Klartext April 2012 | страница 13

Flankierende Massnahmen 13 Solidarhaftung ist abzulehnen Eine der herausragenden Stärken des Werkplatzes Schweiz ist das liberale Wirtschaftssystem mit dem flexiblen Arbeitsmarkt. Die im internationalen Vergleich freiheitlich ausgestalteten Rahmenbedingungen sind zu einem guten Teil dafür verantwortlich, dass sich zahlreiche Firmen in der Schweiz ansiedelten oder am Standort Schweiz verblieben – trotz hoher Lohn- und Betriebskosten. Eine weitere Aushöhlung durch zusätzliche flankierende Massnahmen kostet Arbeitsplätze und Wohlstand. von Nationalrat Peter Spuhler W as die nationalrätliche Kommission für Wirtschaft und Abgaben WAK Ende März in Bezug auf die Ausgestaltung der flankierenden Massnahmen zur Personenfreizügigkeit beschlossen hat, ist für den flexiblen schweizerischen Arbeitsmarkt eine ernsthafte Bedrohung. Gegen den Willen der SVP sprach sich die Kommission dafür aus, die flankierenden Massnahmen weiter zu verschärfen. Aus Sicht der SVP spricht nichts dagegen, dass zum Schutz gegen den Missbrauch durch Scheinselbständig- keit eine Dokumentationspflicht eingeführt werden soll, die überraschend beschlossene Solidarhaftung geht jedoch entschieden zu weit und ist für schweizerische KMU eine Katastrophe. gemacht werden können, wenn von ihnen verpflichtete Subunternehmen die schweizerischen Mindestanforderungen bezüglich Löhne und Arbeitsbedingungen nicht einhalten. Konkret heisst dies, dass zum Beispiel ein kleiner oder mittelgrosser Baubetrieb, welcher eine Subunternehmung für bestimmte Arbeiten verpflichtet, solidarisch dafür haften muss, dass sich dieser unter Umständen wesentlich grössere Subunternehmer korrekt verhält. Dies ist nicht nur illusorisch, weil gar keine Möglichkeit besteht, solche Firmen bis ins Detail zu durchleuchten, sondern auch in anderer Hinsicht schädlich: So dürften kreditgebende Banken mit einer Kürzung der Kreditlimiten oder der Forderung nach einer Unterlegung mit zusätzlichen Sicherheiten auf die erhöhten Risiken reagieren. Bei der Einführung der Personenfreizügigkeit gab es von Vornherein Ängste in der Bevölkerung, dass die schweizerischen Löhne unter Druck geraten könnten. Ein gewisser Schutz ist daher auch berechtigt. Es kann aber nicht sein, dass unter dem Deckmantel der Personenfreizügigkeit die Schweiz lohnmässig abgeschottet wird, obwohl die gleichen Kreise, welche dies verlangen, unter dem Vorwand des Konsumentenschutzes stets tiefere Preise für die Konsumenten fordern. Eine Balance zwischen diesen Interessen ist nicht einfach zu finden. Auch die SVP unterstützt die Dies wird dazu führen, dass KMUs bei Schutzmechanismen bis zu der Kreditfinanzierung zusätzlich unter einem gewissen Punkt. Druck geraten werden. Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmer neben Was jedoch zu weit geht, seinen eigenen Risiken auch noch für geht zu weit - in diesem die finanziellen Risiken seiner SubunFall die von der WAK be- ternehmer einstehen muss, speziell, schlossene Solidarhaftung. wenn diese grösser sind, als er selbst. Dass Unternehmer für Es ist daher zu befürchten, dass die Sodie von ihnen engagierten lidarhaftung zu einer Kreditklemme bei Subunternehmer verant- den KMU führen wird und deren finanwortlich sein sollen, ist ab- zielle Flexibilität einschränken wird. solut KMU-feindlich und richtet weitaus grösseren Der Schweizerische GewerbeverNationalrat Peter Spuhler führt als Unterneh- Schaden an, als dass da- band ist nun gefordert, korrigiemer erfolgreich die Stadler Rail Group. Als durch etwas erreicht wird. rend einzugreifen - zum Erhalt der bodenständiger Chef besucht er seine Mitar- Mittels Solidarhaftung sollen schweizerischen Standortvorteile beiter oft in der Produktion. Firmen künftig dafür haftbar und Arbeitsplätze.