Newsletter Flucht & Studium Magazin Flucht und Studium Ausgabe 1 I 2017 | Page 8

uni-assist: Was unterscheidet HERE von IN-Touch?

Kemper: HERE steht für Higher Education Refugees Entrance. Dahinter verbirgt sich ein Programm, das geflüchteten Studieninteressierten gezielt den Weg in die Bremer Hochschulen bereiten soll. Die Teilnehmenden durchlaufen Deutschkurse bis zum Niveau C1. Flankierend und vor allem nach Abschluss der Sprach- kurse folgen studienvorbereitende Kurse, dann der Einstieg ins Studium. Während dieser Zeit stehen den Teilnehmenden Beratungsmöglichkeiten zu den Studienmöglichkeiten an allen Bremer Hochschulen offen.

uni-assist: Wie kommen geflüchtete Studienbewerberinnen und -bewerber zu einem Platz im HERE-Programm?

Kemper: Zunächst kommen sie zu uns in die Beratung. Alle Interessierten nehmen dann an einer TestAS-Prüfung teil. Im Anschluss müssen sie sich über uni-assist für die Plätze im HERE-Programm bewerben. Die Uni Bremen hat dafür bei uni-assist drei Sonderstudienprogramme eingerichtet.

uni-assist: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Teilnehmenden für HERE aus?

Kemper: uni-assist prüft für uns die HZB der Bewerberinnen und Bewerber. All diejenigen, die eine direkte oder indirekte HZB haben, ranken wir nach TestAS-Ergebnissen. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Das war auch für uns ein Lernprozess. Wir haben uns teilweise gefragt: Wieso möchte der mit 30 noch ein Bachelor-Studium aufnehmen? Aber man darf die Hintergründe dieser Menschen nicht vergessen: Da ist jemand seit Jahren auf der Flucht und möchte jetzt endlich ankommen, sich eine Perspektive schaffen und ist hochmotiviert. Da darf das Alter keine Hürde sein.

uni-assist: Das Echo auf das HERE-Angebot war dann auch sehr positiv.

Kemper: Ja. Und es ist schade, dass wir aufgrund der begrenzten Kapazitäten Menschen ablehnen müssen, denen wir das Studium sehr zutrauen. Im Juni 2016 hatten wir 400 Teilnehmende an der zentralen TestAS-Prüfung, immerhin knapp 150 konnten wir in unser Programm aufnehmen, auch dank der Integra-Förderung des DAAD*.

Im Dezember 2016 haben bereits 650 Interessierte den TestAS abgelegt. Aufnehmen konnten wir in der Runde nur rund 60 Personen.

uni-assist: Welche Perspektiven haben die abgelehnten Bewerberinnen und Bewerber?

Kemper: Einige bewerben sich erneut. Andere besuchen Deutschkurse, die auf dem Markt verfügbar sind. Unser Angebot ist natürlich ungleich attraktiver: Es führt die Teilnehmenden bis zum Niveau C1. Und da wir die Kurse in Kooperation mit dem Bremer Goethe-Institut und dem Fremdsprachenzentrum anbieten, ist die Qualität der Kurse kaum schlagbar.

uni-assist: Kaum schlagbar ist auch ihr Betreuungsangebot. Sie unterstützen die Studieninteressierten bereits vor Eintritt in das HERE-Programm.

Kemper: Das war eigentlich nicht geplant. Wir dachten: Wir organisieren die TestAS-Prüfung, dann prüft uni-assist die Bewerbungen und wir müssen nur noch ranken. Aber das war naiv. Kurz vor der Deadline hatten wir nur eine Handvoll Bewerbungen. Das konnte nicht sein! Wir mussten feststellen: Die digitale Kompetenz der Bewerbergruppe ist viel niedriger als erwartet und das Verfahren gleichzeitig zu komplex. Unbegleitet ist der gesamte Bewerbungsprozess nur ganz schwer zu meistern.

uni-assist: Dann haben Sie Bewerbungs-Sessions veranstaltet...

Kemper: ...eine nach der anderen, über mehrere Tage hinweg. Wir hatten einen Kursraum mit zwanzig Rechnern an der Uni Bremen und haben die Bewerberinnen und Bewerber in Gruppen nacheinander zu uns bestellt. Wir sind die Studienbewerbung über uni-assist Schritt für Schritt durchgegangen. Studentische Hilfskräfte, die wir aus den DAAD welcome-Programmmitteln* finanzieren konnten, haben ins Arabische übersetzt. Das war ein Kraftakt!

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uni-assist Newsletter Flucht & Studium // Mai 2017

Der Bewerbungsprozess muss begleitet werden.

* https://ssl.daad.de/integra/

* https://ssl.daad.de/welcome/

Wir haben uns gefragt: Wieso möchte der mit 30 noch ein Bachelor-Studium aufnehmen?

Aufnehmen konnten wir

nur rund 60 Personen.

Weitere Infos zu HERE finden Sie

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