Klartext März 2012 | Page 15

Bildungspolitik 15 Eine Lehre für Lehrer Wegen der EU hat die Schweiz die bewährten Lehrerseminare aufgegeben. Statt an den Universitäten sollten künftige Lehrer besser im Schulzimmer ausgebildet werden. Bildungsgruppe erarbeitete SVPGrundlagenpapier zur „Lehrerausbildung heute“ benennt die Fehlentwicklung: von Nationalrat Peter Keller, Hergiswil (NW) J eden Sommer neu wird der Lehrermangel ausgerufen. Zu wenige junge Leute würden sich für das Unterrichten begeistern, der pädagogische Beruf sei zu unattraktiv, die Belastung zu gross, der Lohn zu klein. Die letzten Gründe werden vor allem von den Lehrerverbänden ins Feld geführt. Meiner Meinung nach treffen sie nicht den Kern. Die Misere ist vielmehr in der Reform der Lehrerausbildung zu suchen. Mit der Akademisierung der Ausbildung (Bologna-Reform) hat der Lehrerberuf vielleicht an Prestige, aber nicht wirklich an Qualität gewonnen. „Die Vernachlässigung der PraxisAusbildung an den Pädagogischen Hochschulen bildet den Hauptgrund für das Versagen heutiger Lehrer-Ausbildung. Dies auch deshalb, weil sich das Studium an den Pädagogischen Hochschulen den zweifelhaften Ruf erworben hat, damit auf billigstem Weg zu einem akademischen Titel zu kommen. Wer seine AusbildungsLehrgänge den Minimalisten öffnet, darf sich nicht wundern, wenn sein Institut in Misskredit gerät.“ Akademisierung bringt nichts Die Akademisierung der Lehrerausbildung ist eine Folge der BolognaReform, bei der die Schweiz ihr ausgewiesenes Bildungssystem an der EU auszurichten begann. Durch den Zustrom (auch ausländischer) Studenten leidet das Niveau an unseren UniWer heute in der Primarschule unter- versitäten. richten will, muss via Gymnasium eine pädagogische Hochschule besu- Zusätzlich chen. Die Ausbildung dauert länger, w u r d e n ist kopflastiger und zieht nicht selten wegen Bodie falschen Leute an. Das von einer logna die Volksschule: Praxisvorbereitung für Lehrer und Schüler Öffentlicher BildungsSonderparteitag Alle sind herzlich willkommen am Samstag 24. März! Melden Sie sich jetzt an: [email protected]. Erhalten Sie alle Information unter www.svp.ch und laden Sie unser Positionspapier «Lehrer-Lehre» herunter. bewährten Lehrerseminare geopfert. Über 150 Jahre wurden auf diesem Weg unsere Primarlehrerinnen und Primarlehrer ausgebildet: praxisnah, mit musischem Schwerpunkt und ohne akademischen Ballast, der ohnehin in der Ausübung des Berufes nicht gefragt ist. Ausserdem war – mit Ausnahme von wenigen Studienfächern – auch der Zugang zu den Universitäten gewährleistet. Praxisnahe Ausbildung Wie kommen wir aus der Sackgasse? Die Alternative zur Pädagogischen Hochschule heisst «Lehrer-Lehre»: Im Zentrum dieser Ausbildung steht das Erlernen des Handwerks «Schule geben». In der Lehrer-Lehre werden angehenden Lehrkräften Klassenführung, Stoffvermittlung und Bewährung im schulischen Umfeld – etwa gegenüber disziplinarischen Problemen – vermittelt. Angehende Lehrer sollen je in ihren Schulhäusern während vier Wochentagen im Einsatz stehen. Dazu wird jedem angehenden Lehrer ein persönlicher Mentor aus dem Ausbildner-Team zugeteilt. Die Ausbildung der Neulehrer erfolgt an jeder Schule durch ein Team von berufserfahrenen Lehrern, die – selber weiterhin als Klassenlehrer tätig – die Verantwortung über die Ausbildung des Lehrer-Nachwuchses an ihrer Schule übernehmen. Für das nötige theoretische Wissen können im Rahmen der Lehrer-Lehre Kurse an bestehenden Hochschulen oder Fachschulen eingerichtet und besucht werden. Die Pädagogischen Hochschulen werden durch diese praxisorien ѥ