Peace Love Liberty - Konflikte | Page 17

Konflikte
In der gefährlichsten kulturalistischen Ausprägung werden die verschiedenen Bedrohungsszenarien , namentlich der Islam , die Überfremdung , die EU , die Banken und Amerika zu einem apokalyptischen Gesamtfeindbild verdichtet . So schafft es die kulturalistische Bewegung in Deutschland und Europa , sich ein gemeinsames Feindbild zu kreieren , wo eigentlich kein Zusammenhang besteht .
KULTURALISMUS IN EUROPA
Björn Höcke ( AfD ) sprach auf einer Tagung von " populationsökologischen " Gründen für die Einwanderung von Afrikanern und vom " lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp ". Sogar der AfD-Vorstand distanzierte sich .
DIE BESONDERE GEFAHR DES KULTURALISMUS
Das besonders gefährliche an dieser kulturalistischen Bewegung und Entwicklung ist , dass diese ein breites Netz möglicher Anknüpfungspunkte für ihre Anhänger gesponnen haben . So kann sich ein Rassist , dem früher nur der völkische Anknüpfungspunkt blieb , wahlweise als Islamkritiker , als Kritiker der Europäischen Union und der Bankenrettung oder des Einflusses amerikanischer Politik gerieren . Besorgte Väter und Mütter schließen sich dem an , weil sie um die Sicherheit der Familie fürchten . So vereinen sich Menschen , die ihre Vorstellung von deutscher oder abendländischer Kultur von verschiedenster Seite bedroht sehen , zu einer kulturalistischen Bewegung . Diese Bewegung ist vielschichtig und deshalb können wir ihr nicht einfach Rassismus unterstellen und die Diskussion damit beenden . Hier vereinen sich Menschen , die verschiedene Bedrohungsszenarien fürchten : die Erosion der eigenen Kultur , der Familie , der Sexualität , der Meinungsfreiheit , des Sozialstaates oder des Arbeitsmarktes . Unter dem Banner „ Wir sind das Volk “ vereinen sich die vielen kleinen persönlichen Ängste zu einer großen Bewegung gegen die Islamisierung des Abendlandes . Auf diesem Weg gelingt auch die wöchentliche Mobilisierung in vielen deutschen Städten . Zugleich scheint es der kulturalistischen Bewegung aufgrund ihrer wahrhaftigen oder vermeintlichen Vielfalt möglich , sich als Volksbewegung zu präsentieren . Sie sprechen der etablierten Politik , der Bürokratie und den Sicherheitsbehörden wahlweise ihre Legitimation oder die Fähigkeit ab , Probleme zu lösen .
Dass diese Bewegung nicht nur ein rein deutsches Phänomen ist , zeigen Wahlergebnisse in den verschiedenen Ländern Europas , in denen unter dem Begriff „ Rechtspopulisten “ kulturalistische Parteien in die Parlamente oder an die Regierung gewählt wurden . So sehen wir in den Niederlanden Geert Wilders mit seiner Partij voor de Vrijheid . Groß wurde er mit seiner Islamkritik . Zu Beginn war seine Islamkritik von einer wirtschaftsliberalen und pro­amerikanischen Außenpolitik begleitet . In den späteren Jahren machte er Wahlkampf mit EU­Kritik . Nun , da er sich als deutlichster Feind der Asylpolitik in den Niederlanden zeigt , erhält er die höchsten jemals für seine Partei gemessenen Zustimmungswerte . Auch in Bezug auf die Sozialpolitik steht er für eine Abkehr von einer wirtschaftsliberalen Politik hin zu einer auf das traditionelle Familienmodell setzenden Sozialpolitik . Mit einer ähnlichen rhetorischen und programmatischen Außendarstellung agieren der Front National in Frankreich , Victor Orban in Ungarn , die Freiheitliche Partei Österreichs oder die neue polnische Regierung . Nicht nur von den europäischen kulturalistischen Bewegungen , sondern auch von radikalen islamistischen Bewegungen geht eine Gefahr für die offene Gesellschaft aus : Salafismus und IS­Rückkehrer , ein reaktionäres Frauenbild , der Hass auf alles Westliche oder der Antisemitismus und Antiamerikanismus . Auch sie wünschen eine Gesellschaft , in der sich das Individuum einem höheren Ganzen unterwirft .
WAS TUN ?
Als Verteidiger der offenen Gesellschaft müssen wir das Individuum wieder in den Vordergrund der Debatte rücken . Wir müssen uns klar machen , dass andere Weltanschauungen oder kulturelle Gruppen keine Bedrohung für das eigene Dasein darstellen . Denn eine offene Gesellschaft garantiert , dass sich kein Individuum , keine kulturelle Gruppe , kein Zusammenschluss von Individuen zu welchem Zweck auch immer , anderen Individuen und Zwecken unterwerfen muss oder ihm die eigene Weltanschauung per Gesetz oder durch Gewalt aufzwingen wird . Deswegen müssen wir die Kulturalisten als Bedrohung für die offene Gesellschaft ernst nehmen . Wir müssen den radikalen Teilen kulturalistischer Bewegung Einhalt gebieten : Durch Sanktionen , durch Strafen und in der Debatte . Den Gemäßigten , den Unsicheren und den Mitläufern hingegen müssen wir den Weg in die offene Gesellschaft stets aufzeigen . Die Zivilgesellschaft muss den Kulturalisten , seien es europäische oder islamistische , in der Debatte , auf Demonstrationen und nunmehr angesichts der Wahlergebnisse in den Parlamenten entgegentreten .
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