Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 2.2019 | Page 34

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von Digital Twins. So wie wir heute bei einem Flugzeug sagen
die man auf der Ingenieurseite hat, dringend anwenden und
können, nach wie vielen zukünftigen Starts und Landungen den gleichen Erfindergeist, den wir bei der Entwicklung des
das Flugzeug in die Wartung muss, so versuchen wir vorher- Automobils vor über 100 Jahren hatten, nun auf die globalen
zusagen, wie das Ergebnis eines biologischen Produktion s - Herausforderungen der Biotransformation anwenden.
prozesses sein wird und wann wir präventiv werden einschrei-
ten müssen, noch bevor das Problem entsteht. Das ist bei bio- Ich möchte es nochmals klar artikulieren: Ich denke, Deutschland
logischen Prozessen genau das gleiche wie bei Flugzeugen. und speziell Fraunhofer nutzt sein großes Potenzial in diesem
Lassen sie mich ein weiteres Beispiel erwähnen, erneut aus unterwegs mit mutigen, visionären Entscheidungen im Bereich
Bereich noch nicht ausreichend. Man ist nicht schnell genug
der Medizin. Wenn Sie heute zum Arzt gehen und ein CT der Biotransformation. Hier sind die klassischen Ingenieur -
machen lassen oder wenn der Arzt eine Gewebeprobe nimmt wissenschaften gefordert, sich für neue Strömungen rasch
und sie in der Histologie auswertet, findet das im Moment und konsequent zu öffnen. Es gibt kaum ein Land weltweit,
immer noch sehr händisch statt über die Expertise der Patho - welches das so gut kann wie Deutschland, und hier speziell
logen bzw. die Expertise der Radiologen. Es handelt sich aber Baden-Württemberg.
im Wesentlichen um das Erkennen komplexer Strukturen in
2D/3D und das Erlernen der Prozesse zur Mustererkennung. Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Biologie. Wir
Das kann ein Computerprogramm deutlich schneller und auch brauchen Leute, die biologische Prinzipien erkennen. Idealer -
präziser. Die simplen Tätigkeiten werden künftig also besser weise sollten das jedoch keine Biologen sein, sondern Ingen -
durch Computer erledigt. Die dadurch freiwerdenden mensch- ieure oder Chemiker oder andere Fachexperten, welche sich
lichen Ressourcen sollten wir dann für eine bessere und die Denkstrukturen und Mechanismen der Biologie aneignen.
patientennahe Betreuung einsetzen. Ich hoffe, dass man diese Ideen sehr viel schneller umsetzt
Herr Mayr, warum haben Sie sich entschlossen, im IPA-Kura - vor allem in Baden-Württemberg und Bayern, in der Biotran s -
torium mitzuarbeiten? formation endlich umsetzt. Dabei helfe ich sehr gerne mit.
Lorenz Mayr: Ich habe in Tübingen Biochemie studiert, lebe Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, Herr Mayr.
und dieses enorme Potenzial im Maschinen- und Anlagenbau,
n
und arbeite aber seit 19 Jahren durchgängig im Ausland (USA,
UK, Schweden, Schweiz), habe aber auch einen Wohn sitz in
Baden-Württemberg. Ich habe also zwei Per spek tiven auf die
Forschung in Deutschland, eine deutsche und eine internatio-
nale Sicht. Ich möchte mit einem kritischen Blick von außen die
deutsche Gesellschaft und Wissenschaft unterstützen. Damit
kann ich auch etwas zurückgeben an das System, das mir
meine Ausbildung ermöglicht hat. Ich denke, es ist dringend
erforderlich, dass man den Begriff Biologische Transformation
ernst nimmt und dass man Deutschland als Land der Denker,
Erfinder, Tüftler konsequent umbaut und die Biologische
Trans formation schneller und erfolgreicher macht. Für mich ist
es absolut notwendig, und das ist mir eine Herzens angelegen -
heit, dass man die Expertisen der deutschen Ingen ieure nutzt,
um schneller und effizienter in die Biologische Transformation
zu gehen. Das heißt: in die Automatisierung, in die Industriali -
sierung der Biologie, vor allem auch in die individualisierte,
automatisierte Medizin, die Herstellung von Wirkstoffen.
Deutschland nutzt sein Potenzial in diesem Be reich bei Weitem
nicht aus. Wir setzen immer noch viel zu sehr auf die klassi-
sche Automobil- und Maschinenbau industrie, wir können doch
viel mehr. Man muss meiner Meinung nach die Ressourcen,
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