Klartext April 2011 | Page 13

Neutralität 13 Die Neutralität gehört in die Bundesverfassung Die immerwährende bewaffnete Neutralität der Schweiz ist im Volk tief verankert. Dies belegen regelmässige Umfragen. Trotzdem ist höchste Wachsamkeit nötig. Einige Exponenten aus Wissenschaft und Kunst versuchen seit Jahrzehnten, die Neutralität als unmoralisches Verhalten darzustellen. Diese Kritiker haben bis jetzt bei der Neutralitätsabschaffung wenig ausgerichtet. Gefährlicher ist die permanente Aushöhlung des Kerninhalts der Neutralität durch die politischen Behörden. verfassung finden wir keine Definition der Neutralität. Die Artikel 173 und 185 weisen lediglich die Behörden an, die Neutralität zu wahren. Bodentruppen im Einsatz seien. Dient das dem Schutz der Zivilbevölkerung? Ist das kein Krieg? Keine Parteinahme? Der Bundesrat erlaubt die Durchfahrt von britischen MilitärfahrzeuRealitätsverlust gen und den Überflug ausländischer Der Uno-Sicherheitsrat hat die „Völ- Kampfflugzeuge. Und das sei mit der von Nationalrat Pirmin Schwander, kergemeinschaft“ ermächtigt, alle nö- Neutralität vereinbar, weil zehn StaaLachen (SZ) tigen Massnahmen zu ergreifen, um ten im Uno-Sicherheitsrat beschloshnlich wie die Politik des Zivilisten in Libyen, die von Gaddafi sen haben, humanitär zu sein. schleichenden EU-Beitritts angegriffen werden, zu schützen. Die Verankerung in der Bunwird der Neutralität desverfassung schleichend ihre Substanz entzoEs ist höchste Zeit, die Neugen. Der Bundesrat reduziert die tralität in der BundesverfasNeutralität auf die Erfüllung der sung inhaltlich zu verankern. völkerrechtlichen Pflichten eiDie AUNS hat diese Fordenes neutralen Staates (u.a. keinen rung kürzlich gestellt. Dies Krieg führen). Aus diesem Grund ist umso dringender, weil vertritt das Eidgenössische Ausbehauptet wird, eine EUsendepartement EDA die Ansicht: Mitgliedschaft sei mit der „Die Neutralität ist grundsätzlich Neutralität vereinbar. Wer weder ein Hindernis zur Teilnahdie Diskussion in Österreich me an wirtschaftlichen Sanktionen verfolgt, wird zugeben müsnoch zur Mitgliedschaft in interna- Quelle: Schweizerzeit, Nr. 24, 19. Oktober 2001 sen, eine ehrliche Neutrationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen (UNO) oder der Uno-Resolution Nr. 1973 sagt, jedes lität hat in der EU keinen Platz. Wer Europäischen Union (EU). Sogar ein militärische Eingreifen müsse dem eine gemeinsame Sicherheits-, Vermilitärischer Einsatz bei Friedensope- Schutz von Zivilisten dienen. In der teidigungs-, Handels- und Visapolitik rationen, der durch die UNO oder die Zwischenzeit lässt auch das neutrale (Schengen!) übernehmen muss, wird Konfliktparteien autorisiert wurde, ist (!) Schweden seine Kampfflugzeuge von Dritten nicht mehr als Neutraler mit der Neutralität vereinbar.“ (Quel- mitfliegen. Derweil erklärte Frau Bun- identifiziert. desrätin Calmy-Rey: „Ich würde das Die Schweiz hat eine andere Rolle zu le: eda.admin.ch). nicht als Krieg bezeichnen.“ Da stellt übernehmen. Sie hat sich der humaniDie Neutralitätspolitik wird vorsätz- sich natürlich die Frage, was Krieg für tären Hilfe – ohne Kriegseinsatz – und lich vernachlässigt. Gerade dies be- unsere Landesregierung bedeutet: eine einer aktiven Friedensdiplomatie auf droht die Glaubwürdigkeit der immer- humanitäre Waffenschau? Da tobt ein der Grundlage einer gelebten Neutrawährenden bewaffneten Neutralität. Bürgerkrieg, dank Uno-Bomben rü- lität zu verpflichten. Deshalb ist der Denn die Neutralitätspolitik zeigt, mit cken Rebellen gegen Gaddafi vor. EU-Beitritt kompromisslos abzuwelcher Zuverlässigkeit die Schweiz Es werden Zivilisten getötet, Regie- lehnen und die Neutralitätserklägegenüber allen Staaten ihre Au