Abstimmung 3
Mundart im Kindergarten
fördert die Identität
Am 15. Mai stimmt das Zürcher Stimmvolk über die Mundartinitiative ab. Die Mundartsprache soll wieder einen festen Platz im Kindergarten erhalten. Mundart ist fester Bestandteil der
Schweizer Kultur und Identität. Die Ausgrenzung der Mundart aus dem Kindergarten hat massive Auswirkungen: Wie sollen unsere Kinder Wurzeln bilden können und sich festigen, wenn
ihnen das Erlernen ihrer Muttersprache erschwert wird? Der Mundart ist Sorge zu tragen.
von Kantonsrätin Jacqueline Hofer,
Dübendorf (ZH)
D
er Bildungsauftrag der Schule umfasst die Förderung der
Ausdrucksfähigkeit in Mundart und Hochdeutsch. Auf Anweisung des Bildungsrates wurde diese
Bestimmung im Jahr 2005 ersatzlos
aus dem Lehrplan gestrichen. Das
Hochdeutsche wurde als Schulsprache kurzerhand um 2 Jahre auf die
Kindergartenstufe vorverlegt, mit der
Konsequenz, dass im Kindergarten
nur noch während einem Drittel der
Unterrichtszeit Mundart gesprochen
wird. Die Ausgrenzung der Mundart
aus dem Kindergarten hat massive
Auswirkungen: Wie sollen die Kinder
ihre Gefühle und Gedanken weitergeben, wenn sie sich im täglichen Leben
nicht ausdrücken können? Wie sollen
sie die eigene Muttersprache beherrschen, wenn sie in ihrer sprachlichen
Entwicklung behindert statt gefördert werden? Wir wollen, dass unsere
Kinder mit den Werten, die wir ihnen
als Eltern und Familie weitergeben,
aufwachsen. Die ständige Forderung
nach Verstaatlichung und Schulversuche, insbesondere der Schulung in einer fremden Sprache im Frühkindesalter, entwurzeln und entfremden unsere
Jüngsten. Ziel soll sein, dass unsere
Kinder ihre Muttersprache vollständig
erlernen können. Der Kindergarten
soll die weitere Festigung des Schweizerdeutschen fördern. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die erlernte
Erstsprache das spätere Erlernen von
Fremdsprachen erleichtert. Selbstverständlich wollen wir, dass unsere
Kinder die hochdeutsche Sprache gut
lernen, deshalb wird ab der Primarstufe der korrekte Gebrauch der Schriftsprache in Wort und Schrift unterrichtet und vermittelt.
Identität und Nationalität
Der Entscheid des Bildungsrates ist
hochpolitisch. Italiener sprechen italienisch, Engländer sprechen englisch,
Deutsche sprechen Hochdeutsch und
Deutschschweizer sprechen Mundart.
Auf den ersten Blick ist die Sprache ein
geeignetes Mittel zur Festlegung der
Nationalität. Identität ist ein Schwerpunkt unserer Persönlichkeit. Gerade
die schweizerdeutschen Dialekte und
die weiteren Landessprachen sind ein
signifikantes Merkmal der Schweizer
zu unserem unabhängigen und neutralen Staat und der direkten Demokratie. Die Sicherung der Landessprachen
und Dialekte ist besonders wichtig.
Schweizer Bürgerinnen und Bürger
sollen sich untereinander verständigen
und äussern können.
Die Assimilation an die hochdeutsche
Sprache ist eine Zwangsintegration
in die Europäische Union. Die Geschichte zeigt, dass ein solcher Mechanismus einzig politisch motiviert
ist. Vielmehr ist es wichtig, dass wir
auf regionaler Ebene unsere Dialekte fördern. Denn bereits heute wird
die demografische Verteilung in der
Schweiz durch die Einwanderung und
die Personenfreizügigkeit massiv geändert. Als Schweizer sind wir Teil
der gesamtschweizerischen Bevölkerung. Wir können unsere Identität nur
bewahren, wenn wir an unseren kulturellen Werten, insbesondere an unserer
Sprachvielfalt, festhalten.
Stimmen Sie am
15. Mai im Kanton Zürich der
Volksinitiative „JA
zur Mundart im
Kindergarten“ zu.