Peace Love Liberty - Konflikte | Page 14

Cannabis : Die Alternative für Alkohol ?

Legalisierungen erhöhen die Freiheit ? Eigentlich ja . Doch sind die Motive vieler Befürworter der Cannabis­Freigabe gar nicht freiheitlich . Sie scheinen schlicht die Nase voll vom Alkohol zu haben .
von Benedikt Herber
Benedikt Herber studiert Politikwissenschaften und VWL an der Ludwig- Maximilians-Universtität in München und ist dort als wissenschaftliche Hilfskraft tätig . Er schreibt für das humanistische Debattenmagazin Novo Argumente .

Wenn man so will , folgt die Übergangszeit von dem alten in das neue Jahr immer demselben Muster : Feierlich eingeläutet durch den vorweihnachtlichen Glühweinkonsum , vorläufig ausgebremst durch den obligatorischen Neujahreskater , findet diese Zeit ihren feuchtfröhlichen Höhepunkt in den Karnelvalsfestlichkeiten dieser Tage . Spätestens dann hat das Jahr für viele Menschen in Deutschland definitiv begonnen . Die Droge Alkohol prägt nicht nur unsere Lebenswelt , sie strukturiert sie . Sie ist das lasterhafte Bindeglied der Gesellschaft : Von CSU­Festzeltreden über den glamourösen Sektempfang hin zum Dosenbier im Punkrockschuppen – wenn auch unter anderen Vorzeichen , ist das Ritual des gemeinsamen Trunks doch letzten Endes immer dasselbe . Doch immer wieder regt sich Widerstand gegen das Narrativ des „ Common Sense “ Alkohol . Die Schattenseiten , sie sind doch so offensichtlich : Die sinkende Hemmschwelle der Konsumenten , sexuelle wie gewalttätige Übergriffe , der Kontrollverlust und nicht zuletzt die gesundheitlichen Schäden . Man kann eine Menge Gründe nennen , warum man weniger trinken sollte – oder am besten ganz damit aufhören .

UNPASSENDE ARGUMENTE FÜR LEGALISIERUNG
Könnte alles vielleicht ganz anders sein ? „ Weniger trinken , mehr kiffen “ das Rezept für eine bessere Gesellschaft ? Viele Befürworter einer Cannabis­Legalisierung werden nicht müde , die Vorteile des grünen Entspannungskrauts entgegen der Volksdroge Alkohol zu betonen : Die beruhigende Wirkung und das damit verbundene verschwindend geringe Gewaltpotenzial , die weitaus höhere gesundheitliche Verträglichkeit sowie die geringe Wahrscheinlichkeit , abhängig zu werden . Die Legalisierung der Droge könnte der erste Impuls in diese „ richtige “ Richtung sein . Angenommen , Cannabis sei tatsächlich weitestgehend unbedenklich , so sind diese Argumente trotzdem unbrauchbar für eine wirklich freiheitliche und aufgeklärte Debatte über den Zugang zu und den Umgang mit Drogen . Die Idee , einfach Alkoholiker gegen Kiffer einzutauschen , um die Gesellschaft in die richtige Richtung zu „ nudgen “, zeigt , inwiefern die individuelle Konsumentscheidung mehr und mehr zum politischen Spielball wird . Der Konsum wird zusehends als Akt von öffentlicher Tragweite angesehen , nicht mehr als private Entscheidung des individuellen Lustgewinns . Aus
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