Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2020 | Page 43

interaktiv 1|2020 Im Gespräch 43 nicht braucht! Dazu kommen die vielfältigen Gestaltung s - maßnahmen, um die Teilevereinzelung, Handhabung, das Positionieren und den Fügeprozess selbst zu vereinfachen. Welche Produktänderung nach den Kriterien des »Design for Automation« ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben? Ein Beispiel, an das ich mich immer gerne erinnere, ist ein Bau - teil, in dem ein Lautsprecher verbaut wurde, um dadurch den akustischen Eindruck eines Motorsounds zu variieren. Um den Lautsprecher in einem Metall-Resonanzgehäuse zu befestigen, waren acht Schrauben vorgesehen. Die Schrauben verursachten neben den Material-, Logistik und Montagekosten auch signifikante Einbußen in der Effizienz der Schraub station. Die Antwort auf die Frage, warum denn hier gerade acht Schrauben verwendet werden, war ganz einfach: In dem zugekauften Lautsprechergehäuse waren acht Löcher vorgesehen, daher wurden auch acht Schrauben verwendet. Am Ende konnte gemeinsam mit den Produktentwicklern, Produktionsplanern und auch den Qualitätsverantwortlichen eine Lösung gefunden werden, die den Schraubvorgang und somit alle damit verbundenen Kosten und Prozessrisiken eliminiert hat: Bördeln statt Schrauben! Und was nehmen Sie aus dieser Zeit für Ihre weiteren Beratungen zum Thema Automatisierungslösungen mit? Was hat man vor Corona nicht alles für unmöglich gehalten – und plötzlich haben sich Voraussetzungen geändert, sodass neue Ideen entwickelt und auch umgesetzt werden können. Wieder einmal hat sich die Aussage des Tüftlers und Dübel- Fabrikanten Arthur Fischer bestätigt: »Geht nicht, gibt’s nicht«. Zusammen mit dem Kundenteam versuche ich immer einen Ansatz zu finden, der da lautet: »Geht, unter der Voraus - setzung, dass ...« Und diese Voraussetzung muss genau zum Unternehmen und seinen Anforderungen passen, damit sie umsetzbar wird. Ich freue mich schon auf die Zeit, in der es wieder möglich sein wird, Workshops zum Thema »Automatisierungs- Potenzialanalyse« und »Design for Automation« vor Ort in den Unternehmen durchzuführen zu können. n »Was hat man vor Corona nicht alles für unmöglich gehalten – und plötzlich haben sich Voraus setzungen geändert, sodass neue Ideen entwickelt und auch umgesetzt werden können. Geht nicht, gibt’s nicht.« Was sollten Ihrer Meinung nach produzierende Unternehmen aus dieser Krise ableiten, lernen, mit in die Zukunft nehmen? Es ist schade, dass man immer wieder eine Krise braucht, um bestehende Produkte und Produktionsstrukturen zu hinterfragen und sich in eine neue Richtung zu bewegen. Unter - nehmen sollten sich gemeinsam mit externen, neutralen Ex - perten mit frischem Blick strategische Ziele für die Ausrich - tung ihres Produktportfolios und auch die Gestaltung des zukunftsfähigen Produktionsumfelds setzen. Wie sagte Mark Twain bereits: »Wer nicht weiß, wohin er will, der darf sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt!«