PhotoWeekly 05/2018 | Page 8

News T E C H N I K | T R E N D S | K U LT U R  08 DJI MAVIC AIR Zwergenaufstand Von Ruben Schäfer Neue Drohnen sind immer wieder ein Spektakel der Inno- vationen – und das gilt auch für die neue Mavic Air von DJI. Wir haben uns den Frischling mal nä- her angesehen. Mit der Mavic Air schlägt DJI die Brücke zwischen der kleinen Spark und der bewährten Ma- vic Pro, die beide weiter im Sor- timent bleiben. Die Air punktet dabei vor allem mit ihrer Größe: Zusammengefaltet passt sie pro- blemlos in eine Jackentasche und wird damit zum idealen Be- gleiter für Wanderer und Naturfo- tografen, aber auch für Journalis- ten und Pressefotografen, die ein kleines und unauffälliges System suchen. Zum Vergleich: Die zu- sammengefaltete Mavic Pro ist etwa so groß wie ein Milchkar- ton, die Air ist um mehr als die Hälfte kleiner – fast so klein wie früher die Fernbedienung. Umso erstaunlicher, das DJI die Eckda- ten der originalen Mavic trotz der Größe komplett übernehmen und sogar stellenweise verbessern konnte: Es bleibt bei 12 Megapi- xeln auf einem 1/2.3 Zoll-Sensor, auf Wunsch auch in DNG-RAW für mehr Bearbeitungsspielraum. Video zeichnet die neue auch in 4K mit 30 Bildern pro Sekun- de auf – mit einem deutlichen Sprung, statt 60MB/Sek sind nun 100MB/Sek möglich. Das garan- tiert mehr Spielraum in der Farb- korrektur, mehr Schärfe und ins- gesamt ein lebendigeres Video. Full HD geht jetzt auch mit 120 Bildern/Sekunde, was klasse Zeit- lupen aus der Luft ermöglicht. Der Gimbal baut nun anders auf und ist im Gehäuse versenkt – damit merzt der Hersteller eine bekann- te Schwachstelle der Pro aus, der dort verbaute Gimbal fiel immer Die Mavic Air (rechts) ist viel kleiner als die ori- ginale Mavic (links) – kann aber fast alles gleich gut oder besser. Insbesondere die Farbe „Feuerrot“ steht der Drohne bestens. wieder durch seine extreme Fi- ligranität und damit Empfind- lichkeit auf. Etwas verschlechtert hat sich DJI indes in den Berei- chen Akkulaufzeit (nur noch 21 statt 30 min) und Reichweite, die nun noch zwei Kilometer anstelle der bisherigen sieben verspricht – was aufgrund der deutschen Drohnengesetze allerdings oh- nehin nicht besonders wichtig sein sollte. Dafür zeigt die Mavic Air, wie wichtig intelligente Com- putersysteme werden und auch, was damit heute schon geht: Auf Knopfdruck erstellt die Drohne perfekte Panoramas, fliegt im Halbkreis um einen Punkt und filmt eine beeindruckende Auf- macher-Sequenz oder folgt bis zu 16 Zielen vollautomatisch und mit einem Fingertipp. Zudem wurde die Hinderniserkennung verbes- sert: Blieben die Drohnen früher nur stehen, um nicht zu crashen, erkennt die Air Gegenstände und umfliegt sie einfach. All diese Veränderungen konn- ten wir bereits bei DJIs Launch- Event in Monaco testen. Die ge- steigerte Intelligenz merkt man deutlich: Alles funktioniert ein- fach und intuitiv – auspacken und losfliegen, gerade für Ein- steiger. Profis freuen sich über die neuen Hilfen aber ebenso wie über das noch schönere Video und die optisch leicht verbesser- te Fotoqualität. Besonders über- zeugt allerdings der 360°-Panora- mamodus – so leicht war es mit einer Drohne noch nie, Rundum- bilder zu erhalten, und das auch noch mit satten 32 Megapixeln. Die Bilder werden selbst zusam- mengebaut und als JPG gespei- chert. Wer das Ganze in RAW will, muss zwar Lightroom arbeiten lassen – bekommt es dann aber in DNG und mit bis zu 116 (!) Me- gapixeln. Die Flugleistungen ent- puppten sich im Test allerdings als zweischneidiges Schwert: Zu- nächst stört die kürzere Flugzeit ein wenig, DJI wirkt hier immer- hin mit deutlich günstigeren Ak- Panorama-Auf- nahmen auf Knopf- druck – dieses Bild kommt so direkt aus der Mavic Air. Der Asteroid- Effekt sieht ein- fach toll aus – und wird von der Droh- ne automatisch er- stellt, auf Wunsch sogar mit Musik. kus zum Wechseln dagegen. Die Geschwindigkeit und Wendigkeit sind auf den Punkt und top. Kri- tik muss die Mavic Air allerdings für das neue Funksystem aushal- ten: Dieses wird nun nicht mehr über leistungsstarke Funkfre- quenzen, sondern über WLAN ab- gewickelt, was die Reichweite zu- nächst einschränkt – soweit ok. Allerdings gibt es gerade in Städ- ten sehr viele WLAN-Netzwerke, sodass die Air in unserem Test mehrfach Verbindungsproble- me hatte – und das bei unter 200 Metern Luftlinie Entfernung. Wer nicht in Städten fliegt, wird damit aber klarkommen. Denn ansons- ten macht die Air alles gleich gut oder besser als der Quasi-Vorgän- ger, ist aber rund 300 Euro günsti- ger und eben viel kompakter. Unser erster Eindruck „Klein, leistungsstark, intelligent: DJI setzt neue Maßstäbe“. Ruben Schäfer, Technik-Experte Die Mavic Air liegt zwischen der Spark und der Pro? Offiziell vielleicht – in der Realität ersetzt sie beide, indem sie das Beste aus den Welten verbindet. Die Bildqualität ist insbesondere in den 4K-Videos hervorragend, die intelligenten Funktionen hauen uns immer wieder um. Die Flugleistungen sind genau wie erwartet – in die- sem Fall ein klares Kompliment. Trotz der Pro- bleme bei der WLAN-Verbindung in der Stadt, die für viele kein Problem darstellen dürften: Der Preis ist definitiv heiß – und das Jahr noch jung.