Klartext Mai 2012 | Page 6

6 Volksabstimmung Managed Care kann nicht halten, was es verspricht Die Krankenkassenprämien drücken seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes KVG Jahr für Jahr stärker auf das Portemonnaie. Unzählige Ideen kommen immer wieder aufs Tapet, wie man die Prämienlast senken könnte. Diesmal ist es die so genannte Managed Care-Vorlage, über die wir am 17. Juni abstimmen. Eine Vision, die den Praxistest nicht besteht. W as bedeutet Managed Care? Mit Managed Care würden die Krankenkassen mit Hausärzten und Spezialisten Verträge abschliessen. Der Hausarzt würde zum Organisator sämtlicher Behandlungspfade für Patienten, d.h. er würde an die mit ihm vertraglich verbundenen Spezialisten zuweisen, in das mit ihm vertraglich verbundene Spital einweisen, die Reha organisieren und sogar das Pflegeheim. In gewissem Sinne bekommt der Versicherte alles von der Wiege bis zur Bahre gemanagt. Das klingt einfach und kundenfreundlich, aber bei näherem Hinsehen entpuppt sich der allumfassende Service als goldener Käfig. Einmal in der Mühle drin…. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist für viele von uns ein Vertrauensverhältnis. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn ein Leiden eintritt, das nicht routinemässig behandelt werden kann. Wird die Managed Care-Vorlage wie vorgeschlagen umgesetzt, und ist mein Hausarzt oder mein Physiotherapeut nicht in halb der vom Hausarzt festgelegten Linie mehr Selbstbehalt berappen müssen und die Leistungserbringer sollten sich unter der Leitung des Hausarztes auf bereits erbrachte Befunde abstützen und nicht alles noch einmal untersuchen. Bei den Krankenkassen sollten damit weniger Rechnungen anfallen und könnten in der Folge die Prämien gesenkt werden. Soweit die Theorie. Zwang für ein Nichterfolgsmodell? Managed Care gibt es in der Schweiz seit 15 Jahren. Bis zum heutigen Gesundheitsökonomen haben den Tag sind laut den neuesten Zahlen Nutzen des Modells zu errechnen von santésuisse in Netzwerken mit versucht. Das Zahlenmaterial des Budgetmitverantwortung, also dem CSS Instituts für Empirische Geneuen Favoritenmodell der Befürworter, lediglich 6% Managed Care bringt weniger der Schweizer verFreiheiten für die Patienten und sichert, bei den über keinen spürbaren Nutzen bezüg50 jährigen sind es gerade noch 4%. Bis lich Prämien, das Gegenteil ist zu im Jahr 2015 sollen befürchten. 60% der Schweizerischen Bevölkerung in Netzwerken mit Budgetmitverantwortung integriert sein. Wird die- sundheitsökonomie hielt aber einer se Zielvorgabe nicht erreicht, droht Überprüfung nicht stand. Es liessen der Bundesrat mit noch schärferen sich keine relevantnen Ersparnisse Massnahmen. Die freie Arztwahl nachweisen. dürfte dann noch teurer werden. Managed Care bringt weniger Und was ist mit den Kosten? Freiheiten für die Patienten und Die Hoffnung wäre, dass sich „Doc- keinen spürbaren Nutzen bezügtor-Shopping“ und Mehrfachdiagno- lich Prämien, das Gegenteil ist zu sen verhindern liessen. Die Patienten befürchten. Deshalb sage ich und im Managed Care Modell würden ja die Delegierten der SVP Schweiz im Falle eines Arztbesuches ausser- Nein zu dieser Vorlage. ‘‘ ‘‘ von Nationalrätin Sylvia Flückiger, Schöftland (AG) einem Netzwerk integriert, muss ich mir andere Ärzte bzw. eben ein solches Netzwerk suchen. Was soll ich tun, wenn die