Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2016 | Page 10
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Titel
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»Have fun and make money«
Im Sog der technologieorientierten Gründerphase Mitte der 90er-Jahre beschlossen Dr. Thomas Weisener,
Dr. Gerald Vögele und Karl J. Werner, die Mikrozahnringpumpe in den Fokus ihrer frisch gegründeten HNP
Mikrosysteme GmbH zu stellen. Heute liefert das in Norddeutschland sitzende Unternehmen mit annähernd
80 Mitarbeitern Mikropumpen für die Branchen Life Science, Chemie und Pharma sowie den Maschinenund Anlagenbau.
Er ist ein Mann der wenigen, aber klaren Worte. Bescheidenheit gehört zu seinen Stärken. Das, was er zusammen mit
seinem Geschäftspartner Gerald Vögele aufgebaut hat, entstammt keiner fixen Idee oder wirtschaftlichem Kalkül, sondern aus Überzeugung und Begeisterung. Thomas Weisener,
in Friedrichshafen geboren, in Konstanz am Bodensee aufgewachsen, in Stuttgart bis 1987 studiert, konnte sich schon
immer für Technik begeistern und hält daher nicht ohne Grund
das Rad für die größte Erfindung der Menschheit. Es kommt
schließlich nicht in der Natur vor. »Ich habe die Biografie von
Ernst Ferdinand Sauerbruch gelesen. Er hat an der Charité in
Mikrozahnpumpen arbeiten präzise und schnell
Quelle: HNP Mikrosysteme GmbH
Berlin d ie eiserne Lunge entwickelt. Faszinierend, zwei Welten
zusammen zu bringen: Technik und Medizin«, antwortet er auf
die Frage nach dem Buch, das seinen Lebensweg geprägt hat.
Dr. Thomas Weisener
Quelle: HNP Mikrosysteme GmbH
Neun Jahre später entwickelt, produziert und vertreibt er zu-
preis. Drei weitere folgen. »Die Motivation war, mit neuen
sammen mit Ingenieuren und Naturwissenschaftlern Pumpen,
Themen die Finanzierung der Gruppe sicherzustellen. Und wir
Der zweifache Familienvater, der die italienische Küche liebt
die kleinste Flüssigkeitsmengen schnell und präzise dosieren.
waren besessen davon, Patente zu machen. Das ist der Stoff,
und sich in seiner Freizeit mit dem Pro-Kopf-Verzehr von
»Anfänglich wollten wir Pumpen für einen Herzkatheter ent-
aus dem bei Fraunhofer die Innovationen entstehen.« »Have
Schokolade der Nobelpreisträger nach Ländern beschäftigt,
wickeln. Doch als sich das schwerer gestaltete als gedacht,
fun and make money« war das Abteilungsmotto der »Mon-
begann seine berufliche Laufbahn als wissenschaftliche Hilfs-
haben wir die Idee verworfen, und uns auf Dosiertechnik
tierer«, nach dem gearbeitet wurde. Schon damals weiß er:
kraft beim Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugma-
spezialisiert. Unsere kleinste Pumpe ist heute so groß wie ein
»Das Prinzip ist simpel. Eine Pumpe bewegt Flüssigkeiten. Nun
schinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) der Universität
halber Kugelschreiber«, weiß Weisener, der zu 20 Prozent in
geht es darum, die passenden Absatzmärkte zu finden, die
Stuttgart. Er lauscht den Vorträgen von Professor Hans-Jürgen
Deutschland, 70 Prozent in Europa und zu 10 Prozent in den
Produkte zu spezifizieren und das Portfolio möglichst breit
Warnecke, ist fasziniert von der Produktionstechnik und wech-
USA verkauft. Aushängeschild des Unternehmens ist die Mikro-
aufzustellen.«
selt kurzerhand zum Fraunhofer IPA. Das war 1987.
Schritt 5 – Marktetablierung
zahnringpumpe
mzr®,
die in ihrer Art die kleinste Zahnring-
pumpe der Welt ist.
Er baut mit seinen Kollegen einen Rotorensatz im Mikrometer-
Brezeln, süße Stückchen und Zeit zum Nachdenken
werkzeuge und greift zum Telefonhörer. »Wir kamen auf die
Weisener ist wissensdurstig, bringt sich ein und bekommt
Brief zu schreiben, in dem wir die Frage stellten: Wozu könn-
bereich als Demonstrator und die dazu passenden Montage-
Von der Idee bis zu ihrer erfolgreichen Umsetzung im Markt durchläuft eine Innovation 5 Entwicklungsstadien. Das Fraunhofer IPA geht alle Schritte mit – von der technischen Erfindung über
Idee, den Adressaten der Fokus-CD »Ärzte der Republik« einen
die Produktentwicklung, Geschäftsmodell-Entwicklung und Markteinführung bis zur Markt-
seine Chance. Im Zuge der Miniaturisierungswelle wird Mikro-
ten sie eine Mikropumpe oder einen Mikromotor einsetzen?
etablierung. Im Folgenden zeigen 5 Erfolgsstories, wie die Wissenschaftler bei jedem der einzelnen
montage ein großes Thema – auch in der Forschungscommu-
Daraufhin erhielten wir eine unglaubliche Resonanz, mit der
Schritte des Innovation Life Cycle ein Ziel verfolgen: Business enabled by IPA.
nity. In seiner Gruppe 334 tüftelt er an Lösungen und schreibt
wir nicht gerechnet hatten. Im Nachgang gab es eine Vielzahl
schließlich seine Doktorarbeit zum Thema »Herstellung von
von Gesprächen. Daraus entstanden verschiedene Patente, u. a.
Den Anfang macht der Markt. Die Unternehmer Dr. Thomas Weisener und Dr. Gerald Vögele
Formschläuchen mit Formdornen aus Formgedächtnislegie-
mit Prof. Grönemeyer und Prof. Erbel. Mit Prof. Erbel haben
entwickeln, produzieren und vertreiben mit ihrer Firma HNP Mikrosysteme GmbH Mikropumpen
rungen«. Super elastisch und noch heute bei Stents im Einsatz.
wir dann die Idee eines aktiven Dilatationskatheters weiter ver-
für die Dosiertechnik. Als Wissenschaftler gewannen sie am Fraunhofer IPA von 1994-97 viermal
Er diskutiert mit Kollegen, denkt, tüftelt und denkt wieder.
folgt. Dies war die Produktidee, mit der wir den Start in die
in Folge den Innovationspreis. Dann machten sie sich erfolgreich mit ihrer Mikrozahnringpumpe
Bei Brezeln und süßen Stückchen im morgendlichen Kreativ-
Selbstständigkeit versuchen wollten.«
selbstständig. »Die Stärke des Fraunhofer IPA – Entwickeln und Verkaufen – diente als Blaupause
treff seiner Gruppe kommen Ideen, aus denen später Produkte
für HNPM«, sagt Weisener. Sie legten nach und diversifizierten ihr Portfolio für die Branchen Life
werden. 1994 erhält Weisener seinen ersten IPA-Innovations-
Science, Chemie und Pharma sowie den Maschinen- und Anlagenbau.