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01 Entscheidung für die neue Heimat Was Männer betrifft, war sich Katrin immer sicher, sie heirate einen deutschen Mann. „Ich habe aber gemerkt, dass Nagas sehr sanfte und sensible Menschen sind – und die Männer sind wahre Gentlemen, da können sich die Deutschen echt was abgucken“, die 30-Jährige lacht, sodass sich Grübchen bilden. Ihren Freund Akihito trifft Katrin das erste Mal bei einem Auftritt mit seiner Band. Als die Deutsche in seinem Café Catering für eine Essensausgabe im Slumgebiet bestellt, sehen sich die beiden wieder. Katrin und Akihito werden ein Paar. „Ich dachte am Anfang, ich würde irgendwann wieder nach Deutschland zurückkommen. Ich wusste aber, wenn ich mich für Akihito entscheide, muss ich mich auch dafür entscheiden, für immer in Nagaland zu bleiben. Er kann sich ein Leben in Deutschland nicht vorstellen – und ehrlich gesagt könnte ich das auch nicht.“ Auch weil das Paar gemeinsam ein Projekt aufgebaut hat: An einem ehemaligen Drogenumschlagplatz in einem ärmlichen Stadtviertel eröffneten die beiden ein Café. Das Café schafft für diese Gegend wichtige Arbeitsplätze. Katrin bietet hier auch ein Kinderprogramm an, mit Spielen und erzieherischen Maßnahmen. In Nagaland gibt es keine Schulpflicht, die jährliche Schulgebühr beträgt 150 Euro pro Kind. Über Spenden ermöglichen Katrin und ihr Team derzeit 15 Kindern den Schulbesuch, sie ist dabei gleichzeitig der Ansprechpartner für die Lehrer. Von der Schule bekommt Katrin das Feedback, dass sich die Kinder in ihrem Verhalten schon sehr verbessert haben. „Hier fällt mir eine schöne Geschichte ein. Vor unserem Café ist ein Baum umgefallen und die Mitarbeiter haben versucht die Straße freizubekommen. Ich kam dann dazu und habe mit einem Besen die Äste weggefegt. Als die Kin- der mich sahen, kamen sie sofort angerannt und haben angefangen, die Äste zusammenzulesen. In Nagaland übernehmen die Jüngeren für die Älteren solche Arbeiten. Da habe ich gemerkt, sie respektieren und lieben mich.“ Die junge Frau lächelt, ihre grünen Augen strahlen Zufriedenheit aus. Eine zweite Familie Trotz der Herzlichkeit der Nagas vermisst Katrin ihre Familie und Freunde: „Wenn etwas in Deutschland passiert, ist es schon hart, so weit weg zu sein. Zum Beispiel als mein Opa letztes Jahr gestorben ist, wäre ich gerne für meine Familie vor Ort dagewesen.“ Die junge Frau versucht trotz der großen Distanz mindestens einmal im Jahr nach Deutschland zu kommen. „Auch meine Einstellung zu meiner Familie hat sich verändert, man kümmert sich mehr.“ Denn Beziehungen seien in Nagaland wichtiger als Leistung. In Akihitos Familie ist Katrin als Familienmitglied akzeptiert, sie sei für sie zu einem Familienersatz geworden. Seine Familie gehört dem Naga-Stamm Su