PhotoWeekly 03.04.2019 | Page 30

Interview LORENZ HOLDER  30 „Ich wollte eigentlich Lehrer werden!“ Lorenz Holder kombiniert gerne faszinierende Orte mit spektakulären Stunts – und räumt damit viele Preise ab. Mit PhotoWeekly sprach er über seinen Beruf, Motivideen und eine verhängnisvolle Brücke. Interview: Ruben Schäfer Lorenz, du fotografierst ins- besondere Snowboarder und nennst dich selbst Actionsport- Fotograf – ist das so cool, wie es klingt? Ich denke, das hat wie in jedem Beruf so seine Schattenseiten und Highlights. Wenn man bei einem heftigen Schneesturm auf dem Gletscher steht, ist das ja nicht un- bedingt toll. Frieren und den Ele- menten ausgesetzt sein gehört dazu. Wir haben manchmal Shoo- tings in völliger Dunkelheit bei minus zwanzig Grad. Manchmal denke ich mir dann schon „wäre ich mal Surffotograf geworden“, mit Strand und so. Aber natürlich mache ich auch Fotos da, wo an- dere Urlaub machen. Und Winter- sport fasziniert mich. Zur Person: Lorenz Holder ist Actionsport-Foto- graf – aber kein klassischer. Er be- schreibt seinen Stil als Fineart-Sport- fotografie. Schö- ne Landschaften und Architektur, gepaart mit sport- lichen Elementen. „Landschaften alleine sind mir etwas zu lang- weilig“, sagt er. lorenzholder.com Du wolltest ursprünglich Lehrer werden. Ich habe schon immer fotografiert, wollte das aber eigentlich nie beruflich machen. Ich habe dann mit einem Lehramt-Studium angefangen und mir diese Zeit mit der Fotografie finanziert. Es wurde dann aber immer ernster, ich habe das Studium zwar noch fertiggemacht, bin aber nie in den Job gegangen. Wie hast du in der Anfangszeit Leute auf dich aufmerksam gemacht? Ich bin früher selbst Snowboard gefahren und hatte so schon viele Kontakte. Dann habe ich mich aller- dings verletzt und konnte nicht mehr fahren, woll- te aber weiter dabei sein und habe dann eben eine Kamera mitgenommen und meine Freunde fotogra- fiert. So kamen auch die Kontakte zu den Firmen, denen ich dann meine Bilder gezeigt habe. So kam der Stein ins Rollen. Location: Rakotzbrücke, Deutschland Fahrer: Senad Grosic (Persönliches Projekt) Location: Raisting, Deutschland Fahrer: Xaver Hoffmann (Persönliches Projekt) In 15 Jahren hast du ja viele Projekte gemacht. Was waren die Highlights deiner Karriere – und was hättest du rückblickend lieber sein gelassen? Meine beiden Highlights waren die beiden Red Bull Illume Awards, die ich gewonnen habe. Das war eine große Ehre. Und mein weitreichendster Fehler hing auch direkt mit den Awards zusammen: Ich habe bei meinem zweiten Illume-Award mit einem Bild von der Rakotzbrücke mit einem Rad- fahrer darauf gewonnen. Die Brücke steht aber un- ter Denkmalschutz und darf nicht betreten wer- den. Ich war da recht naiv und dachte mir da nicht viel dabei. Dann hat das Bild aber gewonnen und „Ich finde Kame- schon ging ein Shit- ras nicht wich- storm los. tig, sie sind ein Werkzeug wie der Hammer für einen Handwerker.“ Wie ging das aus? Ich habe einen Teil des Preisgeldes für den Er- halt der Brücke gespen- det. Viel wichtiger aber: Der Park war dringend sanierungsbedürftig und daher hat sich die Gemein- de immer wieder auf Förderprogramme beworben, aber nie bekommen. Dadurch, dass das Bild über- all in den Medien in aller Welt zu sehen war, hat der Park mit dieser Brücke eine große Aufmerksam- keit erfahren. Und letztes Jahr hat es dann auch ge- klappt, jetzt hat die Gemeinde einige Millionen Euro für den Erhalt der Brücke erhalten. Inzwischen ver- stehe ich mich mit dem Bürgermeister auch gut. Da man das Bild ja auch nicht rückgängig machen kann, ist es so eigentlich gut ausgegangen. Ich würde das aber nicht nochmal machen. Location: Giants Causeway, Nordirland Fahrer: Senad Grosic (Projekt für Phase One) Location: The Dark Hedges, Nordirland Fahrer: Senad Grosic (Projekt für Phase One) Die meisten deiner Bilder sind ja keine klassischen Sportfotos. Wie bereitest du ein Fotoshooting vor? Ich beginne in der Regel mit einem Ort, den ich sehe. Da entwickelt sich eine Idee, die ich im Kopf zusammenpuzzle. Dafür wende ich mich im nächs- ten Schritt an Sponsoren, suche Unterstützer und so weiter. Bei Kundenprojekten setze ich natürlich das um, was der Kunde sich wünscht. Welches Equipment verwendest du? Ich finde Kameras ehrlich gesagt nicht besonders wichtig, das ist für mich ein Werkzeug wie der Hammer für einen Handwerker. Es muss zum Job passen. Ich habe normalerweise eine Canon 5D Mark IV, habe aber auch schon mit einer Phase One oder einer analogen Fachkamera gearbeitet. Für die gibt es Rückteile, mit denen man etwa ein 3:1-Pano- rama machen kann. Die Bildidee und Gestaltung sind für mich aber immer im Fokus. Gibt es schon kommende Projekte, über die du mehr verraten kannst? Ich bin gerade aus London wiedergekommen und habe da Fotos gemacht an einem alten Viadukt, die Bilder werden demnächst veröffentlicht. Und sonst ist erstmal Ruhe angesagt. Location: Badeplattform im Caumasee, Schweiz Fahrer: Cedric Romanens (Persönliches Projekt) Location: Parkhaus in Umeå, Schweden Fahrer: Anton Gunnarsson – oben rechts auf dem Dach ;-) (Projekt für Nitro Snowboards) Location: Bundesgartenschau Gelände in Riem bei München Fahrer: Conny Mirbach (Persönliches Projekt) Lorenz Holder