Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2019 | Page 14

14 Titel interaktiv 1|2019 sich an Umgebungsbedingungen anzupassen (vgl. Evolution), Lebende Produkte ermöglichen Höchstmaß an sich spontan und autonom untereinander zu vernetzen und Personalisierung im Schwarm gezielte Lösungen für gegebene Aufgaben zu finden. Fallen Teile des Wertschöpfungssystems unvorhergese- Die Biologische Transformation dient nicht nur der Dezentra - hen aus, passt sich das System selbstständig und in Echtzeit lisierung und Wandlungsfähigkeit der Wertschöpfung, sie er - an (Resilienz). Biointelligente Wertschöpfungszellen können in möglicht auch die Integration von adaptiven Mikro orga nis - verschiedensten Dimensionen (vgl. Molekül, Zelle, Organismus, men in Materialien und Oberflächen, eine Funktionalisierung Gemeinschaft, Region etc.) vorkommen, sind dezentral orga- und Anpassung von Produkten an die jeweilige Nutzung und nisiert, bewirtschaften regionale Ressourcen und stehen in die Refabrikation nach der Nutzungsphase. Über intelligente vielfältigen Austauschbeziehungen mit ihren umgebenden Kommunikationsschnittstellen können Konsumenten jederzeit Wertschöpfungseinheiten und biologischen Ressourcen. aktiv in den Entwicklungs- und Nutzungsprozess eingreifen und wesentliche Parameter steuern. Smart Biomanufacturing Devices: Technologien für eine biointelligente Wertschöpfung Neuartige Mensch-Maschine-Schnittstellen: Technologie und Biologie fühlen und steuern Smart Biomanufacturing Devices, das sind intelligente Biopro - duk tionszellen, machen es möglich, verschiedenste Produkte Das intensivierte Kommunikationsvermögen zwischen tech- selbstständig mit den gegebenen biologischen Ressourcen vor nischen und biologischen Systemen bietet völlig neuartige Ort zu produzieren. Hierzu werden u. a. auf der additiven Poten ziale für Mensch-Maschine-Schnittstellen. In zukünftigen Fertigung basierende Produktionsverfahren mit selbstlernen- Wertschöpfungssystemen werden Menschen und Maschinen den Algorithmen gekoppelt, um regional zur Verfügung intuitiv zusammenarbeiten. Dabei sind sie in der Lage, mitein- stehende biobasierte Materialien aufzubereiten (u. a. Bio- ander barrierefrei zu kommunizieren. Maschinen geben ihre reak toren, Bioraffinerien), zu verarbeiten und auf spezifische Informationen beispielsweise über intelligente tragbare Geräte Anforderungen (u. a. Nutzung, End of Life) zu adaptieren. wie Augmented-Reality-Brillen weiter und Menschen werden in den Maschinen über Avatare als digitale Es gibt nur ein System, das spontan nach Bedarf ohne Rohstoffe produzieren kann: das biologische System mehr auf Seite 16ff. Stellvertreter abgebildet. Dadurch kann die Maschine individuell mit der Person inter- agieren, so zum Beispiel den Arbeitsplatz ergonomisch anpassen, die Sprache ändern oder sonstige physische oder psychische Zustände des interagierenden Menschen im Technologische und biologische Systeme werden dazu be- Wertschöpfungsprozess berücksichtigen. Mithilfe von neuarti- fähigt, miteinander zu kommunizieren und voneinander zu ger Sensorik, Aktorik und Datenverarbeitung (als Kombi na tion lernen. Entstehende Haushaltsabfälle werden beispielweise von Human-Brain-Interfaces und Exoskeletten) können Men - mit bioelektrochemischen Produktionszellen direkt verwertet schen dazu befähigt werden, technologische Systeme (z. B. und fließen in Form von Energie und Material in neue Maschinenzustände) intuitiv zu steuern und damit eine bean- Produkte ein. spruchungsgerechte und gleichzeitig hocheffiziente Wert - schöpfung zu realisieren. Konsumenten als Zulieferer Neue Lebensweisen, soziale Innovationen Die Verbreitung von Smart Biomanufacturing Devices ermög- licht es den Konsumenten dann, auch als Zulieferer von Roh - Die Dezentralisierung der Wertschöpfung und die steigenden stoffen und Bauteilen in Erscheinung zu treten und Gestalter Möglichkeiten der aktiven Teilnahme an der Wertschöpfung der digitalisierten Wertschöpfung zu sein. Auf diese Weise wird führen auch zu einer Veränderung von Lebensweisen. Leben s - es mehr und mehr möglich, Materialkreisläufe zu schließen. mittel, die nicht in Minizellfabriken hergestellt werden, werden in eigenen oder genossenschaftlich bewirtschafteten Garten- und Zuchtanlagen angebaut (Horticulture). In urbanen Regionen werden vermehrt vertikale und horizontale Gärten an privaten