Klartext September 2012 | Page 9

Volksabstimmung 9 Musik ja, Bundesbeschluss nein Auf die Initiative «Jugend + Musik» reagierten Bundesrat und Parlament mit einem sanfteren Gegenvorschlag. Doch auch diese Vorlage kann die SVP nicht überzeugen. Zu viel Zentralisierung, zu viel Einmischung des Bundes. Gleichzeitig würde die Gemeindeautonomie massiv eingeschränkt. Die Gemeinden werden zu Befehlsempfängern degradiert, und die Gestaltungsfreiheit bleibt auf der Strecke. Vernachlässigung der Hauptfächer Fakt ist auch, dass der schulische Rucksack, den unsere Jugendlichen ehn Jahre lang war ich Posau- heute ins Berufsleben mitbringen, oft nist in einer Guggenmusig, nicht mehr ausreicht. Schuld ist eine während vier Jahren sogar zunehmende Vernachlässigung der Präsident. In meiner Freizeit höre Hauptfächer. In meinen Augen müssich liebend gerne deutsche Schlager. te in Zukunft wieder mehr Wert auf Musik ist wichtig. Nicht nur für mich die sprachliche Ausbildung gelegt persönlich, auch in der Entwicklung werden. Für den späteren beruflichen von Kindern und Jugendlichen spielt Erfolg ist es unverzichtbar, dass die sie eine zentrale Rolle. Eine gute Mu- Schulabgänger Deutsch in Wort und sikausbildung liegt mir deshalb sehr Schrift beherrschen. Zudem ist es weam Herzen. Für die Förderung der Ju- nig sinnvoll, für ein einziges Schulfach gendmusik brauchen wir aber keinen eine Ausnahmeregelung einzuführen. Verfassungsartikel. Die Angebote der Musikausbildung sind in den Kanto- Denn wenn die Musik zusätzlich genen und Gemeinden bereits sehr viel- fördert wird, muss zwangsläufig ein anderes Fach Abstriche machen. Abseitig und von hoher Qualität. gesehen davon glaube ich kaum, dass Die Musikförderung funktioniert auf mehr Musikstunden automatisch zu den bestehenden Rechtsgrundlagen mehr Mitgliedern in den Musikverbestens. Warum also brauchen wir einen führen. Der Ausbau des Turneine verfassungsrechtliche Veranke- unterrichts hatte auch nicht zur Folrung, die dem Grundsatz des Födera- ge, dass wir heute mehr und bessere lismus widerspricht? Der vorliegende Sportler haben. Gegenvorschlag führt zu mehr Einflussnahme des Bundes, die Freiheit Und zur Erinnerung: Eine Vereinheitder Kantone in der Ausgestaltung ih- lichung der schulischen Bildung wurres Bildungswesens wird ausgehebelt. de bereits mit dem Projekt Harmos von Nationalrat Felix Müri, Emmen (LU) Z angestrebt. An der Urne war die Vorlage in verschiedenen Kantonen dann chancenlos. Nur noch mit Hochschulabschluss Wenn der Bundesbeschluss angenommen wird, ist davon auszugehen, dass als erstes die Ausbildungs- und Abschlussvoraussetzungen für Musiklehrer vereinheitlicht werden. Wer Musik unterrichten will, braucht dann zwingend einen Hochschulabschluss in Musikpädagogik. So wie Kindergärtnerinnen heute eine Matura benötigen. Es wäre das Aus für nichtstudierte,