Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2018 | Page 36

36 Im Gespräch interaktiv 1|2018 interaktiv 1|2018 »Die Zentralwelle des Scheibenfilters war das Eye-Opener-Produkt« andreas heilig Vice President Products Fiber Systems, Voith Paper FuE Installation und Program - mierung von Roboter systemen vereinfacht Robotersysteme haben heute oftmals noch einen gra- vierenden Nachteil: Sie sind zu unflexibel, um Klein - Wie haben Sie diese Strategie konstruktions- und fertigungs- technisch implementiert, Herr Heilig? Schubert: Früh genug damit anzufangen. Man kann sich nicht serien oder individuelle Kundenwünsche wirtschaftlich eben mal mit Modularisierung oder frugalen Produkten be - zu produzieren. Allein schon die zeitraubende Pro gram - schäftigen, man muss es nachhaltig im Unternehmen veran- mierung, mit der Industrie roboter an neue Montage - Heilig: Mit einer radikalen Simplifizierung. Als ersten Schritt kern und alle mitnehmen. Der Markt wächst oft nicht – er aufgaben herangeführt werden, ist ein Kosten faktor, haben wir unser Produktportfolio um zirka 40 Prozent redu- bleibt stabil. Um selbst zu wachsen, muss man den Wettbe - den kleine und mittlere Unternnehmen (KMU) oft nicht ziert, um Freiräume und Kapazität für die Umsetzung zu h aben. wer bern Marktanteile nehmen. Das funktioniert langfristig stemmen können. Aber auch vor den Anschaffungs - Dann haben wir uns überlegt, bei welchen Produkten ein gro- nur, wenn man die Arbeitsweise, also die Produkte, Prozesse kosten und der aufwändigen Instal lation schrecken ßer Effekt erzielt werden kann, vor allem hinsichtlich der Kosten. und so weiter, grundsätzlich ändert. viele zurück. Unser »Leuchtturmprojekt« war dann die Scheibenfilter zentral - welle. Diese hatte im »alten« Design 20 Kanäle. Die Fertigung Was sind die ersten Schritte, wenn ein Unter nehmen aus dem Im EU-Forschungsprojekt »Factory in a Day« haben war eine Katastro phe. Die Bauteile mussten aufwendig gebo- Maschinen- und Anlagenbau ins frugale Geschäft einsteigen Forscher, Roboterhersteller und System integratoren gen, angepasst, verschweißt und geschliffen werden. Die möchte, Herr Schleinkofer? gemeinsam Wege gefunden, Kosten und Zeitaufwand »neue« Zentralwelle hat nur noch 18 Kanäle und zirka 20 für die Installation von Robotersystemen deutlich zu Prozent weniger Schweißnähte. Mit Lasern präzise vorgefer- Schleinkofer: Für den Einstieg ist ein klares Commitment der reduzieren. So ist es ihnen beispielsweise gelungen, tigte Einzelteile werden »nur« noch zusammengesteckt und Unternehmensführung notwendig, warum der frugale Ansatz den »Giftbot« zu entwickeln, ein Demon strator, der montiert. Die alte Welle war außerdem komplett aus teurem notwendig ist und was er für das Unternehmen bedeutet. Die auch bei kleinen Bestellmengen effizient und kosten- Edelstahl, bei der Neukonstruktion haben wir für Teile, die interne Kommunikation und das Miteinbeziehen aller Unter - günstig arbeitet. nicht mit dem Stoff in Berührung kommen, normalen Stahl neh mensbereiche ist eine Grundvoraussetzung für eine nach- verwendet. Insgesamt konnten wir über 30 Prozent der Her - haltige Umsetzung. Für das konkrete Vorgehen sind Poten zial - Wiederverwendbare softwarebausteine vereinfachen TU Delft zusammen. »Es hat sich dabei aber gezeigt, dass die stellungskosten sparen und die Funktionalität beibehalten. Für analysen empfehlenswert, die unternehmensspezifische Pro - Programmierung Installation an einem Tag mit dem heutigen Stand der Technik mich war das ein Eye-Opener-Produkt. blemfälle identifizieren und wirtschaftlich bewerten. Darauf - hin müssen die zur Verfügung stehenden Ressourcen geprüft »Meine Mit arbeiter und ich hatten die Rolle des Integra tion s - setzte Team eine ganze Reihe bemerkenswerter Ergebnisse Herr Schubert, welche Ratschläge können Sie Unternehmen werden. Hier kann das IPA helfen. In Readiness Checks ermit- partners inne, der das Software-Frame work bereitstellt, mit erzielt. mit auf den Weg geben, die ihre Produktion auf frugal um - teln wir mit Unternehmen, ob die richtigen Mitarbeiter aus dem die Projektpartner beispielsweise die Be wegungsplanung stellen wollen? verschiedenen Unternehmensbereichen wie Entwicklung, Pro - des ›Giftbot‹ programmiert haben«, erklärt Mirko Bordignon reduzieren«, fasst Projektkoordinator Martijn Wisse von der ein langfristiges Ziel ist.« Dennoch hat das international be - Bereits am 1. Januar 2017 ist das Nachfolge-Projekt »ROSIN« duktion, Marketing oder Vertrieb sowie passende Methoden vom Fraunhofer IPA. Dabei kam die Open-Source-Software angelaufen, an dem auch das Fraunhofer IPA beteiligt ist. zur Verfügung stehen oder externe Unterstützung benötigt »Robot Operating System« (ROS) zum Einsatz, mit der eine ROSIN folgt dem Grundgedanken von »Factory in a Day«: wird. Darauf aufbauend kann gemeinsam mit einer schrittweisen Umsetzung begonnen werden. n weltweit organisierte Community wiederverwendbare Soft - Es soll die Open-Source-Software ROS zum Standard in der ware komponenten generieren. Diese erleichtern die Pro gram - europäischen Industrie machen und so die Fabrikautomation mie rung eines Industrie roboters wesentlich. erleichtern. Kosten und zeitaufwand deutlich reduziert »Der Faktor Mensch ist die größte Herausforderung« Dr. hans-Ludwig schubert Senior Vice President Global Product Management, Voith Paper 37 n Kontakt Mirko Bordignon »Wir haben es zwar geschafft, die Kosten und den Zeitauf - Telefon +49 711 970 1629 wand für die Installation von Robotersystemen deutlich zu [email protected]