Klartext Mai 2017 | Page 14

14 Erasmus+ Günstiger und besser ohne EU Die Europäische Union hat die Schweiz 2014 aus dem Studentenaustauschprogramm Erasmus+ ausge- schlossen. Seither organisiert der Bundesrat die Austausche selber. Mit Erfolg: Die Mobilität ist gestie- gen und kostet nur noch einen Drittel. von Nationalrat Peter Keller, Hergiswil (NW) W ie die EU mit demokrati- schen Entscheiden umgeht, zeigte sich nach dem Ja des Schweizer Stimmvolks zur Massen- einwanderungsinitiative im Februar 2014: Als Strafaktion schloss Brüssel die Schweiz aus verschiedenen For- schungs- und Bildungsprogrammen aus. Dazu gehörte auch das Mobili- tätsprogramm Erasmus+ für den ver- einfachten Austausch von Studenten in Europa. Die EU kriegt den Hals nicht voll Die Wahrheit dahinter lautete etwas anders. Tatsächlich gab es bereits vor der Volksabstimmung vom Februar 2014 Verhandlungen zwischen der EU und dem Bundesrat. Und wie so oft, ging es ums Geld, um sehr viel «Es gibt keinen ver- nünftigen Grund für die Schweiz, wieder eine Mitgliedschaft in diesem Mobilitätspro- gramm anzustreben. Zumal Grossbritannien bis dann nicht mehr Mitglied der EU ist.» Geld. Denn die EU verlangte plötz- lich weit mehr für die Mitgliedschaft bei Erasmus+ als ursprünglich verein- bart. Konkret forderte sie nahezu eine Austauschprogramm Erasmus+: Die EU verlangte plötzlich mehr für die Mit- gliedschaft der Schweiz an diesem Programm. Konkret wollte sie fast eine Ver- doppelung der Beiträge, nämlich 250 Millionen Franken mehr. Das Programm wurde daraufhin sistiert, was durchaus heilsam war. Verdoppelung der Beiträge, nämlich rund 250 Millionen Franken mehr. Das Programm wurde daraufhin sistiert, was durchaus heilsam war. Denn bei der ganzen Diskussion kam heraus, dass es bei Erasmus schon lange nicht mehr um die stu- dentische Mobilität ging. Nur ein Drittel der finanziellen Mittel diente dem Austausch. Dafür flossen hohe Beträge in Hunderte Projekte, die sich fast schon kabarettistisch an- hörten. Da wurden Gelder gespro- chen für ein «Pinocchio-Forum» und für Yogakurse. Für die Schweizeri- sche Post wurden 20 000 Franken Reisespesen genehmigt, damit sie in Paris, London und in Griechenland Gesundheitskongresse zu Stresssymp- tomen durchführen konnte. Unnötige Panikmache Nach der Sistierung von Erasmus+ 2014 gab es ein grosses Geschrei. Medien, Politiker und Studentenorga- nisationen warnten, dass die Schwei- zer Studenten nun keine Chance mehr hätten auf wertvolle Austauscherfah- rungen an europäischen Universitä- ten. Von diesem Geschrei ist nichts übriggeblieben. Der Bundesrat orga- nisierte die Mobilität selber, schwei- zerische und ausländische Uni-