14 Erasmus+
Günstiger und besser
ohne EU
Die Europäische Union hat die Schweiz 2014 aus dem Studentenaustauschprogramm Erasmus+ ausge-
schlossen. Seither organisiert der Bundesrat die Austausche selber. Mit Erfolg: Die Mobilität ist gestie-
gen und kostet nur noch einen Drittel.
von Nationalrat Peter Keller, Hergiswil (NW)
W
ie die EU mit demokrati-
schen Entscheiden umgeht,
zeigte sich nach dem Ja des
Schweizer Stimmvolks zur Massen-
einwanderungsinitiative im Februar
2014: Als Strafaktion schloss Brüssel
die Schweiz aus verschiedenen For-
schungs- und Bildungsprogrammen
aus. Dazu gehörte auch das Mobili-
tätsprogramm Erasmus+ für den ver-
einfachten Austausch von Studenten
in Europa.
Die EU kriegt den Hals nicht voll
Die Wahrheit dahinter lautete etwas
anders. Tatsächlich gab es bereits vor
der Volksabstimmung vom Februar
2014 Verhandlungen zwischen der
EU und dem Bundesrat. Und wie so
oft, ging es ums Geld, um sehr viel
«Es gibt keinen ver-
nünftigen Grund für
die Schweiz, wieder
eine Mitgliedschaft in
diesem Mobilitätspro-
gramm anzustreben.
Zumal Grossbritannien
bis dann nicht mehr
Mitglied der EU ist.»
Geld. Denn die EU verlangte plötz-
lich weit mehr für die Mitgliedschaft
bei Erasmus+ als ursprünglich verein-
bart. Konkret forderte sie nahezu eine
Austauschprogramm Erasmus+: Die EU verlangte plötzlich mehr für die Mit-
gliedschaft der Schweiz an diesem Programm. Konkret wollte sie fast eine Ver-
doppelung der Beiträge, nämlich 250 Millionen Franken mehr. Das Programm
wurde daraufhin sistiert, was durchaus heilsam war.
Verdoppelung der Beiträge, nämlich
rund 250 Millionen Franken mehr.
Das Programm wurde daraufhin
sistiert, was durchaus heilsam war.
Denn bei der ganzen Diskussion
kam heraus, dass es bei Erasmus
schon lange nicht mehr um die stu-
dentische Mobilität ging. Nur ein
Drittel der finanziellen Mittel diente
dem Austausch. Dafür flossen hohe
Beträge in Hunderte Projekte, die
sich fast schon kabarettistisch an-
hörten. Da wurden Gelder gespro-
chen für ein «Pinocchio-Forum» und
für Yogakurse. Für die Schweizeri-
sche Post wurden 20 000 Franken
Reisespesen genehmigt, damit sie in
Paris, London und in Griechenland
Gesundheitskongresse zu Stresssymp-
tomen durchführen konnte.
Unnötige Panikmache
Nach der Sistierung von Erasmus+
2014 gab es ein grosses Geschrei.
Medien, Politiker und Studentenorga-
nisationen warnten, dass die Schwei-
zer Studenten nun keine Chance mehr
hätten auf wertvolle Austauscherfah-
rungen an europäischen Universitä-
ten. Von diesem Geschrei ist nichts
übriggeblieben. Der Bundesrat orga-
nisierte die Mobilität selber, schwei-
zerische und ausländische Uni-