Volksabstimmung 9
Musik ja,
Bundesbeschluss nein
Auf die Initiative «Jugend + Musik» reagierten Bundesrat und Parlament mit einem sanfteren Gegenvorschlag.
Doch auch diese Vorlage kann die SVP nicht überzeugen. Zu viel Zentralisierung, zu viel Einmischung des
Bundes.
Gleichzeitig würde die Gemeindeautonomie massiv eingeschränkt. Die
Gemeinden werden zu Befehlsempfängern degradiert, und die Gestaltungsfreiheit bleibt auf der Strecke.
Vernachlässigung der Hauptfächer
Fakt ist auch, dass der schulische
Rucksack, den unsere Jugendlichen
ehn Jahre lang war ich Posau- heute ins Berufsleben mitbringen, oft
nist in einer Guggenmusig, nicht mehr ausreicht. Schuld ist eine
während vier Jahren sogar zunehmende Vernachlässigung der
Präsident. In meiner Freizeit höre Hauptfächer. In meinen Augen müssich liebend gerne deutsche Schlager. te in Zukunft wieder mehr Wert auf
Musik ist wichtig. Nicht nur für mich die sprachliche Ausbildung gelegt
persönlich, auch in der Entwicklung werden. Für den späteren beruflichen
von Kindern und Jugendlichen spielt Erfolg ist es unverzichtbar, dass die
sie eine zentrale Rolle. Eine gute Mu- Schulabgänger Deutsch in Wort und
sikausbildung liegt mir deshalb sehr Schrift beherrschen. Zudem ist es weam Herzen. Für die Förderung der Ju- nig sinnvoll, für ein einziges Schulfach
gendmusik brauchen wir aber keinen eine Ausnahmeregelung einzuführen.
Verfassungsartikel. Die Angebote der
Musikausbildung sind in den Kanto- Denn wenn die Musik zusätzlich genen und Gemeinden bereits sehr viel- fördert wird, muss zwangsläufig ein
anderes Fach Abstriche machen. Abseitig und von hoher Qualität.
gesehen davon glaube ich kaum, dass
Die Musikförderung funktioniert auf mehr Musikstunden automatisch zu
den bestehenden Rechtsgrundlagen mehr Mitgliedern in den Musikverbestens. Warum also brauchen wir einen führen. Der Ausbau des Turneine verfassungsrechtliche Veranke- unterrichts hatte auch nicht zur Folrung, die dem Grundsatz des Födera- ge, dass wir heute mehr und bessere
lismus widerspricht? Der vorliegende Sportler haben.
Gegenvorschlag führt zu mehr Einflussnahme des Bundes, die Freiheit Und zur Erinnerung: Eine Vereinheitder Kantone in der Ausgestaltung ih- lichung der schulischen Bildung wurres Bildungswesens wird ausgehebelt. de bereits mit dem Projekt Harmos
von Nationalrat Felix Müri, Emmen
(LU)
Z
angestrebt. An der Urne war die Vorlage in verschiedenen Kantonen dann
chancenlos.
Nur noch mit Hochschulabschluss
Wenn der Bundesbeschluss angenommen wird, ist davon auszugehen, dass
als erstes die Ausbildungs- und Abschlussvoraussetzungen für Musiklehrer vereinheitlicht werden. Wer Musik
unterrichten will, braucht dann zwingend einen Hochschulabschluss in
Musikpädagogik. So wie Kindergärtnerinnen heute eine Matura benötigen.
Es wäre das Aus für nichtstudierte,