Newsletter Flucht & Studium Magazin Flucht und Studium Ausgabe 1 I 2017 | Page 3

Nora Sevbihiv Sinemillioglu

Liebe Leserinnen und Leser,

Kollegen, Arbeitenden, Auszubildenden und: Studierenden. Die Vielzahl an neuen Aktivitäten und Programmen für Geflüchtete an Hochschulen in Deutschland sowie die Entwicklung der Förderlandschaft für solcherlei Angebote zeigen, dass es in der deutschen Hochschullandschaft nicht an Handlungsbewusstsein und Engagement fehlt. Bei ihren Bemühungen, Geflüchteten den Weg in das Studium zu ebnen, können sich die Hochschulen auf den KMK-Beschluss vom Dezember 2015 zu fluchtbedingt fehlenden Nachweisen stützen. Ohne Zeugnisse ins Studium, das ist heute ein gangbarer Weg. Entsprechende Prüfungsverfahren für solche Fälle sind in einigen Ländern bereits geregelt.

Ende 2015 brachte Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka ihr Maßnahmenpaket Integration durch Bildung auf den Weg. Als Teil der Maßnahmen richtete uni-assist das kostenfreie Prüfverfahren ein. Finanziert durch den DAAD aus Mitteln des BMBF können sich geflüchtete Studieninteressierte in Deutschland seit März 2016 an drei uni-assist Mitgliedshochschulen pro Semester kostenlos bewerben und ihre Bildungsnachweise über uni-assist prüfen lassen.

Mit dem kostenfreien Prüfverfahren übernimmt uni-assist Verantwortung im Prozess der Integration von Geflüchteten in Deutschland. Unlängst hat auch der Wissenschaftsrat das kostenfreie Verfahren begrüßt und regt die deutschen Hochschulen an, „beim Hochschulzugang studieninteressierter Flüchtlinge stärker zu kooperieren [… und] dafür auf die Kompetenzen von ‚uni-assist‘ zurückzugreifen.“*

Die aus dem kostenfreien Verfahren gewonnen Erkenntnisse und aktuellen Einblicke in das Thema Flucht und Studium, die sich uns über den engen Kontakt zu unseren Mitgliedshochschulen bieten, möchten wir künftig halbjährlich in Form eines Newsletters mit Ihnen teilen. In dieser ersten Ausgabe informieren wir Sie zunächst zu aktuellen Änderungen und statistischen Hintergründen im kostenfreien Verfahren (Seiten 4 und 5). Im ausführlichen Interview mit Jens Kemper von HERE lesen Sie über Erfahrungen mit geflüchteten Studieninteressierten in Bremen (Seite 6). Auf Seite 11 erfahren Sie vom Austausch von Hochschulen zu Fragen rund um das Thema Flucht und Studium auf der diesjährigen uni-assist Nutzertagung. Die letzte Seite dieser Ausgabe gibt eine Übersicht zu hilfreichen Informationsmaterialien für Ihre Beratungspraxis.

Anregungen für kommende Ausgaben des Newsletters nehmen wir gern unter [email protected] entgegen.

Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.

Nora Sevbihiv Sinemillioglu

Projektleiterin Kostenfreies Prüfverfahren für Geflüchtete in Deutschland, uni-assist e.V.

*Empfehlungen zur Gewinnung, Integration und Qualifizierung internationaler Studierender. Dritter Teil der Empfehlungen zur Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Wissenschaftsrat, 2016, S. 123.

seit 2015 sind über eine Million Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Die Semesterverfahren bei uni-assist sind Spiegel dieser Migrationsentwicklung: Im Jahr 2016 sind die Bewerbungszahlen aus der Region Nahost extrem angestiegen. Syrien ist seit dem Sommersemesterverfahren 2016 Herkunftsland Nr. 1 und hat damit Indien und China von ihren jahrelangen Spitzenpositionen mit großem Abstand auf die Plätze zwei und drei verwiesen.

Das Thema Integration ist in Deutschland heute so aktuell, wie nie zuvor. Die Integration der Geflüchteten ist eine große Aufgabe: Eine Rückkehr in die Heimatländer ist für viele auf lange Zeit wohl nicht möglich. Geflüchtete müssen jetzt zu Mitbürgerinnen und Mitbürgern werden – zu Nachbarn, Freunden,

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uni-assist Newsletter Flucht & Studium // Mai 2017

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