Klartext August 2013 | Page 15

Kosten Gefängnisse 15 Teurer Strafvollzug in der Schweiz Eine Milliarde Franken pro Jahr kostet uns der Strafvollzug in der Schweiz, wie der Bundesrat auf ein Postulat von SVP-Nationalrätin Natalie Rickli geantwortet hat. Innerhalb der letzten fünf Jahre sind die Ausgaben um ein Viertel angestiegen. Grund dafür ist das neue Strafrecht, das seit 2007 in Kraft ist. L agen die Kosten für den Strafvollzug im Jahr 2005 noch bei 802 Millionen Franken, waren es fünf Jahre später bereits 993 Millionen Franken – also fast eine Milliarde. Insbesondere die Therapiekosten stiegen zwischen 2007 und 2011 stark an – von 44 auf 93 Millionen Franken. Dies hat einerseits mit dem neuen Strafrecht zu tun, das die Resozialisierung des Täters über den Schutz der Bevölkerung stellt und andererseits mit der nicht korrekten Umsetzung der Verwahrungsinitiative, die 2004 vom Stimmvolk angenommen wurde. Die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen auf, dass es heute weniger Verwahrungen gibt als vor Annahme der Volksinitiative. Erst fünf Mal haben Gerichte die lebenslange Verwahrung ausgesprochen, erst eine ist rechtskräftig. Auch die ordentliche Verwahrung wird weniger häufig ausgesprochen. So wurden in den fünf Jahren vor 2007 insgesamt 87 Straftäter verwahrt, in den fünf Jahren danach waren es nur noch 23. tikel 59 des Strafgesetzbuches an. Viele Richter haben nicht den Mut, Verwahrungen auszusprechen und schieben die Verantwortung auf die Psychiater ab. Eine solche Massnahme ist auf fünf Jahre ausgelegt, sie kann aber um weitere fünf Jahre verlängert werden. Das hat zur Folge, dass heute viel mehr Lagen die Kosten für den Strafvollzug im Jahr 2005 Täter für eine lange Zeit noch bei 802 Millionen Franken, waren es fünf Jahre therapiert werden, was später bereits 993 Millionen Franken. horrende Kosten verursacht. Natürlich macht 20 Kantone Zahlen dazu geliefert haben. es Sinn, gewisse Täter zu therapieren, 20 Kantone Zahlen dazu geliefert haben. wenn sie dereinst wieder aus dem Ge- Appenzell Innerrhoden, Neuenburg, Obfängnis kommen. Heute wird aber fast walden, Tessin, Waadt und Wallis verfüjeder therapiert um der Therapie willen. gen über kein entsprechendes Datenmaterial. Die Hürden für eine Verwahrung müssen heruntergesetzt werden. Heute kann ein Dem Bericht des Bundesrates ist weiter Therapie statt Verwahrung Täter neben vielen anderen Vorausset- zu entnehmen, dass die KrankenkassenMit dem Rückgang der Verwahrungen zungen nur verwahrt werden, wenn eine prämien, sofern die Insassen nicht über stieg die Zahl der Therapien an. Die Ge- sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, genügend Mittel zur Bezahlung verfürichte ordnen heute viel mehr stationäre dass er erneut eines dieser Verbrechen gen, von der fürsorgerechtlich zuständitherapeutische Massnahmen gemäss Ar- begeht. Der Grundsatz müsste geändert gen Behörde übernommen werden. Für werden: Ein Täter Gefangene ohne festen Wohnsitz in der Den detaillierten Bericht des Bundesrates wird nur therapiert, Schweiz kommt hierfür in der Regel der wenn eine sehr hohe einweisende Kanton auf. Wie viele Häftzu den Kosten im Strafvollzug finden Sie Wahrscheinlichkeit linge die Krankenkassenprämien nicht auf www.ejpd.admin.ch besteht, dass er the- bezahlen und wie viel das die Steuerzahrapierbar ist, sprich ler der einzelnen Kantone kostet, wurde nicht rückfällig wird. nicht erörtert. In Anbetracht des AuslänAnsonsten ist er zu deranteils von 73,8% in den Schweizer verwahren. Gefängnissen dürfte dies zusätzliche Kosten verursachen. Auch hier wäre Kostspielige Thera- Kostentransparenz in den Kantonen wünpien schenswert. Die 93 Millionen Therapiekosten alleine im Jahr 2011 von Nationalrätin sind mit Vorsicht zu Natalie Rickli, geniessen, weil nur Winterthur (ZH)