PhotoWeekly 04.03.2020 | Page 25

Special SCHWARZWEISS 25 Digitale Lochkamera Baue eine digitale Lochkamera, um Bilder mit künstlerischer Anmutung zu erhalten. Lochkamera- Fotografie: Diese Skulptur wurde mit einer digitalen Lochkamera aufge- nommen. Das Bild weist eine sanfte Weichheit auf, die charakteristisch für die Lochkame- ra-Fotografie ist. Lochkamera selbst bauen: Um eine di- gitale Lochkamera herzustellen, ist kein teures Mate- rial notwendig. Mehr Megapixel, immer schärfere Objektive und ein noch schnelle- rer Autofokus: Die digitale Revo- lution hat die Fotowelt im Sturm erobert und vom Thema „Bildqua- lität“ sind wir geradezu besessen. Doch macht technische Perfek- tion tatsächlich ein beeindru- ckendes Bild aus? Natürlich ist Schärfe eine entscheidende Zutat für eine gelungene Fotografie, das gewisse Etwas verleihen einem Bild jedoch Stimmung, Atmo- sphäre und Gefühl. Eine Möglichkeit, um die Foto- grafie in ihren frühesten Wurzeln zu erforschen, ist die Herstellung einer „digitalen Lochkamera“. An- stelle eines herkömmlichen Ob- jektivs wird dem Kameragehäuse hierbei eine Verschlusskappe aufgesetzt, die in der Mitte ein Loch aufweist. Über diesem Loch ist ein dünnes Metallstück ange- bracht, das mittig mit einer dün- nen Nadel durchstochen wurde. Dieses Nadelloch fungiert sowohl als Linse, als auch als Blende und erzeugt Bilder, die eine charakte- ristische Weichheit aufweisen. Die digitale Lochkamera-Foto- grafie eignet sich für eine Reihe von Motiven – von Landschaften über Architektur bis hin zu Por- träts und Stillleben. Das Fotogra- fieren ist hierbei viel komfortabler als mit einer analogen Lochka- mera – so kannst du den Bild- aufbau gezielt mit dem Live View bestimmen und dein Bild direkt nach der Aufnahme beurteilen und gegebenenfalls Änderungen vornehmen, um das Ergebnis zu verbessern. Da die Belichtungszeiten bei Aufnahmen mit einer Lochka- mera in der Regel sehr lang sind, solltest du deine Kamera auf ei- nem stabilen Stativ montieren und einen Fernauslöser verwen- den. Hast du kein Stativ zur Hand und möchtest die Verschluss- zeit kurz halten, um Unschärfen durch Verwacklungen zu vermei- den, erhöhe die ISO-Empfindlich- keit auf 3.200 oder 6.400. Mit einer Lochkamera kannst du nicht scharfstellen. Dies ist in der Regel aber auch nicht wei- ter schlimm: Das Nadelloch ist nämlich so klein, dass eine große Schärfentiefe im Bild entsteht. Und? Hast du nun Lust bekom- men, dich auf die Spuren der An- fänge der Fotografie zu begeben und dich in der digitalen Loch- kamera-Fotografie auszuprobie- ren? Dann nichts wie los! In der folgenden Schritt-für-Schritt-An- leitung zeigen wir dir, wie du mit einfachen Mitteln deine eigene digitale Lochkamera baust.  1 Getränkedose zuschneiden Genieße ein Getränk aus der Dose und schneide anschließend ein 1 x 1 Zentimeter großes Stück Aluminium aus der Dose heraus und streiche es glatt. 2 Metall ausbeulen Lege das Aluminium- stück auf einen harten Untergrund und drücke in der Mitte leicht mit einem Kugelschreiber auf die Oberfläche, um eine klei- ne Delle zu hinterlassen. 3 Metall glatt schleifen Mit einem feinen Schleifpapier oder einer Nagelfeile schleifst du nun den durch die Beu- le entstandenen Vor- sprung ab, bis nur noch eine dün- ne Metallschicht übrig ist. 4 Metall durchstechen Stecke nun die Nadel- spitze vorsichtig durch den dünnen Teil des Me- talls und achte darauf, dass die Spitze gerade so durch ein winziges Loch geht. 5 Nadelloch optimieren Stecke die Nadelspitze durch die Rückseite des Lochs und drehe sie vor- sichtig, um eine mög- lichst gleichmäßige und runde Öffnung zu erhalten. Je kleiner das Loch, desto besser. 6 Verschlusskappe bohren Bohre ein sauberes Loch – mit einem Durchmes- ser von 5 bis 6 Millime- ter – in die Mitte einer ausrangierten Verschlusskappe und klebe das Loch anschließend von innen mit schwarzem Klebeband ab, um es lichtdicht zu machen. Letztes Kapitel: Kreatives Lensbaby