Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 2.2019 | Page 7

Als das IPA gegründet wurde, übernahm Fidel Castro gerade die Macht in Kuba, die Beatles waren noch unbekannte Teenies, und statt Computern benutzte man Rechenschieber. Sechzig Jahre ist das her. Professor Dolezalek, der an der Universität Stuttgart nach dem Krieg das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb aufgebaut hatte, suchte eine größere Nähe zur Industrie und liebäugelte mit der Gründung eines »Privatinstituts«. Dann schloss er sich der Fraunhofer-Gesellschaft an, die schon damals angewandte Forschung betrieb. Der 1. Juli 1959 gilt als offizielles Gründungsdatum. Die Arbeit begann bescheiden an zwei Standorten in Stuttgart, im Alten Schlachthof am Hegelplatz und in der Keplerstraße 10, mit einem Betriebshaushalt von 100 000 DM. Heute sind es mehr als 60
Millionen Euro.

Schnell und flexibel mit Automatisierung

Richtig in Fahrt kam das Institut, als Professor Hans-Jürgen Warnecke 1971 die Leitung übernahm – und die ersten Computer die Arbeit erleichterten. Warnecke verdreifachte die Mitarbeiterzahl innerhalb der ersten zehn Jahre und erweiterte das Themenspektrum, etwa um die Oberflächentechnik. Doch an der Grundausrichtung änderte sich wenig. Es ging darum, die Produktion zu verbessern, um die Unternehmen fit für morgen und übermorgen zu machen. »Nur der Schnelle und Flexible wird die Herausforderungen meistern«, war Warnecke überzeugt und richtete das Institut entsprechend zukunftsweisend aus. Eine der zentralen Aufgaben war die Automatisierung. Von Robotern war damals noch nicht die Rede, man sprach vielmehr von Handhabungs geräten. Das änderte sich erst, nachdem in den USA die ersten Industrieroboter Verbreitung fanden.

Warnecke flog 1972 kurzerhand mit seinem jungen Mit arbeiter Rolf Dieter Schraft in die USA, um den neuen Trend aufzuspüren. Beide kamen mit neuer Expertise zurück – hatten sie doch mehrere Roboter live gesehen. In einer kleinen Ausstellung, die der ehemalige Leiter der Robotik-Abteilung, Martin Hägele, eingerichtet hat, kann man diese Anfänge noch be staunen. Die Form dieser frühen Roboter mit beweglichem Arm und massivem Sockel erinnerte bereits an moderne Anlagen, aber natürlich waren alle entscheidenden Roboter-Schlüsseltechnologien noch längst nicht auf heutigem Niveau. So setzten die Amerikaner zunächst auf Hydraulik. Da Öl in Fabrikhallen aber nicht gerne gesehen ist, zog das deutsche Unternehmen Pfaff mit einem pneumatisch betriebenen Roboter nach, dem ersten seiner Art in Deutschland. Das Gerät arbeitete schnell, allerdings störte neben der empfindlichen