Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 2.2019 | Page 12

die passende Rezeptur. Balzer hat aus seiner Forschung eine Geschäftsidee gemacht und ein Start-up gegründet, die Skinmade GmbH.

Zukunft der Robotik

Und auch in der Robotik blickt man weiter optimistisch voraus. Roboter sind schon heute bei der Produktion unersetzlich. Doch in Zukunft werden sie weiter an Bedeutung gewinnen. Der neue Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme Werner Kraus prophezeit ihnen eine rosige Zu kunft »nicht nur in den Fabriken, sondern auch in der Logistik, der Pflege, der Landwirtschaft und der Unter haltung.« Wo die Entwicklung hinführt, lässt sich bei einem Rundgang durch die IPA-Hallen bestaunen. Da steht etwa ein breites Supermarkt-Regal, das eher ungenau eingeräumt wurde: Obwohl
die Artikel durcheinanderliegen, findet der Roboter das Gewünschte. Ein anderer Roboter, für die Montage konzipiert, erkennt unterschiedlich geformte Bau teile in einer Kiste und greift sie sicher.

Dann gibt es den Serviceroboter Care-O-bot, ein IPA-High light, der stetig weiterentwickelt wird – nun in der vierten Generation. Einige ehemalige Mitarbeiter haben sogar ein Unter nehmen gegründet und vertreiben ihn kommerziell. Care-O-bot ist vielseitig einsetzbar: An der Rezeption von Hotels kann er Gäste begrüßen und den Check-in übernehmen, im Krankenhaus oder Pflegeheim bringt er Getränke oder Medikamente, und in Museen kann er Führungen machen. Irgendwann wird er wohl auch für den Privatmann erschwinglich sein und auf Kommando die Zeitung holen oder die Wohnung reinigen.

Maschinelles Lernen

Ein weiterer Roboter wirkt auf den ersten Blick unspektakulär: Mit seinem Greifer soll er kleine Quader in unterschiedlich geformte Löcher einführen: rund in rund, quadratisch in quadratisch, dreieckig in dreieckig. Es ist eine Aufgabe, wie man sie kleinen Kindern gibt. Doch was so kinderleicht wirkt, ist für die Maschine eine Herausforderung. Sie braucht nicht nur Grips, sondern auch Gefühl, also Sensoren. Der Clou: Dieser Roboter arbeitet kein festes Programm ab, sondern lernt genauso wie die kleinen Kinder. Er entwickelt selbstständig eine Strategie, wie er vorgehen muss. Und was er einmal gelernt hat, soll er anschließend anderen Robotern weitergeben. Er lernt gewissermaßen für alle. »Damit ist die Maschine gegenüber dem Menschen im Vorteil«, sagt Kraus. Mehr noch: Das Lernen kann hier zum großen Teil in der Simulation erfolgen. So muss sich die Maschine nicht einmal mit Tausenden Versuchen abplagen. Durch die Simulation lernt sie gewissermaßen im Schlaf. Das geht nicht nur wesentlich schneller, sondern schont auch die Hardware.

S-TEC – Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus

Der Satz des früheren Institutsleiters Warnecke, dass nur der Schnelle und Flexible die Herausforderungen meistern werde, gilt heute mehr denn je. Denn die Entwicklungen laufen immer schneller ab, man denke nur an Industrie 4.0, Elektromobilität oder 3D-Druck. Neben einem Schulterschluss des IPA mit der Industrie, wie es schon IPA-Gründer Dolezalek anstrebte, sind deshalb auch Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen erforderlich. Der neu gegründete
Stuttgarter Technologie- und Innovationscampus, kurz S-TEC, übernimmt diesen Part. Es gehe darum, »Unternehmen mit der Forschungslandschaft am Standort Stuttgart zu vernetzen«,
wie es Bauernhansl ausdrückt.

Viele Themen, mit denen sich das IPA schon lange beschäftigt, sollen hier gemeinsam vertieft werden. So beschäftigt sich das Zentrum für Cyberphysische Systeme mit Fragen rund um Industrie 4.0. Im Zentrum für Additive Produktion steht der 3D-Druck im Mittelpunkt. Im Zentrum für Frugale Produkte und Produktionssysteme geht es vor allem darum, Produkte für Schwellenländer attraktiv zu machen. Diese Länder brauchen keine Hightech-Lösung, für die deutsche Unternehmen bekannt sind, sondern schlichte, robuste Produkte und Maschinen, die für sie bezahlbar sind.

Next Revolution

Das IPA schaut sogar noch weiter in die Zukunft und bereitet – Industrie 4.0 ist noch längst nicht umgesetzt – bereits die nächste industrielle Revolution vor. Zusammen mit anderen Fraunhofer-Instituten sucht es nach Wegen für die Biologische Transformation. Die Natur soll als Vorbild dienen, denn sie pro duziert absolut umweltfreundlich und nachhaltig. Und dieses Ziel wird sicher auch noch übermorgen aktuell sein.

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