Klartext Januar 2011 | Page 8

8 Waffeninitiative „Die Initiative trifft wieder einmal die Falschen.“ Wer Konflikte mit einer Waffe lösen will, wird dies auch bei einer Annahme der Waffeninitiative tun. Genauso wird sich jemand einen Weg suchen, aus dem Leben zu treten, wenn er dies will. Mit oder ohne Waffe. Wenn man sämtliche Suizide verhindern möchte, müsste man u.a. die Bahn abschaffen und jegliche Brücken vernichten. Die Initiative ist eine Scheinlösung und nutzlos! Viel eher sollte ein verantwortungsvoller Umgang mit der Waffe erlernt werden. Dies ermöglicht die beste Prävention. D ie Befürworter der Waffen- sehen. Ärztliche Begleitung und ein initiative argumentieren un- stabiles soziales Netzwerk können da ter anderem, dass mit einer manchmal helfen. Leider suchen sich Annahme die Waffengewalt speziell diese Menschen oft an Frauen eingedämmt werden kann. keine Hilfe und Wäre es für Sie als Krippenleitefressen alles in rin nicht auch von Interesse, Famisich hinein. lien vor Waffengewalt zu schützen? Der EntJa, absolut müssen die Bürgerinnen scheid, aus und Bürger vor Waffengewalt gedem Leben schützt werden. In der Schweiz haben zu treten, wir zum Glück sehr strikte Wafist dann fengesetze und ich bin für eine gefasst. bestmögliche Prävention. Dazu Wenn sind eine hohe Polizeipräsenz wir und ein hohes Strafmass bei Missbrauch sehr wichtig. Leider werden durch die Initiative wieder einmal die Falschen bestraft. Denn diejenigen Personen, welche Konflikte und Ausei- Interview mit Grossrätin und Vizepränandersetzungen mit Waffen sidentin Nadja Pieren, Burgdorf (BE) und Gewalt zu lösen versuchen, werden dies auch bei einer sämtliche Suizide verhindern möchAnnahme der Initiative machen. Also ten, müssten wir in Gummizellen leist diese Initiative schlicht nutzlos! ben. Die Bahn, Küchenmesser, Stricke, Medikamente, Brücken usw. Mit der Initiative können Leben ge- müssten ab sofort auch verboten werrettet werden, da so weniger Su- den. Ein Mensch, der sich mit seiner izide verübt werden können. Wie Armeewaffe das Leben nehmen will, stehen Sie zu diesem Argument? muss sich vorgängig noch bewusst Es ist so, dass Suizide mit einer Waf- Munition verschaffen. Also auch hier fe begangen werden. Hier trägt aber ist die Initiative nur eine Scheinlösung nicht die Waffe an und für sich die und bringt unter dem Strich nichts. Schuld oder Verantwortung, sondern der Mensch. Wenn sich ein Mensch Kein Krimineller wird sich jemals um das Leben nimmt, ist das sehr tra- einen Waffenschein bemühen. Wird gisch. Diese Menschen sind psychisch mit der Waffeninitiative ein Waffendermassen verzweifelt, dass sie nur monopol für Verbrecher errichtet? noch durch den Freitod einen Ausweg Ganz klar ja! Denn wer, aus welchem Grund auch immer, eine Waffe will, kann sich diese auch beschaffen. Wenn es auf dem legalen Weg verboten ist, dann halt auf dem illegalen. So wird es dann unmöglich sein, den Weg und die Herkunft einer Waffe noch irgendwie rückzuverfolgen, was für Verbrecher natürlich sehr willkommen ist. Haben Sie selber eine Waffe zu Hause? Aus welchen Gründen setzen Sie sich für ein NEIN zur Waffeninitiative ein? Ich selber habe keine Waffe, bin aber mit einer geladenen Pistole im Haus aufgewachsen. Als Polizistentochter hatte mein Vater seine Dienstwaffe immer einsatzbereit. Also habe ich schon als Kind den Respekt vor Waffen gelernt. Die Pistole war immer ausser Reichweite für mich und meine Schwester. Wir wussten genau, dass dies ein absolutes Tabu ist und sehr gefährlich. Später hat uns mein Vater ab und zu zum Schiessenstand mitgenommen (meine Schüsse landeten aber meistens neben statt auf der Scheibe). Ich sage NEIN zur Waffenverbotsinitiative, weil diese schlicht nichts nützt (s. Gründe bei den ersten zwei Antworten), einmal mehr die Falschen bestraft und weil ich selber erfahren habe, wie wichtig es ist, den respektvollen Umgang mit Waffen lernen zu können. Ein Armeeangehöriger muss seine Waffe kennen und für diese auch die Verantwortung übernehmen können.