Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2016 | Page 52
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Verlustfrei und hocheffizient Spritzlackieren …
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40 Jahre Lackiertechnik
am Fraunhofer IPA!
Aus Anlass des Jubiläums blickt der ehemalige Abteilungsleiter Dieter Ondratschek in den drei folgenden Interaktiv-Ausgaben auf die Forschungsherausforderungen und -leistungen der Lackiertechnik am IPA
… auch heute noch ein Wunsch zahlreicher Lackierbetriebe zur Anwendung dieses bedeutendsten industriellen
zurück. Der Experte leitete und prägte die Abteilung
Lackierverfahrens und somit nach wie vor ein wichtiges Tätigkeitsfeld am Fraunhofer IPA. Vor 40 Jahren waren
maßgeblich bis zu ihrer Zusammenführung mit der
die Spritzlackierverfahren wissenschaftlich nur wenig erforscht. Recherchen erbrachten gerade eine Dissertation
Abteilung Lacke und Pigmente und Stabübergabe an
aus dem Jahre 1933. Diese Erkenntnis sowie die durch Spritzlackierprozesse verursachten hohen Kosten- und
Dr. Michael Hilt im Januar 2012.
Umweltbelastungen führten am IPA zu grundlegenden Forschungsprojekten, die den Beginn erfolgreicher Ent-
Dieter Ondratschek
wicklungen markierten: Die Erforschung der Zerstäubungsmechanismen in Verbindung mit praxisorientierten
Untersuchungen im IPA-Lackiertechnikum und in der Industrie weisen einen Weg, der heute Perspektiven zu
mehrerer Düsen durchgeführt, die sehr gute Ergebnisse liefer-
Mit einer unter Einsatz von Simulationsverfahren verbesserten
umwälzenden Lösungen für die Spritzlackiertechnik aufzeigt. Von Dieter Ondratschek
ten. Eine weitere Methode besteht in der kontinuierlichen Lack-
Injektorförderung des Pulvers und einer internen Korona-
Oversprayfrei lackieren
dosierung, die auch mit der Array-Anordnung kombiniert wer-
Aufladung können u. a. Beschichtungsstreifen mit einer Breite
den könnte.
von nur ca. 1 mm erzeugt werden.
Selektive Lackierprozesse
So sind für filigrane Teile und lokal mit hoher Gleichmäßigkeit
definierte Lacktropfen erzeugen. Mit Hilfe statistischer Versuchsplanung können die Materialdrücke und Öffnungsbewegun-
Intensive Forschungen am Fraunhofer IPA hinsichtlich der Spritz-
gen auf die jeweiligen Eigenschaften des eingesetzten Lacks
lackiertechnik zielen auf Technologien, mit denen gänzlich ver-
abgestimmt werden. So wird es möglich, Lacksysteme aus
zu beschichtende Werkstückpartien sowie für kleinflächige
Ein weiterer Treiber für die Erforschung oversprayfreier Lackier-
und punktuelle Lackierungen, z. B. auf Schnittkanten und funk-
lustfrei – ohne sogenannten Lack-Overspray – beschichtet wer-
den bisherigen Anwendungen auch für die Mikrodosiertechnik
techniken ist die Einführung selektiver Lackiertechniken, mit
tionalen Flächen, Anwendungen möglich. Verarbeitbar sind
den kann. Damit sollen die Wirtschaftlichkeit und Ressourcen-
einzusetzen. Die Tropfen fliegen gezielt einige Zentimeter weit
denen z.B. Dekorationen und Kontrastfarben ohne hohen
sowohl klassische Pulverlacke als auch andere staubförmige
effizienz von Spritzlackieranlagen drastisch verbessert werden,
und können so auch auf räumlich komplexere Objekte appli-
manuellen Aufwand für Maskierungen sowie Mehrfachdurch-
Substanzen unterschiedlichster Dichte einschließlich Feinstäuben
indem einerseits der Lackverbrauch verringert wird und ande-
ziert werden.
läufe in der Lackiererei erzielt werden können. Beim heutigen
mit Kornspektren bis in den beginnenden Nanobereich. Auf-
Entwicklungsstand sind bereits Umsetzungen selektiver, rand-
grund des Baukastenprinzips eröffnet die Airbrush-Technik
minimiert werden. Dazu gehören vor allem
Eine bleibende Herausforderung, an der Dr. Oliver Tiedje mit
scharfer Lackierungen von Teilflächen oder Motiven möglich.
somit auch für andere Anwendungen Möglichkeiten zur selek-
• die Konditionierung hoher Luftmengen zum Abtransport
weiter arbeitet, ist die Genauigkeit der Bewegungsabläufe für
Außerdem sollen die Wechselwirkungen zwischen Lackeigen-
schichten in der Elektronikindustrie, Dichtungsstoffe für Zylin-
rerseits unproduktive, aufwendige Maßnahmen weitgehend
seiner Gruppe »Nassapplikations- und Simulationstechnik«
des Lackoversprays,
tiven Pulverapplikation, z.B. für Isolations- und Trennmittel-
die Düsen, deren Präzision derzeit noch durch die Möglich-
schaften und Applikationsergebnissen genauer untersucht
derkopfdichtungen, Spezialpulver mit geringsten Mengen bio-
• die Oversprayabscheidung und -entsorgung sowie
)