Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2019 | Page 31

FuE interaktiv 1|2019 Enzym-3D-Druck vielen Haushalten stehen.« Den Einwand, dass ein Fermenter Der eigentliche Druckvorgang wirkt dann fast konventionell: »Schließlich brauen auch manche Leute ihr Bier selbst.« vielleicht manchen Nutzer überfordert, lässt er nicht gelten: Zunächst wird ein Pulverbett aus Chitin-Monomeren in der Druck-Kammer aufgetragen, dann träufeln Düsen Enzyme auf Was ihm dagegen noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die alle Stellen, die fest werden sollen. So wächst die gewünschte Qualitätssicherung. Die Natur arbeitet nicht so exakt wie Form Schicht für Schicht heran. Ein zusätzlicher Vorteil dieser eine Maschine, wie jeder Fabrikant weiß: So machen am biologischen Methode: Das Pulver muss nicht vollkommen rein Fließband Menschen mehr Fehler als Roboter. Das Enzym sein, denn die Enzyme docken ganz von selbst an den »richti- ist die kritische Stelle in seinem Projekt, denn es kann in gen« Substanzen an. So entsteht auf jeden Fall ein fester Ver - falscher Konzentration aus dem Reaktor kommen oder mit bund. Zudem hofft Schwarz, die Festigkeit der gedruckten Bakterien kontaminiert sein. Selbst wer die Temperatur und Gegenstände je nach Anforderungen verändern zu können. den ph-Wert im Fermenter optimal einstellt, sieht dem Enzym Seine Idee: Wenn er die Reaktion der Enzyme vorzeitig stoppt, nicht an, in welchem Zustand es ist und ob es korrekt arbei- etwa durch Hitze, bleibt das Produkt relativ weich. tet. Hier ist eine zusätzliche Qualitätsprüfung nötig. Schwarz denkt daran, zunächst einen winzigen Probekörper zu drucken, Ein Bioreaktor gehört zur Ausstattung der rasch aushärtet und optisch kontrolliert werden könnte – ähnlich wie man im herkömmlichen Tintenstrahl drucker zur Fernziel des Projekts ist ein 3D-Drucker, der nicht nur die ge - Kontrolle einen Probeausdruck macht. Ob sein Enzym-Drucker wünschten Gegenstände nach CAD-Anweisung herstellt. Er aber tatsächlich einmal auf den Markt kommen wird, lässt soll auch die Bausteine, die für die Produktion nötig sind, sich noch nicht absehen. Unternehmen, die an einer Ko ope - selbst erzeugen. Dazu dient ein kleiner Bioreaktor, der die ration interessiert sind, dürfen sich gerne melden. Enzyme erbrütet. Über einen Bypass soll er dem Drucker kon- tinuierlich Nachschub liefern – eine Technologie, die allerdings Kontakt noch nicht ausgereift ist. Wenn der Drucker ausgeschaltet wird, Dr. rer. nat. Oliver Schwarz so die Vorstellung, geht auch der Reaktor in den Schlaf modus, Telefon +49 711 970-3754 etwa indem die Zufuhr an Nährstoffen unterbunden wird. [email protected] Schwarz ist überzeugt, dass so ein Enzymdrucker das Zeug dazu hat, zum Allerweltsprodukt zu werden: »Er könnte in n 31