PhotoWeekly 04.09.2019 | Page 22

Technik M E TA -T E S T 22 SIGMA 70 mm f/2,8 DG MACRO | ART Makro- Klassiker reloaded Es ist das erste Makro-Objektiv der Art-Serie und zugleich der Nachfolger des beliebten und überaus gelungenen Sigma 70 mm EX. Mit diesen Anlagen kann das neue Sigma nur gut werden – oder? Von Ruben Schäfer Beginnen wir heute mal mit einer schlechten Nachricht – zumindest für alle, die eine Nikon-Kamera nutzen. Denn das nagelneue 70-mm-Sigma-Objek- tiv hat keine passende Variante spendiert bekommen und dass noch eine nachrückt, halten wir für unwahrscheinlich. Also, liebe Nikonianer, bitte weiterblättern, hier gibt es nichts zu sehen! Für alle anderen lohnt es sich der- weil, dranzubleiben: Nicht nur weil das Sigma eines der gün- stigsten Makros ist, sondern gerade, weil es dabei die Art Tugenden kein Stück verlernt. N O 093 36/2019 Sigma 70 mm f/2,8 DG MACRO | Art sehr gut Quick Facts: Preis: ca. 450 Euro Gewicht: 515 g Ausstattung Günstig ist natürlich relativ, das wissen wir, aber in Relation zu den inneren Werten können wir mit Fug und Recht behaupten, dass Sigmas 70 mm im Wortsinn preiswert ist. Um Farblängsfehler zu minimieren, enthält das opti- sche System zwei FLD-Glasele- mente, zwei SLD-Glaselemente und ein Element mit einer hohen Rate anomaler Teildispersion und einem hohen Brechungsindex. Zusätzlich sollen zwei asphäri- sche Linsenelemente dazu bei- tragen, bei kurzem Aufnahmeab- stand die Auflösung zu erhöhen. Auf einen Bildstabilisator hat Sigma leider verzichtet.   Und apropos verzichten: Wie bei so vielen Art-Objektiven verbaut Sigma auch im 70er keinen Wet- terschutz. Das ist zwar schade, hängt aber möglicherweise an dem Fokusmechanismus: Mar- kenzeichnen des Sigma-Makros ist der weit ausfahrende Innentu- bus, auf dem die Fokusdistanzen detailliert vermerkt sind. Das hilft auch beim manuellen Fokussie- ren. Das Fokus-by-Wire-System verhindert die direkte mechani- sche Verbindung zwischen Fo- kusring und Fokusantrieb. Ein neu entwickelter eisenloser Gleichstrommotor, gesteuert durch den neuesten Algorithmus, regelt die Fokussierung leise und mit optimaler Geschwindigkeit. Der große Drehwinkel des Fokus- rings hilft dem Fotografen dabei, die für die Makrofotografie erfor- derliche äußerst präzise Fokus- sierung zu erzielen. Filterdurchmesser: 49 mm Naheinstellgrenze: 25 cm Erhältlich für: Canon, Sony E, Sigma Das neue 70 mm Art ist zwar nicht besonders klein, aber mit nur rund 500 Gramm recht leicht geworden. Auf einen Wetter- schutz oder einen Bildstabilisator verzichtet Sigma. Angesichts der op- tischen Leistung kommen wir darü- ber hinweg. Bildqualität Doch am Ende des Tages ist das alles schmückendes Beiwerk – Makrofotografen haben die höchsten Ansprüche, wenn es um Bildschärfe geht. Matthias Proske konstatiert für ValueTech: „Die Bildschärfe ist von der Nah- einstellgrenze bis zur Unend- lich-Position konsistent und auf hohem Niveau – von der Bildmit- te bis zum Bildrand. Im Bildzen- trum ist das Objektiv bereits bei Offenblende (f/2.8) beinahe am Auflösungsmaximum angelangt: Erstklassig!“. Und als wäre das nicht genug, schreibt Tim Herpers für DigitalPhoto: „Nicht nur die Auflösung kann überzeugen: Die 70-mm-Festbrennweite zeigt keinerlei Schwächen in der Ver- zeichnung. Ebenso positiv fällt das Testergebnis zur Vignettie- rung aus.“ Fazit: Das Sigma trägt die Bezeichnung „Art“ mit Würde und verdient ein „sehr gut“!   Die Außenfokussie- rung ist ein Mar- kenzeichen und funktioniert in der Praxis ganz ausge- zeichnet. Das sagen die Kollegen ...  „Letztlich hat Sigma sein Ziel erreicht und ein Makroobjek- tiv mit einer superben Abbildungsleistung geschaffen. Doch die eingangs erwähnte fehlende Innenfokussierung, die bei ambitionierten Objektiven längst Standard ist, raubt der Neuheit in der Testkategorie Haptik wertvolle Punkte. Dennoch erreicht das Sigma ein tolles Testergebnis.“  (Tim Herpers)  „Alles in allem zeigt sich das Sigma 2,8/70 mm DG Macro | Art als würdiger Vertreter der Art-Serie und als eines der besten Makro-Objektive des Marktes – zu einem sehr verlo- ckenden Preis.“  (Herbert Kaspar)  „Klingt doch alles perfekt, oder? Fast. Sigma und die Konkurrenz kombinieren bei anderen modernen Makroob- jektiven Floating-Fokussysteme mit deutlich schnelleren Ultraschallmotoren und auch eine optische Bildstabilisie- rung ist heute immer häufiger anzutreffen. Vor allem das kaum teurere Tamron SP 90 mm f/2.8 Di VC USD Macro ist folglich ein ernsthafter Konkurrent.“  (Matthias Proske) Das PhotoWeekly-Urteil  Das hat uns gefallen: Wenn es in einer Foto- Kategorie um Schärfe pur geht, dann bei den Ma- kros – und hier liefert Sigma kompromisslos ab. Auch die optischen Fehler sind bestens korri- giert; der Preis für das Paket ist eigentlich zu gut, um wahr zu sein.  Hier besteht Nachbesserungsbedarf: Kein Bildstabilisator mag aufgrund der hohen Abbil- dungsleistung noch erklärbar sein, kein Wetter- schutz nervt schon eher. Und Scherz beiseite: Warum Sigma das 70er Art allen Nikon-Fotogra- fen vorenthält, verstehen wir bis heute nicht. Sigma 70 mm f/2,8 DG MACRO | Art N 093 O 36/2019 sehr gut