K-Colors of Korea April 2014 | Page 44

Je mehr ich schreibe desto besser werde ich? Interview mit Kim Youngha Interview von Esther Klung; Foto von Dongha Choe K im Youngha schreibt Beststeller. Sein erster Roman „Das Gotesspiel“ schockierte 1996 die koreanischen Leser. Seitdem hat sich seine Art zu schreiben verändert. Im April erschien „Schwarze Blume“ auf dem deutschen Markt und Kim Youngha verließ New York, wo er im Moment lebt, und begab sich auf Lesereise. K-Colors Of Korea traf ihn zum Interview in Berlin. K: Was hat Sie an der Hintergrundgeschichte zu “Schwarze Blume” gereizt? KYH: Zu allererst hörte ich die Geschichte von einem Freund von mir. Er ist Regisseur und war auf dem Weg von Los Angeles nach Seoul. Im Flugzeug hörte er die unglaubliche Geschichte von einem kleinen Staat, der im Dschungel in Guatemala gegründet worden war. Er dachte, es sei nur ein Gerücht, doch erzählte mir die Geschichte und aus Neugier ing ich an zu recherchieren. Ich fand einen Beweis für diese Geschichte, einen Zeitungsartikel, der 1916 in San Francisco veröfentlich worden war. Das faszinierte mich, denn ich selbst war in meinem Leben schon ot umgezogen. Mein Vater war Oizier bei der Armee und so zogen wir einmal im Jahr um. Deswegen faszinieren mich Leute, die verschwinden. Ich entschied nach Mexiko und Guatemala zu gehen. Außerdem fand ich einen Bericht von einer koreanisch stämmigen Amerikanerin, die in Los Angeles lebt. K: Basieren die Charaktere aus Ihrem Buch auf realen Menschen? KYH: Ungefähr die Hälte entstammt der Geschichte, der Rest ist Fiction. Vor allem die Hauptcharaktere sind erdacht, denn ich brauche Spielraum um einen Plot zu entwerfen. K: Was war das Faszinierendste und Inspirierende, auf das Sie während der Recherche gestoßen sind? KYH: Vor 1920 waren die Klassen in Korea streng voneinander getrennt. Auf dem Weg nach Mexiko mussten sie sich mischen. Ich empinde dies als 42 Modernisierungsprozess. In Korea wurde die Modernisierung gewaltsam vollzogen, durch die herrschenden Kräte, einen Krieg oder Kolonisierung Alle Klassen und selbst die Geschlechter wurden auf dem Schif nach Guatemala gemischt. Zuerst interessierte mich dies. Die andere Sache war, dass ich Katholik gewesen bin. In Korea haten alle importierten Religionen anfangs Schwierigkeiten mit dem Schamanismus. Als ich den Bericht über die Emigration las, fand ich heraus, dass ein Schamane und ein katholischer Priester auf dem Schif waren. Zu dieser Zeit gab es kaum Katholiken in Korea, Schamanismus hingegen war populär. In Mexiko kamen die beiden sogar auf dieselbe Hazienda. Das Land selbst ist auch ein Land der vermischten Religionen, wie Katholiken, die Mayas und andere einheimische Religionen. K: Sie sagten, Sie sind heute kein Katholik mehr, woran liegt das? KYH: Als ich Student war, zwischen 1986 und 1989 durchlebte Korea eine sehr historische Zeit, denn 1987 kam es zur Demokratisierung. Ich selbst erlebte dies als eine Art Tornado und viele koreanische Studenten waren Marxisten. Es war ein Trend. Ich bin es nicht mehr. Aber zu der Zeit sahen viele die Hofnung im Marxismus. Es war in Korea verboten Marx und Engels zu lesen, doch dadurch wurde es noch atraktiver für uns. Viele Studenten sahen in dieser Philosophie eine Alternative. So habe ich mich von der Religion abgewandt. K: Der Titel „Schwarze Blume“ hat mich ein wenig überrascht. Wer genau ist die „schwarze Blume“ in der Geschichte? Warum haben Sie diesen Titel gewählt? KYH: Es gibt dafür zwei Gründe. Wenn man alle Farben mischt, erhält man schwarz. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass mich das Vermischen als erstes faszinierte. Doch es gibt in der ganzen Welt keine einzige schwarze Blume. Ich dachte, die schwarze Blume könne somit eine Art Metapher für Utopia sein. Aber ich denke, es gibt niemanden, der es so wie ich interpretiert, daher