10 Ferieninitiative
NEIN zu 6 Wochen Ferien
Ganze sechs Wochen Ferien im Jahr statt wie bisher nur vier – das klingt zunächst verlockend. Wer
aber genauer hinschaut, erkennt schnell die Kehrseite der Medaille: Viele Unternehmen kämen in
ernste Schwierigkeiten, sollte diese Initiative angenommen werden; und das führt wiederum zu massiv schlechteren Arbeitsbedingungen für alle Angestellten. Nationalrätin Céline Amaudruz, selber Angestellte einer Grossbank, erklärt, warum der Arbeitnehmer-Traum von sechs Ferienwochen begraben werden muss.
Interview mit Nationalrätin Céline
Amaudruz, Puplinge (GE)
C
éline Amaudruz, das geltende Gesetz bestimmt, dass
sämtliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anrecht auf
4 Wochen Ferien pro Jahr haben.
Die eingereichte Volksinitiative verlangt nun deren 6. Das ist doch sehr
vorteilhaft für die Arbeitnehmenden, oder nicht?
Wenn Sie mehr Ferien oder mehr
Lohn bieten, so wird das natürlich von
jedem Arbeitnehmenden gerne angenommen. Es gibt jedoch die ideale
Welt, und es gibt die reale Welt, das
wirkliche Leben und dessen Kosten.
Wir durchleben eine Periode der Krise. Das bedeutet, wir müssen dafür
kämpfen, unsere Arbeitsplätze erhalten zu können – und nicht dafür, mehr
Ferien beziehen zu dürfen.
Syndrom liessen sich mit zwei zuläre würden eingefroren, oder,
sätzlichen Wochen Ferien beheben, ist
schlimmer noch, gekürzt, um
illusorisch und entspricht der Wahrdie zusätzlichen Ferien finanheit keineswegs. Die gegenwärtige
ziell kompensieren zu können.
Wirtschaftslage generiert Stress und
erheblichen Druck. Das ist aber nichts • Keine Flexibilität der Arbeitgeim Vergleich zu dem, was dieselben
ber: Um die Stellvertretungen
Personen erdulden müssten, wenn sie
sicherstellen zu können, müssten
die Stelle verlieren würden und ihre
die Unternehmen davon abrüBedürfnisse und jene ihrer Familie
cken, Lösungen für eine flexible
nicht mehr abdecken könnten.
Arbeitszeitgestaltung anzubieten.
Ich weise darauf hin, dass zwei Wo- • Entlassung: Kleine Unternehchen zusätzliche Ferien einem halben
men, die bereits unter dem starken
Monatslohn entsprechen – das Geld
Franken und der Wirtschaftskrise
dafür müsste man erst finden, und
leiden, könnten ihren Verpflichzwar für sämtliche Angestellten!
tungen nicht mehr nachkomLogischerweise könnten zahlreiche
men, sie sähen sich gezwungen,
Firmen, vor allem die KMU, ihren
Entlassungen auszusprechen oder
Verpflichtungen nicht mehr nachkomgar den Betrieb zu schliessen. Die
men und sähen sich gezwungen, Pergrösseren Unternehmen würden in
sonal zu entlassen oder gar zu schliesBetracht ziehen, einen Teil ihrer
sen.
Tätigkeit ins Ausland auszulagern,
was wiederum einen grossen VerWer würde konkret unter einer Erlust für den Wirtschaftsstandort
höhung der Anzahl Ferienwochen
Schweiz bedeuten würde.
leiden, und weshalb?
Ganz klar und entgegen dem, was Auf den Punkt gebracht – was risman uns glauben machen will, wären kieren Arbeitnehmende, falls die
die ersten Personen, die unter diesem Initiative angenommen werden
Es gibt immer mehr Fälle von Burn- «Geschenk» leiden würden, die Ange- sollte?
Was die Arbeitnehmenden bei Anout. Würden z