Bildungspolitik 15
Eine Lehre für Lehrer
Wegen der EU hat die Schweiz die bewährten Lehrerseminare aufgegeben. Statt an den Universitäten
sollten künftige Lehrer besser im Schulzimmer ausgebildet werden.
Bildungsgruppe erarbeitete SVPGrundlagenpapier zur „Lehrerausbildung heute“ benennt die Fehlentwicklung:
von Nationalrat Peter Keller,
Hergiswil (NW)
J
eden Sommer neu wird der Lehrermangel ausgerufen. Zu wenige
junge Leute würden sich für das
Unterrichten begeistern, der pädagogische Beruf sei zu unattraktiv, die
Belastung zu gross, der Lohn zu klein.
Die letzten Gründe werden vor allem
von den Lehrerverbänden ins Feld
geführt. Meiner Meinung nach treffen sie nicht den Kern. Die Misere ist
vielmehr in der Reform der Lehrerausbildung zu suchen. Mit der Akademisierung der Ausbildung (Bologna-Reform) hat der Lehrerberuf vielleicht an
Prestige, aber nicht wirklich an Qualität gewonnen.
„Die Vernachlässigung der PraxisAusbildung an den Pädagogischen
Hochschulen bildet den Hauptgrund
für das Versagen heutiger Lehrer-Ausbildung. Dies auch deshalb, weil sich
das Studium an den Pädagogischen
Hochschulen den zweifelhaften Ruf
erworben hat, damit auf billigstem
Weg zu einem akademischen Titel
zu kommen. Wer seine AusbildungsLehrgänge den Minimalisten öffnet,
darf sich nicht wundern, wenn sein Institut in Misskredit gerät.“
Akademisierung bringt nichts
Die Akademisierung der Lehrerausbildung ist eine Folge der BolognaReform, bei der die Schweiz ihr ausgewiesenes Bildungssystem an der
EU auszurichten begann. Durch den
Zustrom (auch ausländischer) Studenten leidet das Niveau an unseren UniWer heute in der Primarschule unter- versitäten.
richten will, muss via Gymnasium
eine pädagogische Hochschule besu- Zusätzlich
chen. Die Ausbildung dauert länger, w u r d e n
ist kopflastiger und zieht nicht selten wegen Bodie falschen Leute an. Das von einer logna die
Volksschule: Praxisvorbereitung
für Lehrer und Schüler
Öffentlicher BildungsSonderparteitag
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bewährten Lehrerseminare geopfert.
Über 150 Jahre wurden auf diesem
Weg unsere Primarlehrerinnen und
Primarlehrer ausgebildet: praxisnah,
mit musischem Schwerpunkt und
ohne akademischen Ballast, der ohnehin in der Ausübung des Berufes nicht
gefragt ist. Ausserdem war – mit Ausnahme von wenigen Studienfächern –
auch der Zugang zu den Universitäten
gewährleistet.
Praxisnahe Ausbildung
Wie kommen wir aus der Sackgasse?
Die Alternative zur Pädagogischen
Hochschule heisst «Lehrer-Lehre»:
Im Zentrum dieser Ausbildung steht
das Erlernen des Handwerks «Schule
geben». In der Lehrer-Lehre werden
angehenden Lehrkräften Klassenführung, Stoffvermittlung und Bewährung im schulischen Umfeld – etwa
gegenüber disziplinarischen Problemen – vermittelt.
Angehende Lehrer sollen je in ihren
Schulhäusern während vier Wochentagen im Einsatz stehen. Dazu wird
jedem angehenden Lehrer ein
persönlicher Mentor aus dem
Ausbildner-Team
zugeteilt.
Die Ausbildung der Neulehrer
erfolgt an jeder Schule durch
ein Team von berufserfahrenen
Lehrern, die – selber weiterhin
als Klassenlehrer tätig – die Verantwortung über die Ausbildung
des Lehrer-Nachwuchses an ihrer
Schule übernehmen.
Für das nötige theoretische Wissen
können im Rahmen der Lehrer-Lehre
Kurse an bestehenden Hochschulen
oder Fachschulen eingerichtet und
besucht werden. Die Pädagogischen
Hochschulen werden durch diese praxisorien ѥ