PhotoWeekly 01/2018 | Page 23

presented by WILDLIFE re nho ld Praxis F - e f i l , Wild Reh und Fuchs vor der Linse Die Ausrüstung stimmt, wir haben uns mit der Technik vertraut gemacht und schon am lebenden Objekt geübt. Heute suchen wir nach neuen Tieren. Gehe nicht einfach so vor die Tür, um irgendwas zu foto­ grafieren. Das ist selten von Er- folg gekrönt. Such dir lieber ein konkretes „Wunsch-Tier“ aus, recherchiere sorgfältig im Inter- net die dazugehörigen Lebenszy- klen und Standortansprüche und informiere dich auch über die jeweiligen Sinnesleistungen der Tiere. Hier zwei Beispiele: In der „Capture the Wildlife“- Facebook-Gruppe kannst du dir von anderen Wildlife- Fans und Profi- Fotografen Tipps und Tricks holen. Das Reh Das europäische Reh lässt sich vor allem im Sommer und Herbst sehr gut fotografieren. Im Win- ter und Frühjahr stehen sie oft in Gruppen zusammen – um so wahrscheinlicher, dass man ent- deckt wird. Besser sieht es nur ein paar Wochen später aus. Im Mai kommen normalerweise die Kitze zur Welt. Vergnügt und un- vorsichtig herumspringende Reh- kitze auf sonnendurchfluteter Lichtung gehören zu den schöns- ten Mai-Motiven überhaupt. Rehe gibt es über- all in Deutschland. Sie sind die idealen Tiere, um mit der Wildlife-Fotografie zu starten. In der Hauptpaarungszeit im Som- mer haben Rehe kaum Aufmerk- samkeit für gut getarnte und vor- sichtige Wildlife-Fotografen übrig. Die besten Tageszeiten sind der Morgen und der Abend: Das Licht ist weicher, und die Rehe äsen auf Feldern außerhalb des Dickichts. Ein Geheimtipp: Nach einem Regenschauer zieht das Wild aus dem Wald und vertreibt sich auf Feldern und Lichtungen die Zeit. Wenn sich die Tropfen von den Blättern lösen und der auf den Bo- den gefallene Niederschlag ver- dunstet, werden die schönen Tiere in mystischen „Nebel“ getaucht. Besonders erfolgversprechen- de Locations liegen in der Nähe von dichte Waldrändern oder fast undurchdringlichen Bauminseln auf ausgedehnten Flurflächen. Diese nutzen die Rehe häufig als Einstand (Versteck), verlassen die Deckung aber früher oder spä- ter auch wieder. Um die Chancen noch weiter zu erhöhen, emp- fehle ich die intensive Beschäfti- gung mit den typischen Fährten der Gattung und den sehr charak- teristischen Wildwechseln, den „Autobahnen“ der Tiere. Der Fuchs Der tatsächlich zu der Familie der Hunde zählende Rotfuchs trägt im Winter das schönste Fell. Lei- der bietet die kälteste Jahreszeit auch die geringsten Deckungs- oder Tarnmöglichkeiten für am- Mit Rollei Rock Solid Beta Carbon Stativ und der Minimalhöhe von nur 16 cm ist man auf Augenhöhe mit vielen Jungtieren. bitionierte Wildtier-Fotografen. Schnee macht die Tarnung zwar wesentlich einfacher (keine kom- plett weißen Bettlaken verwen- den – reinweiße Flächen kom- men außer im Hochgebirge bei uns nicht vor), erschweren ande- rerseits aber die geräuscharme und unauffällige Annäherung. Eine probate Lösung stellen die sogenannten „Fuchsbeller“ dar, die die Paarungslaute imitieren. Doch auch bei dieser Gattung hält der Wonnemonat Mai die bes- ten Chancen bereit. Die extrem niedlichen Fuchswelpen verlas- sen zum ersten Mal seit ihrer Ge- burt den Bau und liefern in ihrer verspielten und unbedarften Art hervorragende Motive für herzer- wärmende Bilder. Trotzdem soll- te man sich gut tarnen, denn die Fuchsmutter ist umso skeptischer. So setzte man die Tiere einem enormen Stress aus, der immer vermieden werden sollte. Mein Ehrenkodex als Wildtierfotograf gebietet es mir, lieber auf das „Gol- dene Foto“ zu verzichten als ein Tier unnatürlichem Stress auszu- setzen oder gar seine körperliche Unversehrtheit zu riskieren. Ich tausche mich gerne mit Jägern und Förstern der infrage kommenden Reviere aus, um Missverständnisse zu vermei- den und auf besondere Umstände Rücksicht nehmen zu können. Im August sind die Jungtiere dann schon weiter ausgewachsen, die „halbstarken“ Füchse schärfen ihre Jagd-Skills und sind sehr oft auf frischgemähten Wiesen hin- ter den zahlreichen Mäusen her. Auch für diese Szenen liefern Morgen- und Abendsonne die schönste Beleuchtung. Noch mehr von und mit Alex Ahrenhold, Wildlife-Fotograf: www.rollei.de/blog