PhotoWeekly 01.07.2020 | Page 2

Aktuell EDITORIAL 02 Wolfgang Heinen & Florian Schuster, Herausgeber Ein Auge für Motive haben Es gibt den vielzitierten Satz „Der (oder die) hat ein Auge für Motive“. Und macht deshalb bessere Bilder als andere. Was stimmt, ist: Ein gutes Bild fängt mit der Sensibilität, der Wahrnehmung des Fotografen an. Oder andersherum: Wer kein Gespür für starke Formen und Farben hat, also eben „kein Auge für Motive“, der wird kaum ein gutes Bild zustande bekommen. Das bedeutet: Fotografieren fängt nicht mit der Kamera an, sondern mit der Wahrnehmung der Umgebung, der Suche nach Motiven, der Inspiration durch die Außenwelt. Der Kunsttheoretiker Rudolf Arnheim sagte: „Die Wahrnehmung vollbringt auf der sinnlichen Ebene, » Fotografieren fängt nicht mit der Kamera an, sondern mit der Suche nach Motiven. « was im Bereich des Denkens das Verstehen genannt wird.“ Heißt: Wer dem Objektiv, dem Sensor und der Bildsoftware nicht durch eigenes Sehen möglichst gutes „Motiv-Futter“ bietet, darf auch nicht erwarten, dass „hinten“ etwas Brauchbares herauskommt – nämlich ein gutes Foto. Dieser besondere Blick, das „Auge für Motive“, ist eine Mischung aus etwas Begabung und sehr viel echtem, visuellem Training. Mit und ohne Kamera. Bücher, Magazine, Ausstellungen oder die Portfolios interessanter Autoren auf Instagram sind ein perfektes Trainingsgelände. Und die folgenden Seiten dieser Photo Weekly jetzt schon mal ein guter Anfang. Viel Spaß beim Lesen & Fotografieren!