie- ren, habe ich fast täglich fotografiert. Schon bald ka- men erste Kooperationsanfragen, sodass ich Ende 2011 ein Gewerbe angemeldet habe. Inzwischen ist aus dem Hobby ein Vollzeitberuf geworden. So ar- beite ich als Content Creator und Blogger, aber auch blogunabhängig als Fotografin und Stylistin für Food & Stills. Mein Fokus liegt auf der Food-Foto- grafie, ich biete aber auch Produktfotografie, Life- style-Fotografie und Interior-Shootings an. Zitronentarte  Tamron SP 90mm F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD bei 90 mm (KB) | f/11 | 1/10 s | ISO 400 Hier entsteht Maronenbrot  Tamron SP 90mm F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD bei 90 mm (KB) | f/3.2 | 1/100 s | ISO 500 Worauf legst du bei Food-Fotos besonderen Wert? Natürlich müssen die Basics stimmen – appetitlich gestyltes, frisches Essen, ein gut sitzender Fokus und eine schöne Lichtführung. Mir persönlich ist es außerdem besonders wichtig, dass das Foto ein kongruentes Storytelling hat. Jahreszeit, Situation, Stimmung, Umgebung, all das soll eine stimmige Geschichte erzählen. Welche Technik nutzt du aktuell und was wofür? Ich fotografiere mit einer Canon EOS 5D Mark IV. Dazu nutze ich tatsächlich nur zwei Objektive: Zum einen meine Lieblingslinse, das Tamron SP 90 mm F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD, für Food-Fotografie und Produktbilder. Zum anderen das Tamron SP 24-70 mm F/2.8 Di VC USD G2 für Flatlays, Interior-Fotografie und Reportagen, bei de- nen ich schnell und fle- „Das 90-mm- xibel hinsichtlich der Makro-Objektiv Brennweite sein möch- te. Beide Objektive sind von Tamron ist richtig scharf, was bei meine absolute meiner Fotografie ein wichtiger Aspekt ist. Lieblingslinse“ In welches Equipment sollte ein Einsteiger unbedingt investieren? Zuerst, klar, in eine gute Kamera. Das muss aber nicht gleich eine Vollformatkamera sein und auch nicht unbedingt eine Spiegelreflexkamera. Je nach Einsatzbereich leistet eine DSLR mit APS-C-Sensor, wie die Canon EOS 800D oder eine DSLM (spiegellose Systemkamera, APS-C oder Vollformat), gute Diens- te. Mindestens genauso wichtig ist aber das Objektiv. Hier empfehle ich, nicht beim Kit-Objektiv zu blei- ben. Eine lichtstarke Festbrennweite um die 90-100 mm und ein flexibles Zoom im weitwinkligeren Be- reich sind eine gute Kombi. Tamron hat da richtig scharfe Objektive, die auch preislich echt fair sind. Wer nicht gleich in zwei Linsen investieren will, ist mit einer 45-mm-Festbrennweite wie dem Tamron SP 45mm F/1.8 Di VC USD gut bedient. Am APS-C- Sensor wäre auch ein 35 mm empfehlenswert, da der Bildausschnitt hier wegen des Crop-Faktors unge- fähr einem 50 mm am Vollformatsensor entspricht. Poutine  Tamron SP 24-70mm F/2.8 Di VC USD G2 bei 63 mm (KB) | f/11 | 1/8 s | ISO 500 Fischburger  Tamron SP 90mm F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD bei 90 mm (KB) | f/3.5 | 1/100 s | ISO 500 Wie entstehen deine Beiträge und wie bereitest du ein Shooting vor? Viele meiner Beiträge entstehen für Kunden, sodass ein Produkt oder eine Zutat bereits vorgegeben ist. Damit entwickle ich dann ein Konzept und ein Re- zept, wobei ich mich von frischem Obst und Gemüse der Saison, neuen Food-Trends oder ein- fach meinem Appetit inspirieren lasse. Parallel überlege ich mir auch schon den Set-Aufbau mit passenden Untergründen und Props, die eventuell noch bestellt werden müssen. Nach der groben Konzept- und Rezeptentwicklung folgen der Ein- kauf der Zutaten und die Zubereitung mit der genauen Rezeptentwicklung. Dann style ich das frisch zubereitete Gericht, fotografiere es und bearbeite die Bilder in Lightroom. Nach der Key- word-Recherche, Textredaktion und Korrektur- schleife kann der Beitrag dann online gehen. Was sind deine drei besten Tipps, um schöne Food-Fotos zu machen? Natürlich steht und fällt alles mit einer guten Lichtführung, aber das ist ja nicht spezifisch für die Food Fotografie. Daher folgende drei Tipps ... Erstens: Das Gericht sollte immer im Mittelpunkt stehen. Untergrund und Props können das Gericht zwar unterstützen, aber am besten, ohne ihm die Show zu stehlen. Man muss nicht jede Ecke des Fotos mit Küchentüchern, Besteck, Schälchen etc. vollstopfen. Statt zu überlegen: "Was könnte ich noch dazu stellen?" fragt man sich lieber: "Was könnte ich noch wegnehmen?", wenn man mit dem Styling noch nicht zufrieden ist. Die besten Props sind übrigens einfach die Zutaten, aus denen das Gericht besteht, wie zum Beispiel frische Früchte oder ein Kännchen mit Milch. Zweitens: Gericht, Props und Lichtstimmung sollten kongruent sein, also dieselbe Geschichte erzählen. Ein deftiger Auflauf kommt gut auf rusti- kalem Geschirr und einem alten Holztisch in einer Dark & Moody-Stimmung. Pastelltöne und gleich- mäßiges, sanftes Licht wären hier weniger passend. Drittens: Die meiste Zeit sollte man auf das Styling des Gerichts selbst verwenden. Ist es super frisch, ansprechend serviert und mit frischen Kräutern garniert, kann es schon fast für sich allei- ne stehen. Hier ist mein besonderer Tipp, um Tiefe zu erzeugen. Das erreicht man durch verschiedene Schichten und Details, wie zum Beispiel noch eine Puderzucker-Schicht auf dem Kaiserschmarrn oder Öl, Kräuter und geröstete Nüsse auf einer Suppe. Der Tiefe-Trick ist aber auch auf das gesamte Set anwendbar. Dezente Holzbrettchen, Butterbrot- papier, Küchentücher oder Kuchengitter sorgen hier für ein dreidimensional wirkendes Bild. „Zu jeder Szene über- lege ich mir auch pas- sende Requisiten und Deko-Elemente, die das Bild verschönern“  Canon 5D Mk IV mit Tamron SP 24- 70mm F/2.8 Di VC USD G2 Aufnahme-Details: 56 mm (KB) | f/10 | 1/15 s | ISO 100 „Eine lichtstarke Fest- brennweite um die 90-100 mm, wie das Tamron SP 90mm, und ein flexibles Zoom im weitwinkligeren Be- reich sind eine gute Kombi für ambitionier- te Food-Fotografen.“  Canon 5D Mk IV mit Tamron SP 90mm F/2.8 Di MACRO 1:1 VC USD Aufnahme-Details: 90 mm (KB) | f/9 | 1/13 s | ISO 1250 Vera Wohlleben