PhotoWeekly 05.02.2020 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Weg mit der Realität, her mit emotionalen Sensoren Wir wissen: Was vor der Kamera im Mo- ment der Aufnahme „wirklich“ passiert, wird, vereinfacht gesagt, optisch-elektro- nisch auf dem Bildsensor abgebildet. Zwar nur zweidimensional, aber egal. Für das Aufgenommene spielt es keine Rolle, was der Fotograf gerade empfindet, welchen Schwerpunkt er im Gesehenen setzt: Der Sensor bildet alles, was sich im Einzugs- bereich des Objektivs abspielt, grundsätz- lich gleich gewichtet ab. Eine Interpreta- tion und Veränderung dieser abgebilde- ten Wirklichkeit erfolgt erst später durch Bildbearbeitung oder, wie schon bei vielen Smartphones üblich, durch automatisch bildverbessernde » Der Sensor Algorithmen. bildet alles gleich gewichtet ab. « Was aber, wenn der Bildsensor schon im Moment der Aufnahme „fühlen“ und „wissen“ würde, was der Foto- graf eigentlich will? Wenn er Einzelheiten im Bild verstärken oder verschwinden lassen könnte? Wenn er visuelle Gewich- tungen vornehmen könnte in dem un- beschränkten Sinne, wie es die Malerei kann? Dann wäre der Sensor nicht mehr die Projektionsfläche der physikalischen Wirklichkeit, sondern vielmehr die Lein- wand der emotionalen Wirklichkeit des Fotografen. Der Link zwischen „Mensch und Maschine“ könnte auf zwei Wegen passieren: Die Kamera schaut dem Foto- grafen bei dessen Blick durch den Sucher rückwärts ins Auge und kann in der Pupille seine emotionale Befindlichkeit visuell analysieren. Oder ein Sensor im Körper des Fotografierenden liefert die nötigen Daten an die Kamera. Bis es soweit ist – und es wird so weit kommen – nutzt du am besten das früh- lingshafte Wetter, um einzigartige Bilder zu machen, wie nur du sie machen kannst. Emotional und wirklich. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!