PhotoWeekly 04/2019 | Page 15

Special ARCHITEKTUR 15 WIEDERHOLUNGEN Mensch und Natur leben von Wiederholun- gen. Warum also nicht im Chaos nach Ord- nung suchen und dabei tolle Bilder machen? Egal, was du tust: Du wirst den Mustern nie entkommen. Wo auch immer du hingehst, was auch immer du tust, sie sind da. Nicht immer offensichtlich, aber irgendwo. Mensch und Natur nut- zen Wiederholungen, um Kraft und Stabilität zu schaffen. Diesel- be Wiederholung kann auch der Fotografie Kraft verleihen. Muster machen starke Bil- der, weil sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen und halten. Stelle ein Auto auf einen Parkplatz und fo- tografiere – nun ja – ein Auto auf dem Parkplatz. Parke aber noch 20 Autos daneben und es entsteht ein starkes Muster. Mit Schorn- steintöpfen in Reihen viktoriani- scher Reihenhäuser, Fenstern in hoch aufragenden Bürogebäuden, Herbstlaub auf dem Waldboden, Gesichtern in einer Menschen- menge verhält es sich auch so! Brooklyn Bridge: Hier gibt es viele Muster, von den Kabeln, die die Brücke stützen über die Planken auf der Promena- de bis hin zu den gekreuzten Geländern. Perlan, Reykjavik: Das auffäl- lige Muster dieser Feuerleiter und der Reflexion funktionie- ren gut in Schwarzweiß, so wird die Aufmerksamkeit auf das Muster selbst gelenkt. Oft sind diese Muster sehr of- fensichtlich, aber die Muster, aus denen die besten Fotos wer- den, sind eher diskret. Die einzi- ge Möglichkeit, sie zu erkennen, besteht darin, sich visuell von dem zu lösen, was du betrachtest. Schaue dir die Linien, Formen, Farben und Objekte an. Mit anderen Worten, du musst die Welt abstrakt betrachten, denn Muster sind – im Wesentlichen – kleine Teile eines viel größeren Bildes. Es sind keine ausge- fallenen Techniken erforderlich, wenn es um das Fotografieren von Mustern geht. Erfolg kommt stattdes- sen mit viel Schauen und Suchen. Erforsche deine Umgebung mit deinen Augen und zu Fuß und su- che nach interessanten Mustern, um dann mit verschiedenen Ob- jektiven das Beste daraus zu ma- chen. Ein Teleobjektiv oder ein Telezoom-Objektiv ist dafür be- sonders gut geeignet, da es dir er- möglicht, einen Teil einer Szene zu lokalisieren und alles andere aus dem Sucher deiner Kamera zu entfernen, sodass das Muster das Bild ausfüllt und nichts ande- res enthalten ist, was davon ab- lenkt. Makroobjektive sind auch ungemein praktisch, um die viel kleineren Muster aufzudecken, die für das bloße Auge oft unbe- merkt bleiben. Um Muster zu erkennen, brauchst du etwas Übung, aber wenn du ein paar gute Aufnah- men gemacht hast, wirst du sehr erstaunt sein, wie viele Muster und Strukturen unsere Umwelt zum Fotografieren bereithält. „Ein Teleobjektiv er- möglicht, Details einer Szene zu extrahieren und alles andere aus- zuschließen“ Nächstes Kapitel: Fokus auf ein Thema