Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 2.2020 | Page 41

interaktiv 2 | 2020 Im Gespräch 41
Das Projekt läuft noch bis Februar 2021 und insgesamt nur neun Monate . Wie konnten Sie so schnell einen Prototyp präsentieren ?
Das war in der Tat eine rasante Entwicklung . DeKonBot ist ja eine gemeinschaftliche Entwicklung dreier Abteilungen vom IPA , sonst wäre das nicht möglich gewesen . Die Hardware , bestehend aus einer Care-O-bot-4-Basis und einem Scara-Arm , haben wir weitgehend vom Roboter » Kevin « übernommen , der in der Abteilung » Laborautomatisierung und Bioproduk - tionstechnik « entwickelt wurde . Seine Aufgabe dort ist es , autonom Proben zu transportieren . Die Kollegen entwickelten für DeKonBot beispielsweise auch die Sprühmechanik , um die Reinigungspads zu benetzen . Zudem passten sie die Steuerung des Roboters für die neue Aufgabe an und auch die GUI , also die Bedienoberfläche , mit der der Roboter eingelernt wird . Wir konnten viele Erfahrungen aus dieser Entwicklung nutzen und innerhalb von nur einer Woche einen ersten Demonstrator für die Anwendung aufbauen . Hier nutzte der Roboter noch ein Sprühwerkzeug . Allerdings änderten wir dies schon bald . Denn in Gesprächen mit Reinigungsdienstleistern wurde klar , dass die Wischdesinfektion sinnvoller ist . Sie entfernt nämlich auch möglichen Schmutz , der Keime verdecken könnte .
Welchen Beitrag leisteten die anderen beiden Abteilungen ?
Die Kollegen aus der » Reinst- und Mikroproduktion « validierten die Ergebnisse der Desinfektion . Sie überprüften beispielsweise , wie gut der Roboter alle Bereiche erreicht und ob mögliche Verunreinigungen auch wirklich verschwinden . Die Frage ist ja auch , wie oft das Reinigungspad benetzt werden oder ausgetauscht werden muss , damit es die Keime wirklich entfernt und nicht weiterverteilt . Letzteres darf natürlich nicht passieren . Wir aus der Abteilung » Roboter- und Assistenz - systeme « lieferten auf Basis unserer umfassenden Vorarbeiten die grundlegenden Robotertechnologien wie Navigation , Mani - pulation und das Erkennen beispielsweise der Türklinken oder anderer zu reinigender Objekte . Wir nutzen dabei Verfahren des Maschinellen Lernens , um möglichst flexibel zu sein . Tür - griffe gibt es schließlich in zahlreichen Varianten , die dem Roboter unmöglich alle separat eingelernt werden können . Hinzu kommen Türknäufe sowie flache Objekte wie Licht - schalter und Aufzugknöpfe , die je nach Form anders gewischt werden müssen . Außerdem entwickeln wir gerade einen ganz neuen Sensor . Dieser nutzt ein Lichtschnittverfahren , damit er besonders spiegelnde Oberflächen wie Metallgriffe gut erkennen und präzisere 3D-Daten davon liefern kann . Und schließlich haben wir uns auch um die Risikoanalyse gekümmert .
Das » DeKonBot «-Projekt ist noch nicht abgeschlossen , da startet schon Ihr nächstes Projekt in der Servicerobotik mit ins - gesamt zwölf Partnern aus der Fraunhofer-Gesellschaft . Was hat es mit der » Mobilen Desinfektion « oder MobDi auf sich ?
Die Fraunhofer-Gesellschaft hat das interne Aktionsprogramm » Fraunhofer vs . Corona « ins Leben gerufen , von dem sowohl DeKonBot als auch MobDi finanziert werden . Zunächst wurden eher kleinere Projekte bewilligt , in der zweiten Phase ging es darum , gleichartige Projekte zu clustern . Die rund 70 Insti - tute der Fraunhofer-Gesellschaft ergänzen sich mit ihrem Technologie-Portfolio sehr gut und es gilt , Kompetenzen strategisch zu bündeln . MobDi ist mit zwölf Partnern ein sehr großes Projekt , das auch von verschiedenen Vorgänger pro - jekten profitiert . Darin sollen unter anderem Desinfektions - roboter für zwei Einsatzfelder eingesetzt werden . Einer ist für öffentliche Gebäude gedacht und wird sozusagen der DeKonBot 2 . Dafür wird der aktuelle Roboter hardwareseitig noch angepasst . Der andere Roboter wird für Desinfektions - zwecke im ÖPNV aufgebaut . Hierfür braucht es beispielsweise eine spezielle Antriebseinheit , die auch Spalten und Stufen überwinden kann .
Die Software beider Roboter wird eine deutlich verbesserte Desinfektionsleistung ermöglichen : Die Roboter erkennen dank eines noch detaillierteren Umgebungsmodells , aus welchem Material ein zu reinigendes Objekt besteht und wie verschmutzt es ist . Entsprechend diesen Informationen wählen die Roboter die Desinfektionsmethode . Dazu werden im Projekt Werkzeuge beispielsweise für die Desinfektion durch Wischen , Sprühen , UV oder Plasma und ein Werkzeug wechsel -