Klartext April 2013 | Page 5

Volksabstimmung 5 erreichen können, wenn nur wenig Geld zur Verfügung steht. SP-Nationalrat Stefan Gschwind brachte es am 8. Juni 1900 auf den Punkt: „Wir alle wissen, wie die wirtschaftlichen Zustände in Amerika sind, ganz anders als bei uns. (...) Wir dürfen uns nicht wundern, wenn dort die Wahlen mit dem Dollar in der Hand gemacht werden. Das kann man vom Schweizervolke nicht sagen. (…) So dürfen wir nach meinem Dafürhalten ohne Zaudern und Angst dem Schweizervolk die Wahl des Bundesrates übertragen.“ Auch eine EJPD-Studie kam letztlich zum Schluss, dass „der Einfluss des Geldes auf die politischen Entscheide nicht überschätzt werden sollte“ (21.2.2012). Dass der Bundesrat heute das Gegenteil behauptet, ist wenig glaubwürdig. Die Volkswahl des Bundesrates bringt einen Ausbau der Volksrechte und ist ein Vertrauensbeweis ins Volk. von Nationalrat Gregor A. Rutz, Küsnacht (ZH) Initiative mit bald 20-jähriger Vorgeschichte D ie Ursprünge der jetzt zur Abstimmung gelangenden Volksinitiative zur Volkswahl des Bundesrates gehen – entgegen verschiedenen oberflächlichen Kommentaren in den Medien – weit in die 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Im Sommer 1998 führte die SVP eigens zu diesem Thema einen vielbeachteten Sonderparteitag durch, nachdem die Diskussion über eine Volkswahl bereits in den Jahren davor innerhalb der Partei aufgekommen war und kontrovers geführt wurde. Die Delegiertenversammlung beschloss 1998 nach ausgiebiger Debatte das Thema „Volkswahl des Bundesrates“ weiterzuverfolgen. Daraufhin wurde eine parteiinterne Arbeitsgruppe eingesetzt, welche 1999 einen Bericht über die Möglichkeiten der Einführung der Volkswahl vorlegte, in dem sie den Weg über eine Volksinitiative vorschlug. Im Januar 2000 stellte die SVP dann anlässlich einer Medienkonferenz ihr Konzept „Die Volkswahl des Bundesrates“ vor. Als Zwischenschritt reichte die SVPFraktion 2004 im Parlament Vorstösse zu einer Listenwahl der Bundesräte durch die Eidgenössischen Räte ein. Ein Vorschlag, den sie bereits 1995 auf die politische Agenda brachte. Nachdem die Versuche, im Parlament eine Systemänderung bei den Bundesratswahlen herbeizuführen, gescheitert waren, konkretisierte sich das Projekt einer Volkswahlinitiative. Die Delegierten der SVP Schweiz beschlossen den Grundsatz zur Lancierung einer Volksinitiative schliesslich am 22. August 2009 in Chur mit 358 zu 28 Stimmen. Der Text wurde an der nachfolgenden Delegiertenversammlung in Genf definitiv bereinigt und mit der Unterschriftensammlung Anfang 2010 begonnen.