Newsletter Flucht & Studium Magazin Flucht und Studium Ausgabe 1 I 2017 | Page 9

uni-assist: Das bindet vor allem Personal. Reicht die Finanzierung dafür?

Kemper: Die Hauptfinanzierung kommt aus Sondermitteln des Bremer Senats. Wir sind sehr froh, dass wir diese Gelder haben. Schwierig ist die Planbarkeit. Durch die Befristung der Mittel können wir nie mit Sicherheit sagen: Es geht weiter mit dem nächsten Kurs.

uni-assist: Aber der Senat war aktiv – Bremen hat sein Hochschulgesetz für die Zielgruppe der Geflüchteten geändert!

Kemper: Ich war sehr positiv überrascht, dass das so schnell über die Bühne ging, aber ich hatte auch Vertrauen in die Bremer Politik. Wir haben in Bremen kein Studienkolleg und es ist im März 2016 im Hochschulgesetz verankert worden, dass als Studienkollegsersatz ein Zugangsprüfungssemester eingeführt wird, an dessen Ende Prüfungen stehen, mit deren Bestehen die Studierenden den Hochschulzugang in Bremen erwerben.

uni-assist: Was ist mit Studieninteressierten, denen fluchtbedingt Dokumente fehlen?

Kemper: Wir warten immer noch auf den ersten Bewerber, der keine ausreichenden Unterlagen beibringen kann und ins Fachstudium gehen will. Auch hier ist in der Theorie klar, wie der Weg ins Studium aussähe: Erst der TestAS, dann ein detailliertes Nachzeichnen der Bildungsbiographie, im Anschluss eine formale Prüfung mit einem Fachdozenten und einer Prüfungskommission. Das Konzept wurde vom Dezernat für studentische Angelegenheiten der Uni Bremen und dem Senat erarbeitet, auf Grundlage des KMK-Beschlusses*.

uni-assist: Das sind Meilensteine in der Hochschulpolitik.

Kemper: Was wir in Bremen mit IN-Touch und HERE geschafft haben, ist nicht weniger als in einer dunklen Ecke der hochschulpolitischen Landschaft den Lichtschalter gedrückt zu haben. Flucht und Studium ist jetzt endlich ein Thema. Wir haben mit die Weichen dafür gestellt, das Potential zu heben, das bisher unbeachtet blieb und verkümmert ist. Die Zeiten sind vorbei, in denen Menschen, die sich im Ausland qualifiziert haben, in Deutschland Taxifahrer werden müssen. Und man muss sagen: Es hat sich wirklich etwas bewegt.

uni-assist Newsletter Flucht & Studium // Mai 2017

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Die Weichen in Bremen sind gestellt © Fotolia

Wir haben mit die Weichen dafür gestellt, das Potential zu heben, das bisher unbeachtet blieb und verkümmert ist.

* „Hochschulzugang und Hochschulzulassung für Studienbewerberinnen bzw. Studienbewerber, die fluchtbedingt den Nachweis der im Heimatland erworbenen Hochschulzugangsberechtigung nicht erbringen können." Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 03.12.2015.