Klartext März 2011 | Page 5

Energiepolitik 5 Kernenergie würde zu einer masner Verknappung führen.“ Welche Energieträger ersetzen den 40% Anteil, welchen die Kernenergie am Schweizer Strommix innehat? Ein Teil könnte durch den Bau von Gasoder Kohlekraftwerke ersetzt werden. Dies ist aus umweltpolitischer Sicht ein klarer Nachteil, da diese Kraftwerkstypen massive CO2-Emissionen ausstossen. Abgesehen davon würden wir uns auch hier wiederum in die Abhängigkeit von Ländern begeben, welche in der Vergangenheit diese Rohstoffe als „Waffe“ benutzt haben. Nur zu gut sind die Erinnerungen an die Machtdemonstration von Russland, welches in den letzten Jahren im Streit mit der Ukraine mehrmals den Gashahn zudrehte und die westlichen Länder dabei ebenfalls in Mitleidenschaft zog. Erneuerbare Energien wie Sonnen- und Windkraft können ihren Teil dazu beitragen. Ihr Potential ist aber angesichts der unzuverlässigen Verfügbarkeit und der fehlenden Speichermöglichkeiten immer noch begrenzt. Bleibt noch der Ausbau der Wasserkraft. Die Wasserkraft ist bereits heute fast vollständig ausgebaut, zusätzlich wurde ihr Potential in den letzten Jahren durch massive Regulierungen durch das Parlament wie auch die stetigen Einsprachen durch Umwelt- und Naturschutzverbände noch weiter beschränkt. Als letzte Möglichkeit bleibt der Import von Strom. Auch diese Lösung überzeugt bei näherem Hinsehen nur bedingt, da einerseits zu wenig Netzkapazität vorhanden ist und auch hier wiederum massiver Widerstand gegen deren Ausbau vorliegen, andererseits jedes Land in Europa seine Energie selber benötigt. Fünfer und Weggli gibt es nicht Ohne die CO2-freie Stromproduktion durch Kernenergie sind die kürzlich vom Ständerat beschlossenen Reduktionsziele nicht zu erreichen. Zur Illustration: das grösste Kohlekraftwerk der Welt stösst mit jährlich 41,3 Mio. Tonnen mehr CO2 aus, als die gesamte Schweiz! Auch ein modernes Gaskombikraftwerk mit der Leistung eines KKW Mühlebergs kommt auf einen Ausstoss von 700‘000 Tonnen CO2 pro Jahr. Angesichts dieser enormen Umweltbelastung würden die beschlossenen Ziele zur Makulatur. Arbeitsplatzverlust und erhöhte Abhängigkeit vom Ausland Ein sofortiger Ausstieg würde zu einer Verknappung von Strom und massiven Preissteigerungen führen. Wer den Aufschrei der Bevölkerung bei den Erhöhungen der letzten Jahre miterlebte, tatkräftig unterstützt von denselben Medien, die nun den Ausstieg predigen, kann sich ausmalen, was bei einem solchen, weitaus schlimmeren Szenario passieren würde. Ein starker Preisanstieg hätte aber auch massive Folgen für die Industrie, welche auf kostengünstige Energie angewiesen ist. Bei einem Anstieg der Kosten wäre die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz für viele Branchen nicht mehr gegeben. Energieintensive Branchen wie die Zement-, Stahl-, Papier- aber auch die Recycling-Industrie wären in höchstem Masse betroffen. Neben dem drohenden Abbau von Arbeitsplätzen würde die Schweiz damit in zentralen Sektoren noch weiter abhängig vom Ausland. Bevölkerungswachstum Ein weiterer Punkt, der in der ganzen Diskussion immer wieder ausgeblendet wird, ist die stetige Zuwanderung. Die Wohnbevölkerung der Schweiz hat seit 1990 um 1,1 Mio. Menschen zugenommen. Der Anstieg des Energieverbrauchs ist deshalb nicht zuletzt auch eine Folge des enormen Bevölkerungswachstums. Öffentlicher Verkehr, Infrastrukturen, wie auch viele andere Anwendungen sind auf grosse Mengen Strom angewiesen. Hunderttausende von Arbeitsplätzen hängen von einer sicheren Stromversorgung ab. Ein Ausstieg hätte enorme Auswirkungen auf das tägliche Leben, die latente Gefahr von Stromausfällen und eine massive Verteuerung der Lebenshaltungskosten zur Folge. Die zukünftige Energiepolitik braucht klare Richtlinien und Transparenz. Die Gegner der Kernenergie müssen auf die oben genannten Fragen Antworten und vor allem auch Taten folgen lassen. Es kann nicht sein, dass man gegen jegliche Art von Energie opponiert. Die politische Doppelzüngigkeit der Linken muss ein Ende haben. In der zukünftigen Energiedebatte sind die Vor- und Nachteile eines jeden Energieträgers ohne ideologische Scheuklappen zu behandeln. Nur ein seriöses Abwägen garantiert Sicherheit und Wohlstand für unser Land.