PhotoWeekly 05/2018 | Page 21

MEIN SMARTPHONE 21 Praxis Porträts im Blick Ein gutes Porträt ist ein Bildnis der Persönlichkeit eines Menschen, spiegelt dessen Charakter. Dafür braucht es keine große Kamera. Von Simone Naumann Am wichtigsten ist ein guter Kontakt zum Mo- del: Wer sein Model ein bisschen kennt, kann auch seine Persönlichkeit am besten abbilden. Ein Porträt mit dem kleinen Smartphone garantiert in jedem Fall eine authentische Aufnahme, weil der Blickkontakt zwischen Model und Fotograf beste- hen bleibt. Anders als bei größeren Kameramodel- len, gepaart mit dem Kommando „Lach doch mal“. Eigentlich porträtieren wir ständig, ob privat oder in der Arbeit. Viele diese Bilder landen in diversen Social-Media-Kanälen – bitte immer mit ausdrück- licher Genehmigung der abgebildeten Personen. Nicht nur um diese Zustimmung zu erhalten, kann es wichtig sein, sich noch einige Grundregeln der Porträtfotografie vor Augen zu halten. Abstand wahren Bloß nicht dem Model zu nahe auf die Pelle rü- cken! Da die meisten eingebauten Smartpho- ne-Objektive Weitwin- kelobjektive sind, resul- tiert daraus schnell der Effekt der „dicken Nase“, die jeder Porträ- tierte furchtbar findet. Also lieber etwas Abstand halten. Bloß nicht dem Model zu nahe auf die Pelle rücken! Umgebung einbeziehen Das heißt jedoch nicht, dass die Porträtfotografie für Smartpho- ne-Fotografen ein absolutes »No-go« sei. Ganz im Gegenteil! Wir müssen nur die vorhande- ne Technik sinnvoll zu unseren Gunsten nutzen. Weitwinkel sind ideal für Visual Storytelling. Gib deinen Models Raum und beziehe die Umgebung mit in deine Bild- geschichte ein. Person freistellen Lebendiges Streetlife, wie Gegen- stände oder viele Menschen im Hintergund machen Porträtauf- nahmen sehr unruhig. Oft wach- sen dann aus den Köpfen der Mo- dels Bäume, Verkehrsschilder oder Fahnenstangen. Kein schö- ner Anblick. Kontrolliere kurz die Umgebung und warte, bis Autos oder Menschen aus dem Hinter- grund verschwunden sind. Oft hilft schon ein kleiner Schritt zur Seite, um den Hintergrund ruhi- ger zu gestalten. Je größer der Abstand zwischen deinem Model und dem Hintergrund ist, umso unschärfer und ruhiger wird die- ser. iPhone 7 Plus, 8 Plus und X verfügen über einen Porträt­ modus, der den Hintergrund automatisch unscharf macht. Auch Samsung bietet die Mög- lichkeit einer selektiven Schärfe an, das funktioniert zur Zeit aller- dings nur bei ruhiger, mit wenigen Objekten versehener Umgebung. Mehr über Schärfe kannst du in PhotoWeekly 002 nachlesen. Längere Brennweiten Die Profis arbeiten in der Porträt- fotografie mit längeren Brennwei- ten (Teleobjektiven). Das können Smartphone-Fotografen auch. Wenn du regelmäßig Porträts mit dem Handy fotografierst, lohnt sich die Anschaffung eines klei- nen Teleobjektivs. Die meisten Hersteller bieten Teleobjektive mit Zweifachvergrößerung an. Hochwertige Vorsatzlinsen gibt es beispielsweise von Zeiss oder Ztylus. Besitzer eines iPhone 7+, iPhone X oder iPhone 8+ sind da fein raus. Apple hat bereits zwei feste Brennweiten, Weitwinkel und Teleobjektiv im Smartphone integriert. Mehr Zeit nehmen Auch Smartphone-Fotografen sollten sich für ein Porträt Zeit nehmen. Porträts sind der Spiegel zur Seele, sie beinhalten Gefüh- le und die Verfassung des Men- schen. Dies alles einzufangen, ist nicht so einfach und abhän- gig von dem Verhältnis zwischen Model und Fotograf, vom rich- tigen Licht und dem passenden Aufnahmeort. Kinder geben sich sehr natürlich, wenn man in ihre Welt eintaucht. Die schönsten Aufnahmen von den Kleinsten werden auf Augenhöhe gemacht und nicht von oben herab. Unsere Autorin: Simone Naumann ist seit 2010 als Fotografin tätig – und erledigt heute b