Klartext März 2011 | Page 7

Ständerat 7 Die SVP kämpft gegen die Dunkelkammer Ständerat Das Abstimmungsverhalten wird im Ständerat anders als im Nationalrat nicht offen gelegt, da dort nach wie vor mit dem Handmehr, also nicht elektronisch, abgestimmt wird. Mit fatalen Folgen: Mitglieder einer Partei stimmen im Ständerat geschützt durch die Intransparenz anders als ihre Parteikollegen im Nationalrat. Die Bürgerinnen und Bürger haben allerdings ein Recht darauf zu erfahren, wie ihre Vertreter in der kleinen Kammer stimmen, und ob sie ihre Anliegen wirklich vertreten. Interview mit Fraktionspräsident Caspar Baader, Gelterkinden (BL) W ronisch – abgestimmt. Daher kann auch keine Aufzeichnung des Abstimmungsverhaltens und keine namentliche Publikation desselben stattfinden. Zwar sind im Ständerat namentliche Abstimmungen möglich, doch muss dies von mindestens zehn Ratsmitgliedern verlangt werden. Davon wird kaum Gebrauch gemacht. Im Nationalrat wird dagegen elektronisch abgestimmt. Über das Resultat jeder Abstimmung wird eine namentliche Liste erstellt und im stenogra- ieso wird der Ständerat von der SVP als Dunkelkammer bezeichnet? Die Ständeräte geben sich gerne als unabhängig und somit keiner politischen Grundhaltung verpflichtet. Unter diesem Deckmantel hat sich allerdings eine grosse Heimatmüdigkeit und auch ein Linksrutsch entwickelt. Lange war der Ständerat die verlässliche, bürgerliche Kammer des Schweizer Parlaments. Er entschied meist zu Gunsten des Föderalismus. Dies hat sich in den letzten Jahren starkverändert. Selbst Vertreter sogenannt bürgerlicher Mitteparteien Der Ständeratssaal stimmen heute in der kleinen Kammer links und zentralistisch, weil de- phischen Bulletin publiziert. So kann ren Abstimmungsverhalten anders als die Öffentlichkeit jederzeit im Internet im Nationalrat nicht offengelegt wird. nachschauen, wer wie gestimmt hat. Manchmal führt dies sogar dazu, dass Diese Publikation der Abstimmungsdie Mitglieder einer Partei im Stände- resultate kann für die Stimmbürger rat im Schatten der Intransparenz an- eine Grundlage dafür sein, sich bei ders stimmen als ihre Parteikollegen den nächsten Wahlen zu entscheiden, im Nationalrat. wem sie ihre Stimme geben wollen. Schliesslich wollen sie Personen wähWie ist die Abstimmung momentan im len, die auch nach der Wahl ihre AnlieStänderat geregelt und was hat das gen vertreten. für Konsequenzen auf politische Entscheide? Wie kann im Ständerat mehr TransIm Ständerat wird immer noch mit parenz geschaffen werden und warum dem Handmehr – also nicht elekt- wurde dies bisher verhindert? Transparenz und Information sind tragende Pfeiler unserer Demokratie. Um diesem Grundsatz auch im Ständerat Rechnung zu tragen, sollten auch alle Abstimmungen in der kleinen Kammer öffentlich zugänglich gemacht werden. Der Ständerat hat bisher dahingehende Vorstösse aus seiner Kammer zur Abänderung seines Ratsreglements konsequent abgelehnt. Was hat die SVP unternommen, um diesen Missstand zu beheben? Die SVP-Fraktion hat in der letzten Frühjahrssession im Nationalrat eine parlamentarische Initiative zur Abänderung des für beide Räte gültigen Parlamentsgesetzes eingereicht. Mit diesem Vorstoss verlangt die SVP auch für den Ständerat die Einführung eines elektronischen Abstimmungssystems samt Aufzeichnungspflicht der Resultate analog zum Nationalrat. Da mit der Revision des Ständeratssaales im Herbst 2011 die baulichen Voraussetzungen für die elektronische Abstimmung in der kleinen Kammer geschaffen werden, spricht aus finanzieller und baulicher Sicht nichts gegen die längst fällige Abstimmungstransparenz. Warum ist die Veröffentlichung der Abstimmungsresultate für den Stimmbürger so wichtig? Es braucht diese Transparenz, damit auch beim Ständerat die Bürger als Wahlberechtigte über das Abstimmungsverhalten ihrer Standesvertreter informiert werden.