Goldilocks Ausgabe 05 | Page 8

Interview



[12:45, 11.6.2019] Goldilocks: Thomas, wenn Dich ein Laie im Fahrstuhl fragt, was Du beruflich machst. Was antwortest Du?
 
[13:30, 11.6.2019] Thomas von Hohenhau: Ich bin Chief Client Officer bei dem global tätigen Technologieunternehmen Deposit Solutions und als solcher für den Vertrieb des Unternehmens zuständig. Zusätzlich leite ich das Schweizer Geschäft von Deposit Solutions.
 
[13:43, 11.6.2019] Goldilocks: Wie würdest Du die Atmosphäre bei Euch beschreiben? Bank oder Start-up? T-Shirt oder Hemd mit Krawatte?
 
[14:15, 11.6.2019] von Hohenhau: *Emoji Amerika*
[14:16, 11.6.2019] von Hohenhau: und natürlich *Emoji Europa*
 
 [14:17, 11.6.2019] Goldilocks: Global? Wie sieht denn der globale Dresscode aus?
 
[14:18, 11.6.2019] von Hohenhau: Es gibt keinen Dresscode, aber eine globale Arbeitsatmosphäre.
[14:20, 11.6.2019] von Hohenhau: Wenn wir bei Kunden sind, passen wir uns natürlich deren Gepflogenheiten an.
 
[14:23, 11.6.2019] Goldilocks: Ok, reden wir über Inhalte: Wie denkt man bei Deposit Solutions über PSD2?
 
[14:46, 11.6.2019] von Hohenhau: Die PSD2-Richtlinie hat dem Thema Open Banking sehr viel Aufmerksamkeit gebracht, was wir natürlich sehr begrüßen. Sie ist sozusagen der regulatorische Imperativ für Banken, sich zu öffnen. Gleichzeitig halte ich es für verkürzt, beim Thema Open Banking nur über die PSD2 zu sprechen. Wir bauen mit unserer Plattform eine völlig neue Infrastruktur für das Einlagengeschäft, die Banken nutzen können, die ohne eigene Retail-Infrastruktur Einlagen einsammeln möchten oder die ihren Kunden innerhalb der bestehenden Kundenbeziehung die Einlagenprodukte anderer Banken anbieten wollen.
 
[14:51, 11.6.2019] Goldilocks: Also profitieren die Banken im Bereich Open Banking mehr von Deposit Solutions als umgekehrt?
[14:55, 11.6.2019] von Hohenhau: Wir ermöglichen es Banken mit unserer Plattform, sich im Einlagengeschäft zu öffnen. Natürlich profitieren am Ende beide - die Banken und auch wir als Middleware in diesem neu entstehenden Ökosystem.
 
[15:58, 11.6.2019] Goldilocks: Ist es schon mal ein Problem, wenn "alt" auf "neu" trifft? Denken die Geschäftspartner auch immer von Haus aus *Emoji Weltkugel*, oder ist auch Überzeugungsarbeit nötig? Wenn ja, wo liegen die Knackpunkte?
 
[16:40, 11.6.2019] von Hohenhau: Ich denke, das hat immer auch mit den einzelnen Individuen zu tun. Es gibt heute sehr viele innovativ denkende Menschen bei den Banken. Wichtig ist es, diese zu identifizieren und dann als Ankerpunkt in den Gesprächen zu nutzen.
 
[16:40, 11.6.2019] von Hohenhau: Überzeugungsarbeit braucht es aber immer ein wenig
 
[17:02, 11.6.2019] Goldilocks: Also muss man schon noch nach dem richtigen Ansprechpartner suchen? Und unter uns: wie wird der dann überzeugt?

[17:06, 11.6.2019] von Hohenhau: Klar redet man mit verschiedenen Leuten bei der Bank und bekommt dann ein Gefühl, wer Interesse zeigt und wer nicht. Viele Banken haben heute auch einen klar strukturierten Innovationsprozess. Es ist aber manchmal sicher auch wichtig die oberen Entscheidungsträger zu kennen.
 
[17:07, 11.6.2019] von Hohenhau: Konferenzen z.B. sind immer noch ein gutes Mittel, mit Banken in Kontakt zu kommen.
[17:07, 11.6.2019] von Hohenhau: Überzeugen muss sie dann schlussendlich das Produkt und der Mehrwert, der dadurch der Bank und den Kunden gebracht wird.
 
[17:11, 11.6.2019] Goldilocks: Wobei ich wieder beim Erklären für Laien bin. Was ist der Haupt-Mehrwert von Deposit Solutions? Oder muss der Laie das gar nicht verstehen, solange die Banken den Vorteil sehen und mit Euch arbeiten?
 
[17:56, 11.6.2019] von Hohenhau: Dank der Plattform von Deposit Solutions können Kunden über ihre bestehende Bankverbindung eine Vielzahl von Tages- und Festgeldprodukten anderer Banken nutzen, ohne bei diesen neue Konten eröffnen zu müssen. Die Hausbank kann also ihr eigenes Produktangebot um attraktive Produkte von Drittbanken erweitern und so die Bedarfe ihrer Kunden besser bedienen. Dies kommt letztlich der Kundenbeziehung zugute. Und die Bank, die das Tages- oder Festgeldprodukt anbietet, kann ihrem Refinanzierungsbedarf entsprechend Privatkundeneinlagen einsammeln, ohne dafür eine eigene Retail-Infrastruktur unterhalten zu müssen.
 
[18:06, 11.6.2019] Goldilocks: Was passiert auf Dauer mit den Banken, die da nicht mitspielen, weil sie die eigenen Kunden oder Daten nicht teilen mögen?  Kurzfristig gedacht?
[18:12, 11.6.2019] von Hohenhau: Ich denke, Banken, die sich nicht öffnen, werden es langfristig schwer haben die Kundenbeziehung zu erhalten, da die Kunden immer mehr best-in-class Produkte verlangen werden und die Kunden immer informierter werden.
[18:13, 11.6.2019] von Hohenhau: Auch sinken die Wechselkosten für Kunden stetig, es ist also sicher eine gute Taktik, den Kunden in seinen Bedürfnissen zufriedenzustellen.
[18:13, 11.6.2019] von Hohenhau: Sparprodukte sind hier sicher ein sehr wichtiger Baustein.
 
[18:16, 11.6.2019] Goldilocks: Andersrum brauchen Fintechs also aber auch die Banken. Eher Mitspieler als Konkurrenten?
 
[18:24, 11.6.2019] von Hohenhau: Absolut, ich denke, es ist auch eher eine Evolution statt einer Revolution.
[18:25, 11.6.2019] von Hohenhau: Wir haben von Anfang an einen kollaborativen Ansatz verfolgt.
[18:26, 11.6.2019] von Hohenhau: Das sieht man ja u.a. an unserer erfolgreichen Kollaboration mit der Deutschen Bank und anderen Partnern.
 
[18:44, 11.6.2019] Goldilocks: Warum ist Teamwork so wichtig? Geht es da "nur" um mehr Effektivität oder auch um neue Mitbewerber? Die großen Player aus dem Silicon Valley übernehmen derzeit scheinbar immer wieder Aufgaben, die man sonst bei Banken sehen würde. Werden Facebook, Google und Apple Euch gefährlich? Oder: Was setzen die neuen Kooperationen den Tech-Riesen entgegen? Oder ist das gar nicht nötig?


[19:13, 11.6.2019] von Hohenhau: Die Frage beantwortet sich für uns anders als für andere Fintechs. Wir möchten eine neue, bessere Infrastruktur bauen, die von allen Marktteilnehmern genutzt werden kann. Das geht nur kooperativ.
 
[19:15, 11.6.2019] Goldilocks: Okay, aber als jemand, der mitten drin steckt: Geht die oben aufgemachte Rechnung für die anderen auf? Zwingen Facebook und Co. zum Handeln? Oder anders: Gibt es eine neue Situation, die die Kooperationsmentalität pusht?
 
[19:59, 11.6.2019] von Hohenhau: Ich denke, es sind eher die Konsumenten und die Marktlage, die zum Handeln „zwingen“.  Die GAFAs sind vor allem im Payment-Bereich eine Bedrohung.


[21:04, 11.6.2019] Goldilocks: Aber Facebook und Google teilen sich gefühlt die Daten aller potentiellen Deposit Solutions-Kunden. Ist hier künftig keine Gefahr zu erwarten? Oder konstruiere ich jetzt Probleme, die es nicht gibt?



[21:07, 11.6.2019] von Hohenhau: Im Moment haben Google und Facebook keine (oder sehr wenige) Bankdaten der Kunden. Es gibt auch einige Studien, die feststellen, dass die Kunden hier auch sehr skeptisch sind. Ich denke also, es wäre noch ein weiter Weg bis die Kunden Ihre Bankgeschäfte über Google und Facebook (außer vllt reine Zahlungen) abwickeln. Wenn das passieren würde, wäre dies allerdings sicher eine größere Gefahr für Banken als für uns als Infrastruktur-Provider.
[21:08, 11.6.2019] von Hohenhau: Ich muss mich jetzt aber leider für heute verabschieden, da ich jetzt mit einem Kunden zum Dinner verabredet bin.

Drei Tage später
 
[09:19, 14.6.2019] Goldilocks: Noch drei Fragen zum Abschluss. Da wär es toll, wenn die jeweils mit Emojis beantwortet werden können:
 
Ihr wachst rekordverdächtig. Welche Seite müsste sich bewegen, damit es noch schneller geht - Bank oder Kunde?
 
[09:19, 14.6.2019] von Hohenhau: *Emoji Handshake* 
 
[09:20, 14.6.2019] Goldilocks: Alle reden über Onboarding: Wie lange dauert das bei Euch bis zur ersten Transaktion a) für Endkunden bei Zinspilot b) für Banken, die Einlagen empfangen und c) für Banken, die das wiederum ihren Endkunden ermöglichen wollen?
 
[09:20, 14.6.2019] von Hohenhau: *Emoji Rakete*
 
[09:20, 14.6.2019] Goldilocks: 3) Was gab es zum Abendessen mit dem Kunden?
 
[09:20, 14.6.2019] von Hohenhau:  *Emoji Pasta*

[09:21, 14.6.2019] Goldilocks: Danke, dass Du Dich auf ein etwas anderes Interview eingelassen hast!

Das Interview führte Martin Pieck für GOLDILOCKS  – via Whatsapp.

Aktuelle News: Deposit Solutions kooperiert mit Identitätsdienst 'Yes'

 
Anfang Juli wurde der Start der Kooperation mit dem Identitätsdienstleister Yes.com AG bekannt gegeben. Mit dem Schweizer Ident-Dienst Yes wird eine medienbruchfreie Identifizierung von Kunden angestrebt. Dabei ist eine direkte Übertragung von ‚Know-your-customer-Daten‘ zwischen beteiligten Instituten mittels einer qualifizierten elektronischen Signatur vorgesehen. Auch der Sparkassen Innovation Hub kooperierte bereits erfolgreich mit 'Yes'. So waren die Schweizer unter anderem wiederholt Partner der Symbioticon, dem vom S-Hub gehosteten Hackathon der Sparkassen.

Über Deposit Solutions


Deposit Solutions wurde 2011 gegründet und ist Vorreiter im Open Banking. Ihre Mission ist es, Open Banking als neuen Standard für das Einlagengeschäft zu etablieren. Dafür arbeiten Sie mit Banken aus ganz Europa zusammen und ermöglichen neue Lösungen für zusätzliches Wachstum.