Klartext April 2011 | Page 3

Abstimmung 3 Mundart im Kindergarten fördert die Identität Am 15. Mai stimmt das Zürcher Stimmvolk über die Mundartinitiative ab. Die Mundartsprache soll wieder einen festen Platz im Kindergarten erhalten. Mundart ist fester Bestandteil der Schweizer Kultur und Identität. Die Ausgrenzung der Mundart aus dem Kindergarten hat massive Auswirkungen: Wie sollen unsere Kinder Wurzeln bilden können und sich festigen, wenn ihnen das Erlernen ihrer Muttersprache erschwert wird? Der Mundart ist Sorge zu tragen. von Kantonsrätin Jacqueline Hofer, Dübendorf (ZH) D er Bildungsauftrag der Schule umfasst die Förderung der Ausdrucksfähigkeit in Mundart und Hochdeutsch. Auf Anweisung des Bildungsrates wurde diese Bestimmung im Jahr 2005 ersatzlos aus dem Lehrplan gestrichen. Das Hochdeutsche wurde als Schulsprache kurzerhand um 2 Jahre auf die Kindergartenstufe vorverlegt, mit der Konsequenz, dass im Kindergarten nur noch während einem Drittel der Unterrichtszeit Mundart gesprochen wird. Die Ausgrenzung der Mundart aus dem Kindergarten hat massive Auswirkungen: Wie sollen die Kinder ihre Gefühle und Gedanken weitergeben, wenn sie sich im täglichen Leben nicht ausdrücken können? Wie sollen sie die eigene Muttersprache beherrschen, wenn sie in ihrer sprachlichen Entwicklung behindert statt gefördert werden? Wir wollen, dass unsere Kinder mit den Werten, die wir ihnen als Eltern und Familie weitergeben, aufwachsen. Die ständige Forderung nach Verstaatlichung und Schulversuche, insbesondere der Schulung in einer fremden Sprache im Frühkindesalter, entwurzeln und entfremden unsere Jüngsten. Ziel soll sein, dass unsere Kinder ihre Muttersprache vollständig erlernen können. Der Kindergarten soll die weitere Festigung des Schweizerdeutschen fördern. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die erlernte Erstsprache das spätere Erlernen von Fremdsprachen erleichtert. Selbstverständlich wollen wir, dass unsere Kinder die hochdeutsche Sprache gut lernen, deshalb wird ab der Primarstufe der korrekte Gebrauch der Schriftsprache in Wort und Schrift unterrichtet und vermittelt. Identität und Nationalität Der Entscheid des Bildungsrates ist hochpolitisch. Italiener sprechen italienisch, Engländer sprechen englisch, Deutsche sprechen Hochdeutsch und Deutschschweizer sprechen Mundart. Auf den ersten Blick ist die Sprache ein geeignetes Mittel zur Festlegung der Nationalität. Identität ist ein Schwerpunkt unserer Persönlichkeit. Gerade die schweizerdeutschen Dialekte und die weiteren Landessprachen sind ein signifikantes Merkmal der Schweizer zu unserem unabhängigen und neutralen Staat und der direkten Demokratie. Die Sicherung der Landessprachen und Dialekte ist besonders wichtig. Schweizer Bürgerinnen und Bürger sollen sich untereinander verständigen und äussern können. Die Assimilation an die hochdeutsche Sprache ist eine Zwangsintegration in die Europäische Union. Die Geschichte zeigt, dass ein solcher Mechanismus einzig politisch motiviert ist. Vielmehr ist es wichtig, dass wir auf regionaler Ebene unsere Dialekte fördern. Denn bereits heute wird die demografische Verteilung in der Schweiz durch die Einwanderung und die Personenfreizügigkeit massiv geändert. Als Schweizer sind wir Teil der gesamtschweizerischen Bevölkerung. Wir können unsere Identität nur bewahren, wenn wir an unseren kulturellen Werten, insbesondere an unserer Sprachvielfalt, festhalten. Stimmen Sie am 15. Mai im Kanton Zürich der Volksinitiative „JA zur Mundart im Kindergarten“ zu.