Jahresbericht Schweizer Obstverband 2017 | Page 14

8 Früchtejahr
Gute Zwetschgen-Qualität
Der Frühjahresfrost hinterliess auch bei den Zwetschgen seine Spuren . Immerhin war der Krankheitsdruck tief . Die Früchte zeichneten sich durch eine sehr gute Qualität aus . Die Erntemenge von 1884 Tonnen entspricht 61 Prozent des Fünfjahresschnittes . Der Markt konnte damit nur rund zehn Tage lang voll versorgt werden .
Bei den Brennzwetschgen erhöhte das Produktzentrum aufgrund der tiefen Ernteschätzung den Richtpreis . Die 1283 Tonnen Brennzwetschgen entsprechen rund 55 Prozent des Zehnjahresschnitts . Zusammen mit den Reserven können die Brennereien damit den Bedarf bis zur nächsten Ernte knapp decken .
Aprikosen
Je nach Bekämpfungsmöglichkeiten waren die einzelnen Betriebe sehr unterschiedlich stark vom Frost betroffen . Die Aprikosenkampagne startete elf Tage früher als 2016 . Im Juni konnten sich die inländischen Aprikosen am Markt nur schwer gegen die ausländische Konkurrenz behaupten . Die Erntemenge von gesamthaft 3800 Tonnen liegt bei 60 Prozent des Fünfjahresdurchschnittes . Für die Vermarktung waren die Player während der ganzen Saison stark gefordert .
Fokus Braucht der Obstbau eine Ernteversicherung ?
Die Obstbranche arbeitet mit der Natur und ist deren Gefahren ausgesetzt . Der Frost vom April 2017 brachte dennoch eine neue Erkenntnis : Durch die Grösse und Spezialisierung der Betriebe erreicht das Schadenspotential eine neue Dimension . Nun werden manche Schutzmassnahmen verstärkt und etwa Frostberegnungsanlagen erneuert . Vorbeugen ist besser als heilen : Das ist gut und vermindert das Risiko . Aber immer noch muss man bei künftigen Extremereignissen mit grossen Schäden rechnen . Die Klimaveränderung ist Tatsache . Jeder sieht , wie sich Blüh- und Erntetermine in den letzten Jahren verfrühten . Die Experten sehen mehr Extremwerte voraus . Auf Dürre , Hitze , Stürme , Starkregen , Wärmeüberschuss müssen wir uns vermehrt gefasst machen . Weil der Markt bei Frischprodukten so hohe Anforderungen hat , leiden sie unter ungünstigen Wettereinflüssen besonders stark . Rasch steht der gesamte Ertrag eines Jahres auf dem Spiel , von Schäden am Pflanzkapital und an den Anlagen im Feld ganz zu schweigen . Soll und kann der einzelne Betrieb dieses hohe Risiko allein tragen ? Sicher kann er sich mit verschiedenen Lagen und Kulturen sowie mit Schutzmassnahmen etwas absichern . Aber Extremsituationen überschreiten das lokale Ausmass und treffen womöglich alle Kulturen , wie gut sie auch geschützt sind . Der Frost 2017 führte uns das Schadenspotential von Extremereignissen deutlich vor Augen . Jeder Betrieb braucht ein solides Risikomanagement , das solche Szenarien einbezieht . Aus dem Ausland sind Ernteversicherungen bekannt . Sie sollen dem Betrieb das Überleben ermöglichen . Übliche Ernteschwankungen muss der Produzent selber tragen . Auch bei uns bieten die Versicherer Lösungen dazu an . Die Erfahrung aus dem Weinbau zeigt aber , dass diese nur wenig genutzt werden . Die Prämien sind vielen Betriebsleitern zu hoch . Ausserhalb der Spezialkulturen übernehmen die Direktzahlungen ein Stückweit die Funktion der Überlebenshilfe . Im Obstbau ist deren Anteil am Erlös dafür zu gering . Wir erwarten vom Bund , dass er eine Anschubfinanzierung für eine Prämienverbilligung prüft . So würden mehr Betriebe einsteigen . Eine Hilfe für Härtefälle käme dann aber nicht mehr in Frage . Die Landwirtschaft sollte Naturschäden besser widerstehen können , annerkennt der Bundesrat . er will im Rahmen der künftigen Agragpolitik prüfen , welche Unterstützung er dazu bieten kann . Wir führen unsere Gespräche weiter .
Schweizer Obstverband Jahresbericht 2017